Träume

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[… Wo war Philipp?…]

Und war es noch sehr weit weg?

Vielleicht war noch ein weiterer Hinweis im Zettel versteckt! Ich holte ihn aus meiner Tasche heraus aber bei dem spärlichen Licht der Laternen konnte ich den Zettel unmöglich auf weitere Details prüfen. Ich musste also auf morgen warten. Ich sah mich um, nirgendwo eine Menschenseele. Die Häuser waren verriegelt und etwas anderes sah ich nicht. Ich musste wohl oder übel im Freien übernachten. Zum Glück war es Sommer und es fiel kein Regen. Ich setzte mich also an den Waldrand und begann zu schlafen. Ich hatte keine Angst, trotzdem hatte ich wieder denselben Traum. Schon wieder. Warum immer dieser?

Ich konnte es nicht beeinflussen. Ich konnte nur tatenlos zusehen, wie ich an der Schlucht stand. Der Wind wehte kräftig durch mein Haar. Das passte nicht zum Wetter, welches im realen Leben herrschte, es hatte schon seit Tagen nicht geregnet, geschweige denn der Wind wehte. Er trieb mir aber dennoch Tränen in die Augen. Ich schaute nach unten. Der Boden war nicht mehr zu sehen. Warum nur scheute ich nach unten?

Warum konnte ich das Ende nicht sehen, ich wusste doch, dass es da war! Ich hatte es schon in früheren Träumen gesehen, den Boden sogar gespürt! Neben mir spürte ich allerdings nicht den Boden, sondern eine Person, einen Jungen. Was sagte mir eigentlich, dass es ein Junge war?

Seine Silhouette näherte sich mir. Ich wollte mich gerade umdrehen um zu erkennen wer es war und verlor das Gleichgewicht. Ich konnte das Gesicht der Person einfach nicht sehen, ich konnte es niemandem zuordnen, so wenig Aussage oder Kontur lag darin. Wie in Zeitlupe fiel ich die Schlucht hinunter.

Die Person die neben mir gestanden hatte versuchte mich aufzufangen doch die Hand glitt durch meine Hand so als wäre meine gar nicht da. Ich fiel und fiel und fiel...

Es gab kein Ende. Jedenfalls sah ich im Traum keins, doch es war da. Ich spürte ein komisches Gefühl in meinem Körper. Mein Magen schien sich umzudrehen. Flog ich etwa?

Dieses Gefühl war ungewohnt, obwohl ich es schon mehrmals durchlebt hatte. Ich schrie so laut ich konnte. Ich sah nach unten. Ein gähnendes schwarzes Loch. Unter mir war einfach nichts. Dann kam der Boden.

Er kam plötzlich und ohne Vorwarnung. Ich sah ihn erst etwa einen halben Meter vor mir kommen. Es war zu spät um mich wegzudrehen. Der Aufprall. Meine Schreie endeten abrupt. War ich jetzt tot?

Ich konnte nichts mehr spüren von bewegen mal ganz zu schweigen. Ich lag da einfach nur. Nicht genug Luft um zu leben, nicht genug tot um zu sterben. Ich lag einfach nur da und der sanfte Wind trieb meine Tränen weg. Das Echo meiner Schreie hallte in der Schlucht wieder. Aber ich spürte, dass das noch nicht alles war. Irgendwas würde noch passieren. Etwas was ich nicht voraussagen konnte. Etwas, von dem Menschen wie ich nichts verstanden. Und tatsächlich, ich verstand überhaupt nichts. Ich musste an Philipp denken. Wo war er geblieben?

Wie oft schonhatte ich mir diese Frage gestellt? Es gab aber nur einen Weg, auf diese Frageeine Antwort zu finden: Suchen. Also stand ich wieder auf. Ziemlich unerwartetwar es mittlerweile schon Morgen. Zwar noch früh aber immerhin. Also ging ichlos und bald schon traf ich auf einen Stadtplan. Hierauf suchte ich dieBraunestraße. Sie war gar nicht mal mehr so weit entfernt! Auf dem Weg dorthinfragte ich mich, was Philipp mir wohl sagen wollte. Es musste wichtig sein,denn sonst hätte er die Nachricht nicht verschlüsselt. Es musste etwas sehrwichtiges sein. Etwas, wofür er extra ein paar Bezirke weiter ein Haus brauchte,um mich dann dorthin zu lotsen. Doch was es war blieb mir weiterhin ein Rätsel.Zwischendurch dachte ich auch mal an Lena. Ihr musste es ziemlich schwerfallen, sich eine gute Ausrede zu überlegen dafür, dass ich jetzt eine Nachtnicht da war. Ich stellte mir Das Gesicht von Herrn Akeston oder Steinkuhle vorwie er schrie: „Hier kann doch nicht jeder sagen was er will! Das geht dochnicht so weiter wo ist denn unsere Gemeinschaft?"

Ich musste kichern. Ja das konnte ich mirwirklich SEHR gut vorstellen! Ich war so in Gedanken versunken, dass ich an derBraunestraße vorbei ging. Dies merkte ich erst zwei Straßen weiter, ging dannaber zurück. „Braunestraße 31...", murmelte ich leise vor mich hin während ichdie Straße entlang rannte. Und die Straße war wirklich sehr lang. Angefangenbei 382 ging es immer weiter abwärts, je länger ich die Straße hinunter ging.

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Moon Child- Undying LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt