[… Alles wird gut…]
Das erleichterte mich etwas. So konnte ich wenigstens in Ruhe schlafen. Doch dann drängte sich die Angst wieder in den Vordergrund. Wieder die Schlucht, wieder die Silhouette einer Person. Doch ich versuchte mich zu wiedersetzen, ich wollte die Person nicht ansehen, ich wollte nicht die Klippe herunterstürzen. Doch war es Schicksal, dass ich trotzdem stürzte? Jetzt drehte ich mich im freien Fall um. Wie in Zeitlupe. Dort oben stand jemand. Es war aber leider verschwommen. Ich streckte meine Hand aus.
„Halt mich!!"
schrie ich der Person zu.Diese schien erschrocken. Doch trotzdem streckte sie ihren Arm aus. Unsere Hände glitten jedoch durcheinander durch, als wären sie gar nicht da. Ein Gefühl von freiem Fall stieg in mir hoch. Es war befreiend. Ich wusste, ich würde gleich sterben aber trotzdem hatte ich nichts dagegen. Ein kalter Luftzug umhüllte mich. Es war angenehm. Ich schien alles um michherum zu vergessen. Ich war... glücklich?!
Dann der Aufprall. Ich konnte mich nicht mehr spüren, aber es fühlte sich befreiend an. Nie wieder Mauern in meinem Leben! Nie wieder verschlossene Türen! Freiheit!! Das Blut floss wie eine wärmende Hülle um mich herum. Ich würde eins werden mit der Natur und mir selbst. Glücksgefühle stiegen in mir hoch, dann wachte ich auf. Ich war immer noch im Arztzimmer. Ich rieb mir den Kopf? Was war das für ein Traum? Ich fand es echt... schön?! Nein wie konnte das sein? Es fühlte sich so erfrischend an! Das warme Blut, das um meinen Körper floss. Es hüllte mich ein wie eine Decke. Wie konnte ich nur den Tod als angenehm empfinden? Das konnte nicht sein! Ich legte meinen Kopf auf meine angewinkelten Knie.
Ich weinte. Warum weinte ich? Ich richtete mich auf. Meine Augen waren staubtrocken. So sehr ich auch zu weinen versuchte wurde mir mit der Zeit klar, dass ich nicht weinen konnte, aus welchem Grund auch immer. Ich stand auf und ging zum Fenster. Mittlerweile war es Nacht geworden. Ich schob den Vorhang zur Seite und schaute aus dem Fenster. Es blinkten ein Paar Lichter in der Nacht und am Himmel standen ein Paar Sterne. Ich klammerte mich am Vorhang fest. Irgendetwas machte mir Angst. War es die Höhe oder warum hatte ich so Angst?
Déjà-vu.
Schon wieder.
Ich hatte hier schon mal gestanden! Ganz sicher!! Ich zog den Vorhang wieder zu und ging wieder in mein Bett. Ich konnte es einfach nicht vergessen! Egal, jetzt musste ich erst mal schlafen, ich hatte nämlich schon lange nicht mehr so lange durchgeschlafen. Ich legte mich auf die rechte Seite und versuchte zu schlafen. Vergebens. Mir fehlte mein Zuhause, meine Eltern und Terces. Sie waren immer für mich da und Terces hätte sich jetzt sicher neben mich gelegt und mich getröstet! Hatte ich etwa Heimweh? Ich wusste es nicht und nach Hause konnte ich jetzt auch nicht. Dieses Krankenhaus hielt mich einfach hier gefangen. Ich suchte mein Handy aus meiner Jackentasche und schaute darauf. Ich wollte Philipp anrufen, doch ich hatte keinen Empfang. Am Anfang dachte ich, dass dieses Haus einfach altmodisch sei, aber dann wurde mir klar: Dies war ein Krankenhaus! Hier war ein absolutes Handyverbot. Ich seufzte und legte mein Handy wieder weg. Ich kramte weiter in meiner Jackentasche. Hier musste es doch irgendwo sein! Ich spürte ein knittriges Blatt in meiner Hand. Ich zog es heraus und war erleichtert. Ich hatte es nicht vergessen! Ich sah auf das Papier, welches sich als Foto herausstellte. Darauf waren Terces und ich. Ich war noch etwas kleiner und hatte Terces gerade erst bekommen als dieses Foto entstand. Es spiegelte mein wahres Ich wieder. Ich versuchte aber immer wieder mich selbst zu verdrängen. Ich wollte so leben, wie es gut wäre! Doch Terces hatte mich immer eines anderen belehrt. Er hatte mich verstanden, mich gemocht so wie ich war! Ich war damals so glücklich und ausgelassen.Sollte ich mich Philipp gegenüber auch so wie ich wirklich war verhalten? Ich machte mir noch ein paar Gedanken, dann schloss ich die Augen und fiel in einen unruhigen Schlaf. Ich fiel und fiel und fiel... wie immer. Immer und immer wieder derselbe Traum. Was hatte das zu bedeuten? Ich träumte immer ein Stückchen weiter. Als wäre es mein Schicksal, meine Geschichte. Sie wurde mir gezeigt, ohne dass ich da was gegen tun konnte. Bald war ich nicht mehr bei mir. Ich träumte nichts mehr und ich machte mir keine Gedanken mehr. Mein Kopf hatte sich abgeschaltet, den Not- Aus Knopf gedrückt. Ich durfte mir nicht immer so viele Gedanken machen, das war nicht gut für mich. Das denken an sich sollte abgeschafft werden. Sollte gar nicht existieren. Am nächsten Morgen wurde ich vom Frühstück geweckt. Ich hatte nicht viel Appetit und mein Hals war sehr trocken. So ging das Leben im Krankenhaus weiter. Lena kam mich jeden Tag besuchen, manchmal kamen auch Jana oder Mia mit aber Philipp kam nicht. Nicht ein Mal. Ich dachte mir, er hätte es vergessen, aber nach Lena war er schon seit meinem Unfall nicht mehr in dem Haus der Klassenfahrt gewesen. Ich hatte Angst um ihn. Was war ihm passiert?
Black out. Ich war wieder weg. Fragen über Fragen, mein Kopf zog den Stecker. So konnte das nicht weitergehen. Ich konnte nicht bei jeder Frage die Ich mir selbst stellte in Ohnmacht fallen. Hatte das was mit meinem Herzen zu tun?
Black out. Alles schwarz. Diesmal dauerte es etwas länger, bis ich wieder zu mir kam. Als ich die Augen aufmachte war der Doktor bei mir. Er verkabelte mich, um meine Gehirnaktivität zu überwachen. Er wollte die Ursache meiner Häufigen Ohnmacht herausfinden. Aber da ich es selbst nicht wusste, konnte ich es ihm auch nicht sagen. Ich wollte es ja auch wissen aber noch mehr wollte ich wissen wo Philipp war. Ich spürte, wie alles Blut in meinen Kopf stieg. Gleich würde es wieder so weit sein, gleich wäre ich wieder vor einer schwarzen Wand, eingesperrt im nichts. Ohne Philipp, ohne Terces, ohne Jana... Von allem abgeschirmt, dass mir etwas bedeutete. Solange ich auch wartete, ich bekam kein Lebenszeichen. Nicht einen Ton von den Leuten, die ich gerne hatte. Auch nicht von Terces. Und das mochte was heißen, denn Terces hatte mich noch nie im Stich gelassen.
Noch nie.
Noch nie.
Noch nie...
[1043 WÖRTER]
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Moon Child- Undying Love
FantastikDas erste Buch der Child Reihe. Die Geschichte handelt von einem 14 Jahre alten Mädchen namens Luna. Zum Buchtitel: Luna-> la lune-> der Mond Moonchild_nono-> Moon-> Mond