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Fay 6:32
*Piep! Piep! Piep!*
,,Halt die fresse du scheiß Wecker..."Brumme ich in mein Kissen. Aber natürlich hört er nicht auf mich und gibt unermüdlich seinen nervtötenden Ton von sich. Ich greife nach meinem Handy und mache den Wecker aus.
Dann starre ich die Decke an. Ich habe mal mit dem Gedanken gespielt, dort den Sternenhimmel drauf zu malen. Mit allen Sternenbildern. Oder einem Großteil zumindest.
,,Fay aufstehen!"
,,Danke Arschloch, aber ich bin schon wach!"
Nichts geht mir mehr auf die Nerven, als Kobys Stimme zu hören, während ich mich noch im Halbschlaf befinde.
Ich schleppe mich aus meinem Bett zum Kleiderschrank. Schwarze Jeans, schwarzer Pullover mit weißer Aufschrift. Mit Farbe hab ich in meinem Kleidungsstil nicht viel verloren. Nur in meinen Pieces ist oftmals mehr als genug Farbe.
Ich verlasse mein Zimmer, nachdem ich noch mein Handy vom
Bett genommen habe und mache mich auf den Weg ins Bad. Aber die Tür ist abgeschlossen.,,Koby ist das dein verdammter Ernst?! Nicht nur du musst in die Schule! Mach auf!"
Ich trommele mit beiden Fäusten gegen die Tür. Wie gut das ich meine Mittelchen habe, um die Tür auch von außen zu öffnen. Innerhalb von zwei Sekunden klackt das Schloss und die Tür springt auf.
Mein Bruder steht vor dem Spiegel. Ich dränge ihn etwas beiseite, sein Rumgeschreie ignorierend. Ich vollführe eine kurze Katzenwäsche, Haare hatte ich gestern gewaschen.
Dann schlüpfe ich in meine Klamotten, putze meine Zähne und mache mir einen unordentlichen Dutt. Denn erst so kommt mein Secret Undercut zum Vorschein. Ich hebe meinen Schlafanzug vom Boden auf und schmeiße diesen auf mein Bett.
In meinem Zimmer suche ich meine Schulsachen zusammen, werfe diese in meinen Rucksack und hüpfe die Treppe runter in die Küche. Ich hab keinen Hunger und packe mir daher nur ein Brot und einen Apfel ein.
,,Bis nachher Vollidiot!"
,,Machs gut Arschgesicht!"
Unsere Verabschiedungen sind jedes Mal aufs neue so liebevoll. Schnell ziehe ich mir Schuhe und Jacke an (beides schwarz, wer hätte es gedacht) und verlasse das Haus.
Mein Fahrrad lehnt gegen den Gartenzaun und ich schiebe es auf die Straße. Dann schwinge ich mich auf den Sattel und fang an zu treten. Bis zur Schule habe ich einen Weg von 10 Minuten.
Bei den Fahrradständern schließe ich mein Rad direkt neben denen von Paula und Luna an. Zwei meiner Freundinnen. Schnell springe ich die Treppen zum Haupteingang hoch.
Direkt hinter der Tür treffe ich auch schon auf den Rest meiner Freunde. Paula und Luna, sowie Kayla und Lia.
,,Na Fay? Motiviert siehst du aus"
scherzt Lia.
,,Danke gleichfalls"
wir erzählen noch ein wenig über den neusten Klatsch und gehen schließlich in unsere Klasse. Mathe. Eins meiner Lieblingsfächer. Ohne Witz. Mathe ist eigentlich total einfach. Wenn man es verstanden hat. WENN.
Ich lasse mich auf meinen Platz neben Alex fallen und hole meine Bücher und meinen Skizzenblock raus. Diesen schlage ich auf und nehme mir einen Bleistift zu Hand.
,,Hey das sieht echt gut aus"
sagt Alex im selben Moment in dem unsere Lehrerin rein kommt. Wir kauen den Stoff wie jedes Jahr nur mühselig durch. Umso glücklicher sind wir als es zur Pause klingelt.
Ich hole mein Handy aus dem Etui. Ich meine, wer hat das da bitte nicht während des Unterrichts? Dann stecke ich noch meinen Squeezer ein, obwohl ich mich eh nicht traue, auf dem Schulhof zu taggen. Egal. Man Weiß nie.
Beides, Handy und Squeezer, verstaue ich in meinen Hosentaschen. Luna, Paula, Kayla, Lia und ich verlassen unseren Klassenraum und stürmen zum Vertretungsplan. Vielleicht haben wir ja Glück und irgendeine Stunde fällt aus.
Aber wie auch schon in den letzten paar Jahren, ist das Glück nicht mit uns. Keine Vertretung und kein Entfall. Wir schlurfen Richtung Spinde.
Hier befinden sich auch die 5-, 6- und 7-Klässler. Er wird auch "Flur der Nervensägen" genannt. Das Gedränge wird mehr, kleine Kinder flitzen an uns vorbei und der eine schubst mich dabei ungünstig zur Seite.
Mit einem lauten Scheppern falle ich gegen einen Spind. Alle sehen mich and, niemand bewegt sich. Stille. Als ich mich wieder aufrichte, und wieder zu den anderen gehen will, geht der Trubel auch schon weiter.
Der übliche Lärm kehrt zurück, die Kinder rennen wieder über die Gänge und wir setzen unseren Weg fort. Als Paula und ich an unseren Spinden vorbeikommen, wollen wir gleich die Politikbücher mitnehmen. Doch vor meinem Spind stehen zwei Jungs.
Ich habe sie noch nie gesehen, außerdem tragen sie die übliche Hausmeisteruniform. Ich räuspere mich, aber ich werde einfach ignoriert.
,,Dürfte ich vielleicht kurz an meinen Spind?"
Keine Reaktion.
,,Hallo?!"
Ich Fuchtel mit meinen Armen und werde direkt von beiden angeguckt.
,,An meinen Spind. Danke"
Sie rutschen ein Stück zur Seite, sodass ich mich hinhocken kann um an meine Tür zu kommen. Wir haben leider total kleine Schließfächer, vier Stück übereinander und meiner ist natürlich der zweite von unten.
Gebückt krame ich nach meinem Buch. Paula ist schon fertig und wartet auf mich während ich noch die Tür zuschließe. Als ich aufstehe, merke ich nicht das mein Squeezer aus der Hosentasche fällt.
,,Hey Prinzessin! Den hast du verloren"
ich drehe mich um und bemerke das mir einer der Jungs meinen Squeezer hinhält.
,,Ups... Äh... Ja danke."
Peinlich berührt nehme ich meinen türkisen Marker zurück und drehe mich auf dem Absatz um, um so schnell wie möglich die Biege zu machen. Die anderen treffen Paula und ich im Klassenraum an.
Genau pünktlich zum nächsten Stundenbeginn, sitzen wir auf unseren Plätzen...
*Piece/Pieces: Kunstwerke in der Graffitiszene. Ein fertiges Bild wird Piece genannt
*Squeezer: Stift zum illegalen taggen
*taggen: Taggen ist das verbreiten von seinem Künstlernamen mit einem Stift (z.B. Squeezer)Hey Leute. Ich werde des Öfteren unter den Kapiteln so manche Wörter aus der Graffitiszene erklären. Manche kennen vielleicht das ein oder andere Wort. Bei weiteren Fragen; einfach fragen :D Bis denne ><
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Sprühdosen-Liebe
Novela JuvenilFay, 16, leidenschaftliche Sprayerin. Natürlich nur legal. In ihrer Freizeit sprayt sie im Garten oder Aufträge für andere. Cooper, sein richtiger Name ist unbekannt. Die Graffitiszene kennt ihn nur als Mator. Er und seine Crew bilden die meist gef...