Kapitel 5

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Cooper 14:03 Uhr

,,Die Kleine ist echt ganz niedlich. Vor allem, sie ist einfach Sprayerin. Wie cool ist das bitte. Und hast du dir mal ihr Blackbook angeguckt? So eine könnten wir noch in unserer Crew gebrauchen. Ich glaube, ich hol mir die. Ich meine, diese Augen... Diese Zeichenskills... An ihr ist alles perfekt."

Oliver redet ununterbrochen von Saiz seit wir sie nach Hause gebracht haben.

,,Alter O. Jetzt halt die Fresse. Wenn du noch ein Wort über sie verlierst, kannst du zu Fuß gehen!"

Mir reichts. Was interessiert es mich, ob er was von Saiz will oder nicht. Außerdem kennt er sie nicht mal.

Gut, sie sieht nicht schlecht aus, da hat er recht. Aber vielleicht hat sie ja auch einen Charakter wie ein Schwein oder so. Das weiß er doch gar nicht.

Ich bringe Oliver nach Hause und verspreche ihm, ihn nachher abzuholen. Dann fahre ich zu meiner Wohnung.

Warum ich schon mit 18 alleine in einer Wohnung wohne? Meine Eltern wollen von mir nichts hören.

Seit ich in der Graffitiszene unterwegs bin, bin ich in etliche Bandenkriege geraten. Außerdem meinen sie, ich würde mich isolieren. Nicht nur von ihnen, auch meine Ex hat wegen meinem extravagantem Hobby Schluss gemacht. Und meine Freunde haben mir nach und nach den Rücken zugekehrt.

Dafür fand ich meine neuen Freunde und vor allem meine neue Familie in der Szene.

Ich ziehe die lächerliche Latzhose aus und auch das Hemd weicht meinem Farbtshirt. Es ist am Saum leicht bunt, da ich dort meine Hände immer abwische.

Ich lasse mich auf mein Sofa fallen. Dann lasse ich den Blick durch meine Wohnung schweifen. Sofort springe ich wieder auf und laufe zu meinem Dosenvorrat.

Ich schnappe mir im Laufen noch meinen großen Rucksack und stopfe dann den Rucksack voll mit Dosen. Meine Atemschutzmaske und meine Snapback landen ebenfalls im Rucksack.

Letzteres hole ich wieder raus und setze sie mir auf. Dann lasse ich den Rucksack neben meiner Tür auf den Boden fallen. Ich weiß nicht wieso, aber ich freu mich schon, einen neuen Sprayer im Untergrund zu fördern und fertigzustellen. Mal gucken wie lange sie braucht, bis sie mit der Dose eins ist.

Unschlüssig gehe ich in die Küche und bleibe stehen. Ich weiß gerade einfach nichts mit mir anzufangen. Ich stehe bestimmt 20 Minuten einfach nur so da. Erst mein Handy reißt mich aus meinen Träumen.

,,Hallo?"

,,Ey wo bleibst du?! Du wolltest vor 2 Minuten bei mir sein"

Oliver. Heult er gerade wirklich wegen 2 Minuten rum? Außerdem hab ich doch nur 20 Minuten wie blöd in die Luft geguckt, oder etwa nicht?

Schnell werfe ich einen Blick auf die Uhr. Tatsächlich stand ich eben eine Dreiviertelstunde unnütz in der Küche... Das muss man erstmal schaffen.

,,Sorry O. Ich bin auf'm Weg"

ich stecke mein Handy in die ausgeleierten Taschen meiner Sprayhose die mal eine schöne schwarze Jogginghose war.

Seitdem da beim Streichen meiner Wohnung Farbe draufgekommen ist, wird die zum Sprayen angezogen.

Dann bugsiere ich den Rucksack auf meinen Rücken der bei jedem Schritt ein Geräusch von aneinander klappernden Dosen von sich gibt.

Ich schnappe mir die Schlüssel für mein Auto und schließe die Wohnungstür hinter mir ab. Ich springe die Treppen förmlich runter und laufe aus der Haustür auf mein Auto zu.

Sprühdosen-LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt