Kapitel 22

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21:33 Uhr

Fay

Wehmütig starrt Cooper das Konstrukt aus Decken-welche mit Stockflecken übersät sind- und Holzstäben an.

Vielleicht hat das mit seiner Vergangenheit zu tun. Vielleicht sogar mit seiner Narbe. Er schüttelt seinen Kopf und marschiert entschieden in die genau entgegengesetzte Richtung.

Der Himmel ist schon dunkelrot und ich muss ja wirklich sagen, dass ich eine Schwäche für Sonnenuntergänge habe. Ich halte alles mit meiner Kamera fest, doch diese habe ich leider gerade nicht dabei und so bleibt mir wohl oder übel nichts anderes übrig, als Cooper hinterher zu laufen.

Der setzt sich gerade hin und lässt die Beine vom Dach baumeln. Ich muss dazu sagen das das Haus wirklich hoch ist und es mich einiges an Überwindung kostet, meine Beine durch die Brüstung zu stecken.

Ich weiß, dass ich nicht fallen kann, weil eben diese Brüstung meinen restlichen Körper von der Dachkante entfernt hält. Ganz vorsichtig lehne ich mich ein Stück nach vorne und stecke den Kopf durch das Geländer; okay man kann vielleicht doch fallen, aber dazu gehört schon extrem viel Ungeschick.

Nachdem ich mich komplett versichert habe, das mir nichts passieren kann, entspanne ich mich und lasse meinen Kopf auf meine Arme sinken, welche ich auf dem Geländer abgelegt habe.

Dabei drehe ich meinen Kopf so, dass ich Cooper angucken kann, welcher meinen Blick erwidert. Seine braunen Haare glänzen wunderschön in der Sonne und ich kann nur mit Mühe unterdrücken, wieder seine Haare durchzuwuscheln. Was ich nicht unterdrücken kann, ist das Lächeln was sich auf meine Lippen geschlichen hat.

„Was denn?"

Irritiert fasst Cooper sich ins Gesicht.

„Nichts. Gar nichts. Du siehst gerade einfach nur schön aus."

,,Tu ich das nicht immer?"

Witzelt er. Da hat er leider recht, zumindest seit ich ihn kenne, sieht er wirklich gut aus.

,,Okay Spaß. Aber weißt du was viel schöner ist? Das ich das wohl heißeste, lustigste, künstlerischste und einfach perfekteste Mädchen jetzt fragen werde ob..."

Ich merke wie ich rot werde, hoffentlich sieht man das bei dem Sonnenuntergang nicht. Das waren die wohl schönsten Worte die jemand zu mir gesagt hat und noch während ich das denke, fummelt er ein zusammengefaltetes Stück Papier aus seiner Hosentasche.

Er hält es mir erwartungsvoll hin und ich nehme das Stück Papier in die Hand. Ganz langsam Falte ich es auseinander.

*Willst du mit mir sprühen? Kreuze an*
( ) ja
( ) nein
( ) vielleicht

Woher weiß er, dass ich schon immer so einen Zettel bekommen wollte. Und wie kann es sein, dass der härteste Junge aus der krassesten Graffiticrew Kölns, so ein Romantiker sein kann?

,,Ich brauche einen Stift"

Ich grinse ihn freudig an, darauf bedacht nicht gleich los zu kreischen, weil ich gerade vor Glück zu platzen drohe. Ich lasse meine Beine schaukeln, lege den Kopf etwas schief und lasse mir beim Ankreuzen mit Absicht ganz viel Zeit.

Cooper zappelt ungeduldig neben mir und trommelt mit den Fingern auf die Brüstung. Das ist wirklich Mega süß von ihm, auch einfach die Umdichtung, es passt einfach.

Und so kreuze ich natürlich (x) ja an.

Ich falte den Zettel genauso wie er war und strecke ihn Cooper wieder entgegen. Dann wende ich meinen Kopf wieder dem Sonnenuntergang zu. Aus den Augenwinkeln beobachte ich, dass Cooper den Zettel auseinander faltet und zu Grinsen beginnt.

Nun legt er seinen Kopf genau wie ich auf seine Arme und sieht mich an. Ich kann mir das Grinsen schon wieder nicht verkneifen.

Sprühdosen-LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt