Kapitel 5

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Nachdem ich die Tür von Amy's Zimmer geschlossen hatte, ging ich auf Ihr Bett zu. Ich setzte mich auf die Bettkante und betrachte meine beste Freundin. Sie sah ziemlich fertig aus. Sie hatte tiefe Augenringe wohingegen ihr Gesicht so blass wirkte. Neben ihrem Bett stand ein Eimer und ich wollte gar nicht wissen, wie viel da schon drin gelandet war. Ich schaute sie mit besorgten Blick an.

„Hey." Meine Stimme war nicht mehr als ein flüstern.

„Hey." Sie lächelte mich schwach an, was ich nur erwiderte.

„Wie geht es dir?"

„Mir gings schon mal besser." Sie lachte ein wenig.

„Hey! Ich muss dir was erzählen!" Ich setzte mich gerade hin und Amy schaute mich interessiert an. „Leg los!" kam es von ihr. „Also pass auf: Du weißt nicht, was Gina (Aussprache: Jina) heute wieder gebracht hat!.."

Nachdem ich ihr haargenau erzählt habe, dass Gina, nachdem sie ihren Vitaminriegel verschlungen hatte, mitbekommen hatte, dass dieser genau so viel Zucker beinhaltete, wie ein normaler Schokoriegel – obwohl sie dachte er würde TOTAL GESUND sein, wie sie immer beteuerte – total ausgerastet ist, hat sie sich vor Lachen nicht mehr halten können. Ihr müsst wissen Gina ist eine totale Oberzicke. Und ehrlich gesagt habe ich es ihr gegönnt!

"Wie lange musst du noch zu Hause bleiben?"

"Der Arzt hat gesagt, dass wenn es mir im Laufe der Woche wieder besser geht, kann ich Montag wieder kommen." Sie lächelte.

"Ist dir gerade dolle schlecht?" ich kann es nähmlich nicht leiden, wenn sich irgendjemand in meiner Nähe übergibt. Mir wird dann auch total schnell schlecht. Und ich hasse es mich zu übergeben. Seit gut 3 Jahren bin ich jetzt kotzfrei und da bin ich auch stolz drauf!

"Nein. Mir gehts soweit grad ganz gut."

"Ok." mein Blick huschte zu dem Wecker, der auf ihrer Komode stand. Daneben stand ein Bild von uns. Ich weiß noch genau was das für ein Tag war.

~ FLASHBACK~

"Du kriegst mich nicht!" rief ich lauthals hinter mich an meine allerbeste Freundin Amy. Ich rannte durch etliche Gebüsche und lief slalom um die Bäume.

Es war ein warmer Sommertag, ein Tag vor meinem 8. Geburtstag. In der Nähe unseres Hauses ist ein kleiner Wald, wo wir früher immer diverse Spiele gespielt haben.

"Gleich hab ich dich!" Schrie sie mir zu. Ich verschnellerte mein Tempo, und als ich sie nicht mehr hinter mir hörte, blieb ich letztendlich stehen. Ich versteckte mich hinter einem großen Baum. Mein Atem ging schnell und mein Herz hämmerte gegen meine Brust und ließ meinen Kopf dröhnen. Doch das machte mir nichts aus. Ich versuchte die Luft so gut es ging anzuhalten ohne dass ich daran zu ersticken drohte. Ich guckte mich um und lauschte. Es war still. Zu still. Ich drehte mich um den Baum, als ich plötzlich zwei Hände an meinen Schultern spürte und einen lauten Schrei wahrnahm.

"ICH HAB DICH!!!" schrie Amy dicht an meinem Ohr. Ich drehte mich lachend um.

"Lass uns zurück laufen. Da oben sind schon dicke graue Wolken. Bestimmt wird es gleich regnen." Amy nickte mir zustimmend. Also machten wir uns auf den nach Hause Weg. Natürlich fing es an zu regnen und wir waren noch nicht mal annähernd zu Hause.

Als wir endlich am Waldrand ankamen waren wir schon völlig durchnässt. Wir wollten gerade den kleinen Hang hoch, als ich volle Kanne ausrutschte und Amy gleich mitriss, die hinter mir ging. Wir lagen lachend im Schlamm und versuchten uns auszurappeln. Als wir dies geschafft hatten starteten wir noch einen Versuch den kleinen Hang hochzuklettern und schafften dies auch. Jetzt waren es nur noch ein paar Meter bis nach Hause.

Wir standen ein paar Minuten später bibbernd vor der Haustür und kligelten Sturm. Als uns meine Mutter kurz danach die Tür öffnete sah sie uns mit einem schmunzeln im Gesicht an.

"Was habt denn nur wieder gemacht?" Sie schüttelte lachend den Kopf.

Wir saßen kurze Zeit später zusammen und einer Decke eingekuschelt vor dem Fernseher und tranken von unserem Tee. Meine Mutter kam mit einer Kamera ins Zimmer. Amy und uns guckten und lächelnd an. Wir wussten was sie vorhatte.

Meine Mutter macht zu jeder denklichen Situation Bilder. Als andeken, da sie findet, dass die Zeit so schnell vorbei geht und man diese Momente festhalten müsse. Ehrlich gesagt bin ich da voll ihrer Meinung. Seit diesem Tag sind nun gute 7 Jahre vergangen, und ich weiß nicht, wo die hin sind. Amy und ich haben seit dem schon so viel erlebt. Sind durch dick und dünn gegangen. Und dafür bin ich ihr verdammt dankbar! Ich habe sie so verdammt lieb.

Meine Mutter hielt die Kamera auf uns, und in dem Moment in dem sie abdrückte, streckten wir beide gleichzeitig die Zunge raus.

~FLASHBACK ENDE~

Auf dem Bild saßen wir also in die dicke rote Decke gekuschelt, mit den Tassen in der HAnd und rausgestreckter Zunge. Das sie das immernoch hat...

Sie hat mein Blick wohl bemerkt, denn plötzlich hörte ich sie sagen : "Das ist mein Leblingsbild." sie lächelte mit dem Blick fest auf das Bild gerichtet, als würde sie auch an den Tag von damals denken.

"Meins auch."

Stille. Wir beide hingen unseren eigenen Gedanken nach.

"Ich hab dich so lieb. Ich bin verdammt froh dich als Freundin zu haben, Amy. Du bist genauso dumm und bekloppt wie ich. Das verbindet uns." brach es plötzlich aus mir herraus.

Ich beugte mich nachvorne und sie zu umarmen. "Ich hab dich so lieb." flüsterte sie in mein Ohr, was mich noch mehr zum lächeln brachte.

Nach Stunden des laberns und lachen über alte Zeiten musste ich gehen. Es war bereits um 6. Ich verabschiedete mich von ihr, mit dem Versprechen sie über Gina auf dem laufenden zu halten, und ging die Treppe runter. Ich ging schnell ins Wohnzimmer, um ihrer Familie nich tschüss zu sagen, doch fand nur Dane vor. Mein Herz fing augenblicklich schneller an zu schlagen und ein Kloß bildete sich in meinem Hals.

Ich räusperte mich und schluckte den Kloß herrunter. "Ich geh dann mal." Ich lächelte ihn verlegen an und erwartete keine Antwort, sondern drehte mich rum und war schon auf den Weg in den Flur, doch ich hörte ihn "Tschüss Lina." sagen und ich schmolz sofort bei seiner Stimme dahin. Doch ich ließ es mir nicht anmerken, sondern setzte einfach einen Fuß vor den anderen, was sich allerdings als ein wenig schwierig herrausstellte. Sie waren ein wenig wakellig geworden, weswegen ich mich innerlich verfluchte. In seiner Nähe fühlte ich mich immer wie ein Baby, was erst laufen oder sprechen lernt..

Ich versuchte, so gut es ging, die letzten Schritte bis zu dem Schuhen zu laufen, und dann, nachdem ich sie mir angezogen hatte, es letztendlich zur Tür zu schaffen. Als ich dies geschafft hatte, atmete ich erleicchtert aus. Ich riss sie auf und schlüpfte hinaus an die frische Luft.

Als ich wieder zu Hause ankam, schmiss ich wie gewohnt meine Sachen in die Ecke, ging in die Küche, um was zu essen, und gung hoch in mein Zimmer. Dort machte ich mich Bettfertig. Es war inzwischen halb 8. Eigentlich ging ich nie so früh ins Bett, doch heute war ich erstaunlich müde.

Ich beschloss nochmal runter in die Küche zu gehen, um mir ein Glas Wasser zu holen, und um meinen Eltern Gute Nacht zu sagen. Als ich wieder in meinem Zimmer ankam, stellte ich das Glas auf meine Kommode und ließ mich ins Bett fallen. Ich machte das Licht aus und legte mich bequem hin.

Ich ließ den Tag nochmal revue passieren und musste mal wiedr an Dane denken. Sein lächeln, seine Augen, einfach alles an ihm war so... perfekt. Ich schwelkte so in Gedanken, dass ich gar nicht bemerkte, wie ich immer mehr ins land der Träume abtrifftete. Schließlich war ich komplett weg.

Vielleicht nur ein TraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt