Es ist dein Geburtstag. Du bist nicht unbedingt ein Freund von Partys und feierst deshalb nur im kleinen Kreis – nur mit deinem besten Freund, Martin. Ihr kennt euch schon seit dem Sandkasten, wobei ihr euch damals nicht wirklich leiden konntet. Doch mit der Zeit hat sich das gelegt, sodass du sogar seitdem du 12 bist, heimlich in ihn verliebt bist. Zu deinem Geburtstag hattest du eigentlich vorgenommen, es ihm zu sagen, allerdings macht dir seine neue Freundin da ein Strich durch die Rechnung.
Er hatte lange keine Freundin, eigentlich, noch nie wirklich. Aber diese Tussi, wie du sie einfach nur bezeichnen magst, hat es schlagartig geändert, genauso wie ihn. Er ist einfach nicht mehr derselbe, ständig blockt er ab, hat keine Zeit mehr für dich, obwohl ihr noch vor ein paar Wochen unzertrennlich ward. Es ist schon fast ein Wunder, dass er überhaupt zu deinem Geburtstag kommt, ohne vorher einen großen Film zu schieben."Alles klar bei dir, Schatz?", fragt deine Mutter und reißt dich aus deinen Gedanken.
"Ja alles in Ordnung. Wann wolltet ihr ausgehen?"
"Du kannst es wohl kaum erwarten, das Haus für dich zu haben!"
Sie kennt dich gut, worüber du auch wirklich glücklich bist, die Sache mit Martin allerdings hast du ihr nie erzählt, oder überhaupt im weitesten Sinne erwähnt. Das würde nur bei Papa und deinem Brude landen, die dich dann ständig aufziehen würden.
"Wir gehen so gegen halb sieben.", antwortet sie dir letztendlich mit einem warmen lächeln. "Also in fünf Minuten."
Du nickst nur stumm und geh dann ins Wohnzimmer, wo du dir den Fernseher anschalte und die einzelnen Kanäle, bis endlich ProSieben lief, überspringe. The Big Bang Theory Marathon. Das kommt genau richtig, immerhin lieben Martin und ich diese Serie abgöttisch. Als du gerade in das Abendprogramm versunken warst, klingelt es schon an der Tür. Du hast gar nicht mehr mitbekommen, wie der Rest deiner Familie das Haus verlassen hat.
"Hi.", sagst du schlicht, bevor du deinem besten Freund um den Hals fällst und ihn länger als sonst umarmst.
"Hallo.", antwortet er, während er dich näher an sich heran zieht und dich nach drinnen schiebt, ohne sich aus der Umarmung zu lösen. "Alles Liebe zum Geburstag."
Ihr steht bestimmt noch weitere drei Minuten wie zwei Idioten da und macht einfach gar nichts, außer euch zu umarmen. Als ihr euch notgedrungen wieder voneinander löst, überreicht er dir sein Geschenk für dich. Grinsend nimmst du es entgegen und öffnest es vorsichtig. Es ist eine Kette. Nein, keine Kette. Ein Armband. Mit euren beiden Namen darin eingraviert. Leicht ungläublich schaust du ihn an.
"Das ist doch viel zu teuer!", beklagst du dich, obwohl du eigentlich überaus glücklich bist. "Das hättest du echt nicht ma-"
"Doch hätte ich.", unterbricht er dich mit einem lächeln. "Es ist das mindeste, was ich tun konnte, nachdem ich die letzten Wochen kaum Zeit für dich hatte. Mittlerweile weiß ich ja, was es für ein Fehler war, dich für dieses… Miststück vernachlässigt habe."
"Moment mal, Miststück? Ich dachte, sie ist deine große Liebe??", fragte ich leicht ungläubig, während wir uns auf die Couch setzten. "Martin. Was ist passiert?"
"Es… hat einfach nicht gepasst.", sagte er zögerlich und schluckte. "Ja… Das konnte auf dauer… einfach nicht gut gehen."
"Und was ist wirklich passiert?"
Natürlich hat er gelogen. Du merkst das sofort. Du kennst ihn besser, als irgendjemand sonst und umgekehrt. Deswegen habt ihr auch keine Geheimnisse voreinander - eigentlich.
"Sie… hat mich betrogen."
"Martin."
Nun tat er dir leid. Es tat dir vor allem leid, dass du es aus ihm herausgeholt hat. Du verstummst und nimmst ihn einfach nur in deine Arme. Wieder sitzt ihr da, umarmt euch und seid einfach wie früher. Wie bester Freund und beste Freundin. Aber doch irgendwie mehr.
"Ich muss dir was sagen.", platzt es plötzlich aus ihm heraus.
Etwas verwirrt lehnst du dich zurück und schaust ihm in die Augen. Seine Augen - das wahrscheinlich schönste an ihm, deiner Meinung nach.
"Du weißt, du kannst mir alles sagen."
Irgendwie, bereust du deine Worte. Dein Magen tanzt gerade Samba vor Aufregung, auch wenn du nicht weißt, was er dir sagen möchte. Eigentlich, wolltest du ihm auch was sagen. Das lässt du aber lieber, denn es ist wirklich nicht angebracht, ihn jetzt mit deinen Gefühlen für ihn zu überhäufen. Komplett in deinen Gedanken versunken, nimmst du nur gerade so vor Schreck war, was sich abspielt. Vorsichtig, legt Martin, dein bester Freund seit über fünf Jahren, der Junge, den du seit zwei Jahren heimlich liebst, seine Lippen auf deine. Nach wenigen Augenblicken der Verwirrung erwiderst du seinen Kuss, welcher wiederum wenige Momente später schon vorbei ist und ihr euch voneinander löst.
"T-tut mir leid. Ich sollte jetzt besser gehen."
Noch bevor er richtig aufgestanden war, packst du ihn am Handgelenk, ziehst ihn zurück zu dir und küsst ihn erneut, nur dieses mal mit mehr Leidenschaft.
"Geh nicht.", flüsterst du in sein Ohr. "Ich liebe dich auch."