Die Dunkelheit breitet sich aus

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Taris, 45 VSY:

Nur noch ein Tag, dann würde ich zehn Jahre alt werden. Meine Eltern hatten mir versprochen, dass wir an diesem Tag etwas ganz Besonderes, zusammen unternehmen würden, weshalb ich mich natürlich umso mehr freute. Ich saß in meinem kleinen Zimmer und schaute nach draußen, wo sich direkt vor meinem Fenster einer der vielen Wege erstreckte, auf denen dauernd Leute unterwegs waren. Obwohl es nach außen hin verspiegelt war fühlte ich mich beobachtet. Immer mal wieder rauschten auch Züge vorbei. Den Himmel konnte man von hier aus nicht sehen, da es oben nur noch mehr Wege und Gebäude gab. Das einzige Licht was hier unten existierte war künstlich. In seiner Blütezeit war Taris einst ein Planet, wie Coruscant heute. Das erzählten einem zumindest alle. Wir waren zu arm, um im oberen Teil der Stadt zu leben aber immerhin nicht so arm, dass wir in den Slums leben mussten.
Meine Eltern ließen mich nur ungern aus der Wohnung, da sie sich Sorgen wegen der vielen Kriminellen machten, die hier herumliefen. In den unteren Ebenen gab es keine geltenden Gesetze mehr, was dazu führte, dass Taris eine echt hohe Verbrechensrate hatte. Die Reichen, die oben lebten, interessierten sich kein bisschen dafür was unten passierte.

"Nicki, komm es gibt Essen!", ertönte die Stimme meiner Mutter aus der Küche. Ich hatte einen großen Hunger und sprang sofort auf. Es war schwierig hier an Nahrung zu kommen und meine Eltern mussten hart arbeiten, um überhaupt etwas zu bekommen. Es kam nicht selten vor, dass wir nur einmal am Tag richtig essen konnten.
Meine Eltern saßen schon am Tisch und verteilten das Essen auf den drei Tellern. Es sah leider nicht besonders lecker aus, aber das hatte ich auch nicht erwartet. Ich setzte mich also an meinen Platz, wünschte einen guten Appetit und begann zu essen.

"Das wird auch immer komplizierter mit dem Essen", bemerkte mein Vater grimmig.

"Wir müssen doch nicht verhungern, oder?", ich sah ängstlich zu ihm hoch, doch bevor er antworten konnte mischte sich meine Mutter ein.

"Nein natürlich nicht. Wir schaffen das schon mach dir keine Sorgen, mein kleiner. Morgen ist ein ganz großer Tag", beruhigte mich meine Mutter.

"Ja, ich werde zehn", ich strahlte und strecke ihr alle zehn Finger entgegen, woraufhin sie mich freundlichen anlächelte.

"Ganz genau und deshalb müssen wir uns jetzt absolut keine Sorgen machen", stellte sie klar und warf meinem Vater einen warnenden Blick zu.

"Ich meine ja nur, dass es irgendwann zu einem Problem werden könnte. Ich sag es euch, die unteren Schichten müssen irgendwann so schlimm an Hunger leiden, dass sie sich gegen die oberen Schichten auflehnen und einen Bürgerkrieg beginnen...", versuchte mein Vater sich zu erklären. Dabei wurde er allerdings von meiner Mutter abgewürgt, die ihm unter dem Tisch auf den Fuß trat, um ihn zum Schweigen zu bringen.

"Aua!", schimpfte mein Vater und ergänzte schnell: „Ich meinte, das wird natürlich erst in ein paar hundert Jahren passieren, wenn wir schon lange weg sind." Inzwischen hatten wir alles aufgegessen und meine Mutter machte sich ans Abwaschen.

"Komm, mein kleiner Ritter ich bringe dich ins Bett", wandte sich mein Vater mir zu, woraufhin ich ihm in mein Zimmer folgte und mich in mein Bett kuschelte.

"Habe ich dir vorher Angst gemacht?", wollte er besorg von mir wissen.

"Nein du kannst mir keine Angst machen. Solange du da bist habe ich keine Angst", erklärte ich und lächelte ihn an. Mein Vater musste grinsen und wuschelte mir durch die Haare.

"Du bist ein toller Junge Nick und ich bin echt stolz auf dich. Jetzt schlaf schön, morgen ist ein großer Tag", grinste er verheißungsvoll. Er gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn und ging aus meinem Zimmer. An der Tür drehte er sich noch einmal um und lächelte mir zu, bevor er das Licht ausschaltete.

Am nächsten Morgen wachte ich früher auf als sonst. Endlich war mein Alter zweistellig und ich war schon wahnsinnig gespannt was sich meine Eltern für mich ausgedacht hatten. Um mir die Zeit etwas zu vertreiben blätterte ich in einem Buch herum, bis schließlich meine Eltern reinkamen. Sie betraten singend mein Zimmer und meine Mutter hielt einen kleinen Kuchen in ihren Händen. Ich freute mich und kam zu dem Schluss, dass ich noch nie etwas so gutes gegessen hatte.

"Wir haben noch eine Überraschung für dich", meinte meine Mutter und lächelte mich mit einem geheimnisvollen Blick an. Ich schaute erwartungsvoll zu ihr hoch.

"Wir machen einen Ausflug in die oberen Ebenen", eröffnete mein Vater.

"Ich darf den Himmel sehen?", ich konnte es kaum glauben.

"Ja und du wirst die Sterne sehen. Wir machen uns heute Nachmittag auf den Weg nach oben", bestätigte meine Mutter und ich war begeistert. Ich war, abgesehen von meinen Träumen, noch nie in den oberen Ebenen gewesen.

Als wir endlich oben auf einer Aussichtsplattform waren, offenbarte sich mir ein unvergesslicher Anblick. Ich sah die Sonne und wie sie am Horizont hinter den Wolkenkratzern unterging und blickte dann zum ersten Mal in die großen Weiten der Galaxie. Es war einfach nur wunderschön.

"Siehst du all die Sterne? Sie schauen heute alle zu dir und irgendwann wirst du einige von ihnen besuchen. Vergiss nie, dass es immer und überall Hoffnung gibt. Du kannst alles sein was du willst. Mach etwas aus deinem Leben, mein Sohn", verkündete mein Vater und starrte dabei ebenfalls in die Sterne.

"Ich will alle Sterne besuchen", träumte ich vor mich hin.

"Dann tu das", unterstützte er mein Vorhaben. Meine Eltern nahmen mich an die Hand und so standen wir da und schauten in die Sterne.

Doch dann sollte sich alles schlagartig ändern. Als wir auf dem Weg nach unten waren stand plötzlich eine Gruppe von bewaffneten Verbrechern vor uns.

"Da sind sie!", ertönte die kratzige Stimme eines kleinen bärtigen Mannes.

"Verdammte Oberschicht!", brüllte der große dünne Typ neben ihm.

"Machen wir kurzen Prozess mit ihnen", schlug der kleinere nun vor und sah von einem zum anderen.

"Ja, aber passt auf das Kind auf, das braucht er noch!", meinte nun der dritte von ihnen, der mit Abstand am gefährlichsten aussah.

"Wie du willst, Boss", stimmte der kleine seinem Anführer zu.

"Nein, bitte das muss ein Missverständnis...", schaltete sich nun mein Vater ein und versuchte vorsichtig unsere Situation zu erklären.

"Halt die Klappe, Mann. Mit dir redet keiner!", schnauzte der große meinen Vater an.

"Wir gehören nicht zur Oberschicht, wir haben auch kein Geld, falls es das ist, was ihr wollt", versuchte mein Vater es tapfer weiter.

"Hast du nicht zugehört? Mit dir redet keiner!", herrschte nun auch der Boss der Truppe meinen Vater an. Meine Mutter schien erkannt zu haben, dass die Situation aussichtslos war sie wandte sich mir zu und sagte: "Nicki,..."

Dann ertönte zwei Mal das Schussgeräusch eines Blasters und meine Eltern fielen tot neben mir auf den Boden. Ich konnte es nicht glauben und fiel schreiend auf die Knie. Es fühlte sich an als wurde ich von innen zerrissen. Meine ganze kleine Welt brach in Sekunden zusammen und ich saß hier weinend auf dem kalten Boden, bis mich der Zorn packte.

"Ich werde dich finden und mich rächen!", brüllte ich den drei nach. Aber es schien mich niemand wahrzunehmen, bis wie aus dem Nichts ein Mann mit schwarzem Mantel auftauchte. Er hatte seine Kapuze so tief ins Gesicht gezogen, dass man es nicht erkennen konnte.

"Du willst Rache? Du wirst sie bekommen. Aber noch bist du nicht bereit ihm gegenüber zu treten. Wenn du willst, kann ich dich zu einem der mächtigsten Männer der Galaxie machen. Dann wirst du deine Rache bekommen und du wirst solche kleinen Kriminellen wie Insekten zertreten. Was sagst du?", er sah mich herausfordernd an.

"Ich hab jetzt eh nichts mehr zu verlieren", gab ich erschöpft zu während mir die Tränen über die Wangen liefen.

"Gut, dann sind wir uns ja einig. Deine Ausbildung wird nicht leicht, aber danach steht dir nichts mehr im Weg und deine Eltern haben Frieden. Komm mit, Junge!"

Between Red and BlueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt