Ende oder Anfang

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Coruscant, 38 VSY:

Ich war so froh, als wir wieder im Jedi-Tempel waren. Morgana und ich waren direkt in die Krankenabteilung gebracht worden. Ich hatte tatsächlich zwei gebrochene Rippen und Morgana war noch immer sehr schwach aber das würde wieder werden, da hatten die Heiler kein Bedenken. Auch wenn ich schon mal das Gefühl gehabt hatte, als würde ich gleich sterben, so knapp, wie dieses Mal war es glaube ich noch nie gewesen. Ich hatte tatsächlich gegen Naga Sadow gekämpft. Kaum vorstellbar, dass ich mit dieser Maschine verwandt war. Aber trotzdem bekam ich eine Frage nicht aus dem Kopf. Hatte ich Sadow aus Wut angegriffen oder zur Verteidigung? Ein Jedi nutzt seine Kraft stets zur Verteidigung aber niemals zum Angriff, erinnerte ich mich an Meister Windus Worte. Fakt war, dass ich Sadow zuerst angegriffen hatte. Gut er hatte vielleicht verbal angegriffen, aber da sollte ein Jedi drüber stehen und nicht darauf eingehen. Eine Sache, die mir auch nicht sonderlich gut gelungen war, wie ich nun feststellte. Es hätte mir egal sein sollen was Sadow gesagt hatte. Er wollte mich zu einem Angriff provozieren und war erfolgreich. Darüber hinaus hätte er den Kampf auch gewonnen, wäre mein Meister nicht aufgetaucht. Aber jetzt war Sadow endgültig tot und somit hatte ich eigentlich gewonnen oder besser gesagt wir. Allerdings fühlte ich mich eher wie der Verlierer.

Ich hatte nicht nur den Kampf verloren, sondern auch meine Kontrolle. Das durfte nicht passieren. Diesen Fehler hatte ich schon einmal gemacht. Damals, nach dem Tod meiner Eltern, hatte ich nicht auf meinen Verstand gehört, sondern auf diese Wut, die ich in mir gespürt hatte. Ich wollte den Mörder meiner Eltern tot sehen. Dieser Wunsch hatte sich durch meine ganze Zeit als Sith gezogen. Ohne ihn hätte ich vermutlich schon früher das Weite gesucht und wären meine Eltern noch am Leben, dann wäre ich nie ein Sith geworden. Die große Frage war nur, ob ich trotzdem ein Jedi geworden wäre. Ich hatte absolut keine Ahnung und was sollte ich dem Rat erzählen? Sie würden sicher einen ausführlichen Bericht von mir erwarten. Sollte ich alles erzählen? Oder lieber ein paar Sachen verschweigen und mir zurecht drehen? Die Wahrheit kannten nur Naga Sadow und ich. Morgana war die ganze Zeit über bewusstlos gewesen und Sadow würde sicher nichts mehr sagen. Schon allein für die Überlegung den Rat anzulügen, hätte man mich aus dem Tempel schmeißen müssen. Aber was würden sie tun, wenn ich die Wahrheit sagte? Der Rat war so großzügig mit mir gewesen und hatte so viel Vertrauen in mich gesteckt. Konnten sie mir noch eine Chance geben?
Plötzlich stand Meister Windu neben meinem Krankenbett. Ich war so in Gedanken gewesen, dass ich ihn gar nicht hatte kommen sehen.

"Fühlst du dich gut genug, um vor den Rat zu treten?", wollte er wissen. Eigentlich fühlte ich mich nicht im Geringsten bereit. Ich fürchtete nämlich, dass dies meine letzte Unterhaltung mit dem Rat sein könnte. Aber ich hatte keine Wahl.

"Ja, Meister", antwortete ich. Mühsam richtete ich mich auf und kletterte langsam aus dem Bett.

"Darf ich mich noch umziehen?", fragte ich vorsichtig und sah an mir herunter. Ich wollte sicher nicht im Nachthemd vor den Rat treten.

"Ja, natürlich aber beeil dich nach Möglichkeit", meinte mein Meister. Ich nickte und ging mich umziehen. Meine Rippen schmerzten immer noch, aber das musste ich jetzt hinter mich bringen, ohne Ausreden.

Mein Herz pochte so laut gegen meine Brust, dass es im ganzen Gang widerhallen musste, so aufgeregt war ich, als ich vor der Tür zum Rat stand. Am liebsten wäre ich jetzt einfach davongerannt, aber das konnte ich nicht bringen. Ich riss mich also zusammen und betrat den großen runden Raum mit den vielen Fenstern. Ki-Adi Mundi war nur als Holoprojektion anwesend, ansonsten waren alle physisch anwesend. Ich stellte mich in ihre Mitte, mit dem Blick zu Yoda und Meister Windu.

"Morgana gerettet du hast. Viel dafür auf dich genommen du hast. Aber ohne dich nicht mehr am Leben sie wäre", stellte Meister Yoda fest.

"Ich war es ihr schuldig", erwiderte ich nur.

"Ehrenhaft das ist", gestand Yoda und blickte mich anerkennend an. "Trotz allem zu viel von deinen Emotionen leiten du dich hast lassen. Riskant für einen Jedi das ist. Vorsicht walten lassen du musst. Lernen dich besser zu kontrollieren du wirst", fuhr er fort.

"Das habe ich bemerkt und ich werde in Zukunft besser darauf achten", versprach ich.

"Wir würden gerne die ganze Geschichte aus deiner Sicht hören", meldete sich nun Meister Windu, woraufhin ich ihnen alles erzählte. Ich hatte beschlossen bei der Wahrheit zu bleiben, denn Lügen haben bekanntlich kurze Beine. Früher oder später kommt immer alles raus, egal wie gut man versucht etwas geheim zu halten und es war mit Sicherheit mehr als nur dumm, den Rat der Jedi zu belügen. Als ich meine Erzählung beendet hatte blickte ich in viele nachdenkliche Gesichter.

"Ich habe erkannt was meine Fehler waren und es tut mir leid, dass ich mich nicht anders verhalten habe. Das war unprofessionell und unüberlegt. Es wird nicht wieder vorkommen", beendete ich meine Erzählung.

"Dass es nicht wieder vorkommen wird hören wir öfter von dir", bemerkte Meister Mundi.

"Ich weiß und das tut mir aufrichtig leid", gab ich zu und schaute betroffen zu Boden.

"Nico ist jetzt seit fünf Jahren mein Padawan. Er ist sicher kein normaler oder durchschnittlicher Schüler. Er hat die bemerkenswerteste Entwicklung durchgemacht, die ich je bei einem Padawan gesehen habe. Er hat eine Menge gelernt und wenn er mal Fehler macht, dann steht er dazu und sieht ein was er Falsch gemacht hat. Das ist eine wichtige Qualität der Jedi. Es schwingt immer bei jeder Überlegung, die wir über ihn anstellen mit, dass er ein Sith-Schüler war. Darum nehmen wir ihn genauer unter die Lupe als jeden anderen Schüler, aber auch er ist nur ein Schüler. Er lernt noch und es ist erlaubt Fehler zu machen, solange man daraus lernt. Nur weil er nicht ganz die Kontrolle behalten konnte heißt das nicht, dass er zurück in Muster der Sith verfällt. Auch jemand der nicht seine Vergangenheit hat, kann seinen Gefühlen erliegen. Ich bin mittlerweile der festen Überzeugung, dass Nico das Zeug dazu hat in einigen Jahren Meister zu werden und ein echt guter Jedi noch dazu", verkündete Meister Windu und ich fühlte mich hoch geehrt und war dankbar für seine Worte.

"Dem nur zustimmen ich kann", meinte auch Yoda und die restlichen Jedi nickten. "Ausruhen du dich darfst, damit deine Ausbildung fortsetzen du kannst", beendete der kleine Jedi die Sitzung.

"Vielen Dank, Meister", ich nickte Meister Windu zu und verließ den Raum. Ich konnte es kaum fassen. Ich hatte mir viel zu viele Gedanken gemacht, was hätte passieren können. Dabei hatte ich zumindest jetzt alles richtig gemacht. Es war eben letztendlich doch nicht so schlimm wie ich befürchtet hatte. Ich dachte der Rat würde viel strenger über mich urteilen, aber eigentlich ist man immer selbst sein größter Kritiker und man sollte sich nie zu viel Gedanken darüber machen, wie andere über einen urteilen.

Ich ging wieder in Richtung Krankenabteilung als mir jemand wohlbekanntes entgegenkam. Es war Morgana und sie sah erstaunlich fit aus. Ich freute mich sehr sie endlich wieder bei Bewusstsein zu sehen und sie freute sich auch. Wir fielen uns glücklich in die Arme.

"Danke, du hast mein Leben gerettet", flüsterte sie mir zu.

"Das hast du für mich auch getan", erinnerte ich sie.

Ich hatte Morgana gerettet und Naga Sadow besiegt. Ich hatte meinen Meister und den ganzen Rat in fünf Jahren überzeugt und ich war auf dem besten Weg zum Meister. Mich konnte jetzt nichts mehr aufhalten und davon war ich fest überzeugt.

Between Red and BlueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt