Der Neuanfang

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Coruscant, 43 VSY:

Meine erste Aufgabe war es mir eine Jedi-Robe auszusuchen. Da schwarz bei den Jedi nur selten getragen wurde und ich nicht gleich wieder als Sith eingestuft werden wollte, entschied ich mich für die etwas dunkleren Brauntöne. Ich legte mir den Gürtel mit Lichtschwert- Halterung, ohne Lichtschwert, an und zog mir einen braunen Mantel mit Kapuze an. Jetzt sah ich schon mal aus wie ein richtiger Jedi, aber noch nicht wie ein Padawan.

"Muss ich mir so eine Frisur schneiden lassen, Meister?", missmutig sah ich zu Windu rüber. Ich hatte gar keine Lust auf so eine Frisur.

"Das ist nun mal Brauch bei uns. Alle Jungen bekommen so eine Frisur", erklärte er schulterzuckend.

"Und die Mädchen nicht?", wollte ich wissen.

"Nein, nicht zwangsweise", gab mein Meister zu.

"Das ist doch unfair. Ich bin ziemlich sicher, dass mir so eine Padawan-Frisur nicht steht", beschwerte ich mich und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.

"Jedi sind nicht eitel, das solltest du dir merken. Das Aussehen ist völlig egal. Da du niemanden beeindrucken sollst, wird es auch nicht schaden, wenn du eine, deiner Meinung nach blöde Frisur hast", erklärte Meister Windu und es leuchtete mir schon irgendwie ein.

"Na gut, wenns sein muss", gab ich mich wenig begeistert geschlagen. Schon eine halbe Stunde später waren meine fast Schulter langen Haare nicht mal mehr ansatzweise so lang. Ich hatte nur noch eine lange, geflochtenen Strähne, die zu meiner Rechten herunterbaumelte.

"Na dann können wir ja jetzt richtig anfangen", verkündete Windu und wollte gerade fortfahren als Morgana auf uns zu kam.

"Nick, ich werde wieder gehen", wandte sie sich an mich.

"Was, jetzt gleich?", ich konnte es nicht fassen, wir waren doch gerade erst her gekommen.

"Ja leider", gab sie zu. "Ich werde die anderen Planeten im Outer Rim mal etwas genauer unter die Lupe nehmen. Vielleicht schau ich mal auf Taris vorbei."

"Taris lohnt sich nicht", versicherte ich ihr und sah traurig zu Boden.

"Ich denke das entscheide ich. Es hat mich gefreut, dich kennen zu lernen und ich hoffe wir sehen uns wieder", meinte sie.

"Ja, das hoffe ich auch und danke nochmal für alles."

"Hab ich doch gerne gemacht. Und jetzt, wo du schon mal die richtige Frisur hast, steht deiner Ausbildung ja nichts mehr im Weg", lache sie fröhlich und klopfte mir auf die Schulter.

"Möge die Macht mit dir sein, Nico Daragon", mit diesen Worten verabschiedete sie sich und ließ mich mit Meister Windu allein.

"Das erste, was du tun musst, ist alles zu vergessen was du bei den Sith gelernt hast", begann er mit meiner ersten Lektion. Ich schüttelte mich, um nicht mehr an Morgana zu denken.

"Glauben Sie mir, ich habe schon versucht das zu vergessen, aber es geht nicht. Das was ich erlebt habe kann ich nicht mehr vergessen. Nie wieder." Enttäuscht sah ich auf meine Schuhe.

"Du sollst nicht vergessen was du erlebt hast. Mache dir vielmehr bewusst, dass die Vorgehensweise der Sith, das komplette Gegenteil von der der Jedi ist. Was hat dein Meister dir damals über die Macht gesagt?", wollte Windu nun wissen.

"Er hat gesagt, dass ich sie nur zu meinem Vorteil nutzen soll. Ich habe damit die Macht, über andere und kann alles tun was ich will", wiederholte ich was Sidious mir damals gesagt hatte.

"Und das ist vollkommen falsch. Die Macht ist eine Kraft, die nicht viele kontrollieren können. Sie ist überall, sie umgibt uns, sie durchdringt uns, sie hält die Galaxis zusammen. Sie ist nicht gut oder böse. Gut oder böse ist nur das was machtsensitive Wesen mit ihr machen. Die Jedi nutzen sie, um den Frieden in der Galaxie zu bewahren. Ein Jedi nutzt seine Fähigkeiten nur zur Verteidigung, niemals zum Angriff und erst recht nicht um die Herrschaft an sich zu reißen", klärte Meister Windu mich auf.

"Wow. Das klingt echt beeindruckend. Aber es gefällt mir besser als das, was Sidious erzählt hat", gestand ich und sah grübelnd nach oben.

"Sidious, war das dein Meister?", Windu sah mich fragend an.

"Ja. Er ist der schlimmste Mensch, den ich kenne und seine Methoden sind einfach unterirdisch", ich schüttelte den Kopf.

"Was hat er dir angetan?", löcherte mein Meister mich weiter mit Fragen.

"Er hat mich zu etwas gemacht, was ich nie sein wollte. Er hat mich dazu gebracht, das zu glauben was er mir gesagt hat, sodass ich quasi seine Marionette war", düster blickte ich ins Nichts.

"Das wird hier nicht passieren", versprach Windu. "Du bist keine Marionette, aber du kannst auch nicht alles machen was du willst. Der Jedi-Codex besagt:
Es gibt keine Gefühle, es gibt Frieden.
Es gibt keine Unwissenheit, es gibt Wissen.
Es gibt keine Leidenschaft, es gibt Gelassenheit.
Es gibt kein Chaos, es gibt Harmonie.
Es gibt keinen Tod, es gibt nur die Macht.", zitierte er den Codex.

"Keine Gefühle?", ich blickte ihn nachdenklich an. "Ist das nicht schlecht?"

"Wenn Gefühle im Spiel sind beeinträchtigt das unsere Entscheidungen und das führt dazu, dass wir Ungerecht sind und so kann es kein Frieden geben", erklärte er mir die Zeile.

"Und wieso gibt es keinen Tod?", wollte ich weiterwissen.

"Nach seinem Tod wird ein Jedi mit der Macht eins", erklärte er weiter.

"Aha", murmelte ich und dachte über den Codex nach.

Windu schien meine Verwirrung zu bemerken und meinte: "Das klingt alles anfangs vielleicht ein bisschen komisch, aber du wirst es verstehen. Komm mit!" Ich folgte ihm bis wir vor einem Raum stehen blieben. Ich warf einen Blick durch die offene Tür und sah eine Gruppe Kinder mit Helmen auf dem Kopf. Die Helme verdeckten ihre Gesichter, sodass sie nichts sehen konnten. Um sie herum flogen Kugeln, die immer wieder auf sie schossen. Die Kinder verteidigten sich mit ihren Lichtschwertern. Meister Yoda stand vor ihnen und leitete das alles.

"Sagt die Macht ihnen, wo die Kugel ist?", beeindruckt sah ich den Kindern zu.

"Ja, sie verlassen sich auf die Macht. Das fordert höchste Konzentration und keinerlei Gefühle wie bei den Sith", bemerkte mein Meister.

"Wow", staunte ich. "Kann ich das auch mal probieren?"

"Deshalb sind wir hier. Das sind die Jünglinge und alles, was sie gerade lernen musst du noch nachholen. Komm weiter!", forderte er mich auf und wir gingen in einen Übungsraum nebenan. Meister Windu drückte mir ein Lichtschwert in die Hand und setzte mir den Helm auf. Dann schob er mich schön in die Mitte des Raumes, da er vermutlich Angst hatte, ich könnte versehentlich etwas kaputt machen. Er hielt die Kugel neben mich und war bereit sie los zu lassen.

"Sobald du den Helm runter ziehst geht es los", verkündete er.

"Tut es weh, wenn ich getroffen werde?", wollte ich besorgt wissen.

"Eigentlich nicht", erwiderte Windu.

"Eigentlich? Das klingt ja ermutigend", bemerkte ich ironisch.

"Bleib ganz entspannt und lass dich einfach von der Macht leiten", schärfte er mir ein. Ich zog mir also den Helm über das Gesicht und hörte wie die Kugel um mich herumschwirrte. Dann war es still, bis plötzlich ein Schuss aus einer völlig unerwarteten Richtung kam und mich am Bein traf.

"Aua! Wie soll ich das denn vorhersehen?", fluchte ich und hielt mein Bein an der getroffenen Stelle.

"Konzentration! Du denkst zu viel nach", riet mein Meister. Doch auch die nächsten zwei Schüsse verpasste ich. Aber dann, beim vierten wusste ich irgendwie von wo der Schuss kam und wehrte ihn ab. Ungläubig riss ich mir den Helm vom Kopf.

"Na also, klappt doch", lobte Windu.

"Es war fast als könnte ich die Kugel sehen", schwärmte ich begeistert.

"Das ist gut. Ich glaube wir bekommen das hin", zufrieden sah mein neuer Meister mich an und ich hatte seit langem mal wieder ein richtig gutes Gefühl.

Between Red and BlueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt