-34- Projektion

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"Ich war nicht allein.", spricht der Blonde mit trauernder Miene.
"Wie meinst du das, Junge? Wer war denn bei dir?"
Aufmerksam mustere ich ihn, darauf bedacht nicht zurückzufallen.
"Meine Eltern. Wir haben meine Tante, Mama's Schwester, besucht. Wir haben meinen Geburtstag gefeiert und waren ein paar Tage in der Nähe von Konoha." Lächelnd ergreift er meine Hand, doch man erkennt klar und deutlich, dass er die Tränen zurückhält. "Noch bevor wir wieder Nachhause wollten, ist es dann passiert." Einen kurzen Moment herrscht bedrückende Stille und nur der Boden knirscht unter unseren steten Schritten. Der Junge hält meinen Blick mit seinen glasigen, blassbraunen Augen gefangen. Schluchzend und zwischen zusammengebissenen Zähnen murmelt er: "Sie haben mich alleine gelassen."
Die schmerzhafte Wahrheit in seiner Aussage ist mir nicht bewusst oder vielleicht will ich es nicht wahr haben, dass genau diesem Jungen das selbe wiederfahren ist wie mir und Sasori, doch er schüttelt den Kopf und spricht mit klarer Stimme.
"Tante war krank. Mama schrie, dass sie nicht auf diese Stimmen hören soll. Aber Tante hat nicht gehört und Mama hat geweint. Papa wusste nicht was los ist, aber ich wusste es und habe mich in eine Ecke gekauert. Ich habe gesehen wie Tante zu Papa gegangen ist und dann lag er schon auf dem Boden."
Zitternd umgreift die klamme, kalte Kinderhand Meine noch fester, so als hätte er Angst ich würde plötzlich verschwinden.
"Du brauchst nicht weiterreden. Ich hab nicht gewusst dass...."
"Mit Mama ist das selbe passiert. Dann kam Tante zu mir. So tote Augen hat sie gesagt und auch dass die Stimmen nicht wollen, dass sie mich tötet. Stattdessen hat sie... Sie hat gesagt, sie wollen, dass ich sie.... Und dann nahm sie meine Hände."
Geschockt schlage ich meine freie Hand auf meinem Mund um nicht aufzuschreien.
"Sowas hat kein Kind verdient."
Es ist mehr Gemurmel, welches über meine Lippen kommt und ruckartig nehme ich den Jungen in den Arm. In mir steigt der Drang ihn zu schützen ins Unermessliche. Mit Leichtigkeit hebe ich den, nun weinenden, Jungen hoch und trage ihn bis ins nächste Dorf.

Eher als geplant kommen wir an, da der Junge auf meinen Armen eingeschlafen ist und wir so unsere übliche Reisegeschwindigkeit einlegen konnten. Sein Kopf, sanft auf meiner Schulter gebettet, bereitet mir ein gutes Gefühl. Mein Beschützerinstinkt ist so stark wie noch nie, dabei kenne ich den Jungen nicht, bemerke ich, als ich ihn ins Bett lege. Wir sind scheinbar in einem Touristendorf gelandet. So viele Gaststätten und sonstige Unterkünfte habe ich noch nie im Leben gesehen. Zumindest nicht in einem verhältnismäßig kleinen Dorf, wie dieses . Ein Glück, denn anderenfalls hätten wir so spät Abends vielleicht keine überdachte Schlafstätte gehabt.
"Der Kleine hatte es wirklich nicht leicht.", lässt mich Misukis leise Stimme aus meinen Gedanken fahren. Langsam nicke ich, was sie wohl nicht sehen kann, da die letzten Sonnenstrahlen für heute schon lange verschwunden sind.
"Er hat niemanden mehr. Ich weiß nicht einmal zu wem wir ihn bringen sollen. Wir können nur hoffen, dass man sich gut um ihn sorgt.", gebe ich ihr eine Antwort, bevor ich mich, erschlagen von den auf mich einstürmenden Gefühlen, auf die Seite lege und somit gegen die kahle Wand starre.
"Jinai?"
"Hm?"
"Egal, welche Ähnlichkeiten du entdeckst, lass dich nicht runter ziehen. Es ist Ewig her und du bist eine Kunoichi auf Mission. Deshalb solltest du schlafen, damit du ausgeruht und bei Sinnen bist."
Ich höre wie sich Tsuki im Bett wälzt und unruhig nach Worten sucht, als ich ihr nach einer Weile nicht antworte.
"Ich weiß doch. Mach dir keine Sorgen.", gebe ich ihr zu verstehen, um sie zu beruhigen. Eine gemurmelte Zustimmung kommt von ihr und kurz darauf leises, regelmäßiges Atmen, welches mich ebenfalls in den Schlaf sinken lässt.

"Wir reisen nach dem Frühstück ab." informiert Kaito die Runde. Müde nicke ich ab und schaue zu den Anderen. Sakura sieht erst den Blauhaarigen, dann mich an und nickt ebenfalls. "Klingt vernünftig. Wo wir doch noch einen so weiten Weg haben."
Mitsuki sitzt lächelnd neben Hiro, welcher im Gegensatz zu uns anderen lustlos in seinem Essen herumstochert.
Wenn er nichts isst, wird er schwach sein. Zu schwach für die Reise.
"Hiro, iss doch was. Es schmeckt fantastisch!" schwärmt Mitsuki mit strahlenden Augen, doch er lehnt murrend ab. "Hab keinen Hunger."
"Du hast die Wahl." beginne ich und erinnere mich daran, was Shikaku immer tat, wenn ich das selbe versuchte wie Hiro jetzt.
"Entweder isst du auf und bist gestärkt, oder ich muss dich durch die G egend tragen, wie ein Baby. Mir macht das nichts aus, aber möchtest du dich echt so kindisch benehmen?", versuche ich locker herüberzubringen, auch wenn ich mir etwas Sorgen um ihn mache. Seine Augen weiten sich kaum merklich, doch er senkt den Blick und ein roter Schimmer ist auf seinen Wangen zu erkennen. Es würde ihn unheimlich peinlich sein.
Als er aber sein Essen immer noch nicht anrührt, setze ich noch einen drauf. "Dabei hab ich den Eindruck gehabt, du seiest ein kluger und reifer Junge."
Meinen Teamkollegen entgeht diese Szene natürlich nicht, doch scheinbar haben sie den Anstand mich das durchziehen zu lassen. Sakura hingegen.. "Willst du ihn so blamieren? Er ist doch nur.." "SAKURA!" fahre ich die Rosahaarige an, was mir einen Moment lang etwas leid tut. Sie ist mit einem Ruck in sich zusammengesunken, richtet sich aber auch sofort wieder und funkelt mich böse an.
Bevor sie zu etwas ansetzen kann, erhebe ich mich und spreche in scharfen Ton: "Ich bin die Teamleiterin! Stelle meine Entscheidungen nicht in Frage."
Ohoho, Pain wäre schon fast stolz auf mich.
Geschockte Blicke liegen auf mir. Nicht nur Sakura ist mit einem Mal kreidebleich geworden, auch Tsuki und Toto fehlt jede Farbe im Gesicht. Aber doch hat mein Auftritt seinen Zweck erfüllt. Hiro isst stumm seinen Teller leer und das schneller, als ich es von Mitsuki kenne, die allseits als Vielfraß bekannt ist.
Lächelnd esse auch ich auf, bevor ich meine Sachen packen gehe.

No Akasuna x2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt