Träume

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Ashlee
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Mittlerweile ist es später Abend geworden und ich stehe vor dem Fenster in Liz' Krankenhauszimmer und sehe hinaus in die Dunkelheit. Die wenigen Lichter auf den Straßen gehören vorbeifahrenden Autos und vereinzelten Straßenlaternen.
Mein Spiegelbild in der Scheibe hat die Arme verschränkt und die Stirn gerunzelt.
Nach dem Zwischenfall vorhin auf dem Bett sind Liz und ich sehr schweigsam geworden. Wir wissen beide, dass wir bereits gegen sämtliche Grenzen verstoßen und dass es heute Nacht beinahe zu weit gegangen wäre. Und das hat mir zu denken gegeben.
"Hey..."
Ich drehe den Kopf zur Seite und blicke über die Schulter zu Liz, die aufrecht in ihrem Bett sitzt und die Knie an die Brust gezogen hat.
"Was?", frage ich und klinge dabei ungewollt brüsk, doch bevor ich mich entschuldigen kann, kommt mir Liz zuvor. Den Blick hält sie gesenkt.
"Ich wollte dich fragen, wie das mit meinem Fuß passiert ist. Ich kann mich nur noch bis zu einem bestimmten Punkt daran erinnern", sagt sie mit leiser Stimme und legt den Kopf auf ihre Knie. Ihre Augen, die sonst immer so hell strahlen, starren teilnahmslos auf den Boden und ein Stich durchfährt mein Herz.
"Du hast Schmerzen, stimmt's?", frage ich mit rauer Stimme und meine Vermutung wird bestätigt, als Liz mir direkt in die Augen sieht und eine Träne über ihre Wange rinnt.
Ich zögere keine Sekunde. Sofort bin ich bei ihr und ziehe sie in eine tröstende Umarmung. Liz schmiegt ihren Kopf an meinen Hals, ihre Arme schlingen sich um meinen Oberkörper und ich ziehe ihre Beine auf meinen Schoß, sodass sie sich eng an mich kuscheln kann.
"Warum hast du nichts gesagt?", flüstere ich in ihr Ohr und spüre dafür kurz ihre Lippen an meinem Hals, die mich zart küssen.
"Du hast so abweisend gewirkt", flüstert Liz zurück und nimmt eine Hand von meiner Hüfte um sie auf meine Brust zu legen, genau auf die Stelle an der mein Herz schlägt.
"Für mich ist die Situation genauso neu wie für dich", murmle ich und gebe ihr einen Kuss auf die Wange,was ihr zumindest ein kleines Lächeln entlockt.
"Das kann man gar nich glauben", erwidert Liz und dreht den Kopf so, dass wir uns in die Augen sehen können,"wie du mich anfässt, alleine schon wie du mich ansiehst. Du löst Gefühle in mir aus, wie kein anderer und wenn du dann so kalt zu mir bist, mache ich mir Sorgen, dass ich etwas falsch gemacht habe oder..."
Den Rest verstehe ich nicht mehr, denn da habe ich schon meine Lippen auf die meiner Lehrerin gelegt und sie somit zum schweigen gebracht.
"War das zu kitschig?", frage ich schmunzelnd, nachdem wir uns gelöst haben.
Liz lächelt und diesmal erreicht das Lächeln auch ihre Augen.
"Nein, manchmal ist sowas genau richtig. Und mein Fuß tut nur noch halb so weh."
Mein Blick schießt von ihren Augen zu ihrem Knöchel und ich runzle erneut die Stirn.
"Haben die Schmerzmittel nachgelassen? Oder ist das noch von der Beruhigungsspritze?", frage ich während Liz sanft meine Wange küsst, was mich ungewollt zum lächeln bringt.
"Ist doch egal, solange du mich im Arm hältst, denke ich nicht dran", sagt sie und dreht mein Kinn zu sich, damit ich wieder sie statt ihren Knöchel betrachte.
"Das war wiederum kitschig", schmunzle ich und zwicke sie leicht in den Bauch, was Liz empört schnaufen lässt.
"So hätte ich dich übrigens gerne gehalten, als wir auf den Krankenwagen gewartet haben", sage ich schnell und bringe Liz somit vollkommen aus dem Konzept, die mir wohl gerade einen Vortrag halten wollte, was kitschig ist und was nicht.
"Du meinst nachdem ich gestolpert bin und mir den Knöchel ganz gebrochen habe?", fragt sie und ich nicke.
"Ja, nachdem ich dich aufgefangen und somit davor bewahrt habe, dass dein schöner Kopf", ich tippe ihr sanft an die Stirn,"auf die Tischkante knallt. Ich hab dich auf den Boden gesetzt und den anderen gesagt, sie sollen einen Krankenwagen rufen, aber schon nach wenigen Sekunden bist du ohnmächtig geworden. Der Schmerz war wohl zu groß."
Während ich rede, starrt Liz nachdenklich auf meine Hand, die sie sich geschnappt und in ihre genommen hat. Ich beobachte sie neugierig dabei, stelle aber keine Frage.
"Das wäre dann schon das dritte Mal, das du mich gerettet hast", murmelt sie schließlich und sieht wieder zu mir hoch,"Danke."
"Beschützt wohl eher", lenke ich ein, freue mich aber trotzdem über ihre Worte,"aber gern geschehen, Miss Taylor."
Liz grinst und legt die Fingerspitzen ihrer Hand an meine Wange.
"Du solltest gehen, bevor sich deine Lehrerin nicht mehr beherrschen kann", flüstert sie gegen meine Lippen und gibt mir einen kurzen aber dennoch zärtlichen Kuss.
"Morgen Abend bin ich wieder bei dir", sage ich leise und löse mich vorsichtig aus ihrer Umarmung.
"Es könnte sein, dass ich da schon wieder zuhause bin", erwidert sie und zieht die Decke um ihren Körper, damit die Wärme nicht verloren geht.
"Ich werde dich finden. Deinen Geruch kann nicht mal dieses Krankenhaus überdecken."
Liz lächelt nur und zwinkert mir zu.
Ich lächle zurück und trete noch einmal an ihr Bett heran um das Licht auszuschalten.
"Mach gleich die Augen zu und wenn du sie nicht mehr öffnest, träumst du heute Nacht von mir", flüstere ich in ihr Ohr und bevor sie mir eine Antwort geben kann, habe ich sanft meine Lippen auf ihre gelegt und küsse sie so lange, bis ich merke, dass sie sich nur noch schwer zurückhalten kann.
"Gute Nacht", grinse ich und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn, dann bin ich auch schon bei der Tür und öffne sie.
"Du willst gar nicht wissen was ich heute Nacht träume", ist alles was ich noch höre, bevor ich lachend die Tür schließe.

With you everything changedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt