Zukunftspläne

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Ashlee
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Ich bleibe noch ein paar Minuten in meinem Auto sitzen, bis der Gong pünktlich um 13:00 Uhr ertönt und nur Augenblicke später die ersten Schüler aus dem Schulhaus strömen. Ich rücke nur noch kurz meine Sonnenbrille zurecht und steige dann aus. Lässig lehne ich mich an die Motorhaube meines Wagens, mit Blickrichtung zum Eingang, um ja nicht den Moment zu verpassen, an dem meine Freundin dort herauskommt.
Mädchen und Jungen, die an mir vorbeilaufen, werfen mir teils neidische, teils bewundernde Blicke zu, aber ich bin daran gewöhnt und schenke ihnen keine Beachtung. Auch das Flüstern untereinander lässt mich kalt und ich spitze nicht einmal mehr die Ohren, um zu verstehen was die Schüler sagen. Es interessiert mich nicht, ob die Jungs meinen Körper bewundern oder die Mädchen mich als arrogant abstempeln, ich ignoriere es. Genauso wie ich es getan habe, als ich noch selbst zur Schule ging. Doch damals hatte ich es genossen im Mittelpunkt zu stehen, eine Tatsache die mich heute schmunzeln lässt. Denn jetzt ist nur noch eine Meinung und eine Person für mich wichtig. Und nur auf sie will ich Eindruck machen.
Ich glaube das gelingt mir auch, denn als Liz endlich zusammen mit Chloe aus dem Schulgebäude heraustritt, weiten sich ihre grünen Augen und ein breites Lächeln legt sich auf ihre Lippen.
"Du konntest es wohl nicht erwarten mich wiederzusehen", grinst Liz, als sie endlich bei mir angelangt ist und ihre Tasche neben mich auf die Motorhaube fallen lässt.
"Ich dachte, ich hole Sie von der Arbeit ab, Miss Taylor", erwidere ich nur grinsend und lehne mich nach vorne um Liz zu küssen, doch ein deutliches Räuspern lässt uns inne halten.
"Meint ihr nicht, ihr solltet warten bis nicht mehr so viele Schüler hier sind?", fragt Chloe und wirft Liz einen mahnenden Blick zu,"immerhin hat Ashlee erst vor knapp 4 Monaten die Schule verlassen."
Ich knurre nur und schlinge meine Arme um Liz' Hüften, während sie mir mit einer geschickten Bewegung die Sonnenbrille in die Haare steckt.
"Ich will deine Augen sehen, wenn ich dich küsse", flüstert sie und wendet sich dann an Chloe, wobei sie mir immer noch tief in die Augen sieht,"was kümmern mich meine Schüler? Ich tu nichts verbotenes."
Und bevor Chloe antworten kann, lege ich schnell meine Lippen auf die, der wunderschönen Frau in meinen Armen und mache so eine Diskussion unmöglich.
"Wie auch immer", höre ich Chloe nur noch brummen und kurz darauf entfernen sich ihre Schritte.
"Ich glaube, sie ist genervt", schmunzelt Liz, nachdem wir uns voneinander gelöst haben und küsst mich noch einmal auf die Wange, bevor sie ihre Tasche nimmt und auf dem Rücksitz verstaut.
"Und dabei haben nur ein paar Leute zugesehen", brumme ich und lasse meinen Blick durch die Menge schweifen. Wirklich viele sehen nicht zu uns herüber, aber es kann auch sein, dass sie ihren Blick schnell abgewandt haben. Wer wird schon gerne beim Starren erwischt.
"Ist mir egal, sie können ruhig wissen, dass ich mit dir zusammen bin", sagt Liz und zuckt mit den Schultern während sie die Beifahrertür öffnet und einsteigt.
"Allerdings", bestätige ich, steige ebenfalls ein und lasse den Motor an. Kurz darauf verlassen wir den Parkplatz und ich lenke den Wagen auf die, zu dieser Uhrzeit, viel befahrene Straße.
Eine Weile ist es still, dann bricht Liz das Schweigen.
"Du?"
Ich sehe zu ihr hinüber und ziehe eine Augenbraue hoch.
"Hm?"
"Was wirst du jetzt eigentlich tun? Die Revec sind fort, ihr braucht keine Auserwählten mehr und beschützen müsst ihr sie auch nicht mehr. Worin siehst du jetzt den Sinn deines Lebens?"
Sie wirft mir einen fragenden Blick zu und ich muss tatsächlich einen Moment über ihre Worte nachdenken.
"Zu allererst, habe ich in dir den Sinn meines Lebens gefunden", antworte ich dann langsam und drücke zärtlich die Hand meiner Freundin in meiner eigener. Liz lächelt.
"Das weiß ich, aber das wird dich auf die Dauer nicht beschäftigen."
"Oh doch, das glaube ich schon", erwidere ich und wir tauschen verschmitzte Blicke aus,"aber um ehrlich zu sein: ich weiß es noch nicht genau. Vermutlich wird sich unsere Fraktion zerstreuen und jeder wird ganz normalen Berufen nachgehen. Die Schule haben wir ja alle bereits abgeschlossen. Auch ich, im übrigen."
"Ich weiß. Mit zehn, das ist wirklich deprimierend."
Liz zwinkert mir zu und ich zucke nur mit den Schultern.
"Meine Ausbildung unterscheidet sich vielleicht ein wenig von denen der anderen Jugendlichen aber sie wird genauso anerkannt. Mir steht also jede Tür offen."
"Hmm..."
Liz sieht nach vorne durch die Windschutzscheibe und schweigt wieder. Ich will sie nicht drängen etwas zu sagen, also beschränke ich mich auf ihre Hand in meiner und male ihr kleine Kreise auf den Handrücken.
"Ich möchte dass du etwas machst, dass dir Spaß macht", beginnt Liz schließlich leise. Sie dreht ihren Kopf wieder zu mir und sieht mich bittend an,"aber ich will auch, dass du bei mir bleibst."
Ein liebevolles Lächeln bildet sich auf meinen Lippen und ich sehe Liz tief in ihre grünen Augen, die mich schon bei unserer ersten Begegnung so fasziniert haben.
"Ich bleibe bei dir. Ich verspreche es."
Liz nickt und dreht meinen Kopf sanft wieder Richtung Straße.
"Sieh dort hin, wenn du fährst."
"Ich könnte dich die ganze Zeit ansehen und trotzdem einwandfrei fahren", antworte ich amüsiert, aber tue meiner Freundin den Gefallen und achte weiterhin auf den Verkehr.
"Wohin fahren wir eigentlich?", fragt Liz plötzlich und sieht sich aufmerksam um,"wir sind hier bei-"
"Deinen Eltern, richtig. Ich dachte, es wäre an der Zeit mich bei ihnen zu entschuldigen", beende ich ihren Satz und halte vor einem großen weißen Haus an.
"Entschuldigen?"
Liz' Blick ist fragend und verwirrt gleichermaßen, ich lächle und lege eine Hand an ihre Wange.
"Ich glaube, ich habe ihrer Tochter viel Schmerzen bereitet, als ich einfach so verschwunden bin. Ich möchte das wieder gutmachen. Vielleicht sind sie ja eines Tages meine Schwiegereltern."
Ich zwinkere meiner verblüfften Freundin zu und will aus dem Auto steigen, doch Liz hält mich zurück.
"Das heißt, du könntest dir vorstellen mich irgendwann zu heiraten?"
Ihre Augen sind groß und voller Erwartung. Ich kann einfach nicht anders. Sanft drücke ich meine Lippen auf ihre und Liz erwidert meinen Kuss augenblicklich.
"Ich kann es mir sehr gut vorstellen", schmunzle ich, nachdem wir beide nach Luft schnappen mussten.
"Na dann, lass uns reingehen."

With you everything changedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt