25. Kapitel

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An diesem Morgen fällt mir das Aufstehen für die Schule besonders schwer. Der Abschied gestern von Dad nach seiner Show war sehr hart, auch wenn es nurnoch ein Monat ist, ehe er wieder da ist. Als ich dusche, heule ich Rotz und Wasser, weil ich ihn so sehr vermisse und weil es leider auch heißt, dass die Jungs nurnoch einen Monat da sind. Die Zeit verging viel zu schnell. Außerdem ist es heute genau ein Jahr und sechs Monate her, dass Mum von uns gegangen ist. Während ich mich fertig mache überlege ich die ganze Zeit was gewesen wäre, wenn sie immer noch hier wäre. Ich hätte Oli und seine Jungs, meine Jungs und Alex wahrscheinlich nie kennen gelernt. Ich hätte keine Depressionen bekommen. Ich hätte nicht die Narben überall an meinem Körper. Ich hatte keine 15 KG Untergewicht. Es wäre alles anders. Ich mein, ich bin mega froh alle kennen gelernt zu haben, aber es wäre noch schöner wenn Mum mit hier wäre, lebendig, nicht nur in meinen Gedanken. Ich lasse die Schminke weg, da man die verheulten Augen und dunklen Ringe unter meinen Augen sowieso nicht richtig wegbekommt. Ich ziehe meine Uggs an und betrachte mich auf dem Weg in die Küche kurz im Spiegel. Die Lücke zwischen meinen Beinen sieht in den Leggins noch größer aus und der Pulli lässt mich nur wie eine Hülle wirken. Ich nehme mir was zu Trinken, etwas Geld aus der Kommode und verstaue beides in meinem Rucksack. Ich ziehe meine Jacke an, stecke mein Handy, Zigaretten und den Autoschlüssel in meine Jackentaschen und gehe nochmal kurz hoch. Ich gebe Andy einen leichten Kuss auf die Wange und verlasse dann das Haus. Auf dem Weg zur Schule weine ich im Auto schon wieder, versuche aber, mir nichts anmerken zu lassen, was voll in die Hose geht. Alle meine Freunde außer Oli sind auf einem Schüleraustausch in Polen. Er wollte anfangs auch mit, hat sich dann aber dagegen entschieden, weil er mich nicht alleine lassen wollte. Ich habe zwar gesagt es macht mir nichts aus, aber er wollte nicht auf mich hören. Ich öffne meinen Spint und hole ein paar Bücher für den Tag raus. Ich streiche behutsam über das Bild meiner Mum an der Innenwand der Tür und atme tief durch. Vor dem Klassenzimmer angekommen, sehe ich bereits Olis traurigen Blick, als er mich sieht. Ich stelle meinen Rucksack ab und sofort zieht er mich in eine feste Umarmung. "Es tut mir so leid Prinzessin", flüstert er leise in mein Ohr und streicht über meinen Rücken. Anscheinend weiß er auch was heute ist. Ich vergrabe meine Hände in dem weichen Stoff seiner Strickjacke und drücke mein Gesicht in seine Brust. "Aww, hat die kleine Bitch mal wieder nichts besseres zutun als sich an jeden ranzumachen?", ertönt Jennys spöttische Stimme neben mir. "Halt's Maul Jenny", fährt Oli sie an und ich löse mich von ihm. Ich wische über meine Augen. "Was willst du jetzt?!", keif Chris, Jennys Freund, zurück. Er ist (wie es zu erwarten war) der Captain der Football Mannschaft unserer Schule und ein Bär von einem Jungen. Er ist genauso groß wie Oli, hat aber soviele Muskeln dass es fast schon widerlich ist und folgt Jenny auf Schritt und Tritt. Jenny schubst mich grob gegen die Wand und baut sich vor mir auf. Mein Rücken tut höllisch weh. Ich starre auf den Boden. "Vermisst Serina ihre Mami und muss sich deswegen an Oli ranmachen?", fragt sie bissig und reißt meinen Kopf an den Haaren nach oben. "Ladies, was ist denn hier los?". Erschrocken schaue ich nach Oben. Andy steht neben uns und sieht Jenny böse an. "Wer sind denn Sie?", fragt sie zuckersüß und mustert ihn mit einem schmutzigen Blick von oben bis unten. "Mr. Biersack, euer neuer Geschichtslehrer. Heute ist mein erster Tag und ich sehe gleich sowas. Wie wollen Sie mir das erklären und wie heißen Sie überhaupt? Ich meine alle 4", erklärt er ruhig. Sofort lässt sie meine Haare los und dreht sich zu ihm und ihre halben Titten fallen aus ihrem Oberteil. "Also ich bin Jenny Pierce, und das ist Chris Marten, mein Freund. Chris und ich haben garnichts gemacht und aufeinmal haben mich die Kleine da und der da neben ihr total blöd angeblafft", erzählt sie und täuscht ein verstörtes Gesicht vor. Wie sehr ich sie hasse! "Aha. Interessant", antwortet er unbeeindruckt und sperrt das Klassenzimmer auf. "Und Sie sind?", fragt er, an uns gerichtet, während der Rest der Klasse reingeht. "Oliver Sykes", antwortet Oli, bemüht nicht zu grinsen. "S-Serina Lucker", sage ich leise und hebe meinen Rucksack von dem Boden auf. Andy geht voll und ganz in seiner Rolle als Geschichtslehrer auf und Oli versucht mich die ganze Doppelstunde lang, abzulenken. Anscheinend interessiert ihn mein Geburtstag am Freitag mehr als mich selbst. Wenn es nach mir gehen würde, würde ich den ganzen Tag im Bett liegen bleiben und nichts machen. "Serina, Sie bleiben noch hier und bekommen ihre Strafe. Ihr restlichen Motherfucker könnt euch verpissen", komandiert Andy und binnen von Sekunden sind alle verschwunden. Andy schließt die Tür, wartet kurz und kommt dann sofort zu mir. "Was machst du hier?", frage ich überrascht und drücke mich an ihn. "Ich hab nach dem Vorfall auf dem Pausenhof mit deinem Schulleiter gesprochen und erzählt, ich wäre Geschichtslehrer. Er meinte wenn ich hier aushelfe, dann lässt er uns unbestraft", erklärt er und nimmt mein Gesicht in die Hände. Ich nicke leicht. "Was is passiert? Was is los süße?", fragt er leise und besorgt. "I-Ich hab garnichts gemacht n-nur heute is es anderthalb Jahre her dass Mum gestorben is u-und ich hab Oli nur umarmt und sofort meinte die Bitch ich mache mich an ihn ran und so ne Scheiße", flüstere ich gebrochen. Er küsst mich liebevoll und drückt mich wieder fest an sich. "WIr treffen uns Zuhause, ja?", flüstert er nachdem ich wieder einigermaßen okay bin. Ich nicke leicht und küsste ihn nocheinmal lange. Dann gehe ich wieder raus zu Oli. Er ist ganz aus dem Häußen, dass Andy jetzt unser Lehrer ist und wir denken uns die witzigsten Sachen aus, die Andy heute passieren könnten. Ich bin so froh dass ich die beiden habe. Was würde ich nur ohne sie machen?

Smile on her Lips. Scars on her Hips.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt