4. Kapitel

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Andy hat mich heute von der Schule abgeholt, da Dad ja um halb eins nach Florida geflogen ist. Er ist jedoch nicht mit rein gekommen, da die Band sich noch mit ihrem Manager oder so treffen muss und das es spät werden könnte. Als ich reinkomme, ist es totenstill. Genau wie an dem Tag, an dem meine Mutter starb. Tränen laufen über meine Wangen und ich schluchze laut. Verdammte scheiße! Ich verkrieche mich in mein Bett und weine so lange, bis ich irgendwann einschlafe. Als ich aufwache, geht es mir ein klein wenig besser. Mein Dad hat mir geschrieben dass er gut angekommen ist. "Andy?", rufe ich quer durch die Wohnung. Keine Antwort. Es ist ja auch erst um sieben. Ich nehme mir meine kurze Batman Jogginghose, Kuschelsocken, Unterwäsche und mein Batman Top und nehme eine ausgiebige heiße Dusche. Bis Andy wiederkommt bin ich wahrscheinlich eh schon im Bett, deshalb kann ich ja kurze Sachen anziehen. Die letzten tiefen Schnitte sind 2 Tage alt und quer über meine Oberschenkel verteilt. Die an meinem Arm sind 3 Tage alt und sehen genauso schlimm aus. Mein Bauch knurrt. Ich hab den ganzen Tag nichts gegessen. Ich nehme mein Handy, schließe es an die Box in der Küche an und fange an, mir Nudelsuppe zu kochen. Kaum Kalorien und macht satt, außerdem fast nur Wasser und tut deswegen beim Hochwürgen nicht so weh, falls man nicht anders kann, aber ich hab das im Moment total im Griff. Ich lasse das Wasser köcheln und kippe das Pulver rein, dann mach ich den Deckel drauf. So. 5 min warten und dann gehts los. Im selben Moment beginnt "King for a Day" von PTV feat. Kellin Quinn zu spielen. Ich liebe dieses Lied und singe lautstark mit, während ich in der Küche rumspringe. Bei meiner Lieblingsstelle Bleibe ich ruhig stehen und singe so perfekt ich kann mit: "Heil Mary, forgive me. Blood for blood, Hearts beating. Come at me, now this is war!" Ich kreische auf, als Andy hinter mir das "OHH" screamt. Erschrocken drehe ich mich um und er kann sich vor lachen kaum noch halten. Doch als er an mir runterschaut, verschwindet sein wunderschönes Lachen und die Freude in seinem Gesicht. Scheiße. Ich drehe die Suppe runter, schiebe sie auf die kühle Herdplatte und gehe an ihm vorbei. Tränen steigen in meine Augen. Ich renne die Treppen hoch und knalle meine Tür zu. Was hab ich schon wieder angerichtet?! Ich wette er ruft jetzt den Krankenwagen und dann stecken sie mich in mein "zweites Zuhause", die Klinik. Ich will da nicht mehr hin. Nicht nochmal. Ich reiße mir die kurzen Sachen vom Leib und ziehe eine weite Jogginghose und einen Suicide Silence Pulli von Dad an. Hauptsache meinen Körper verstecken. Dann kauere ich mich ins Bett, vergrabe mein Gesicht in den Knien und weine still und leise vor mich hin. Ich höre ein leises Klopfen an meiner Tür. Ich wische über meine Augen, putze meine Nase und setze mich so normal wie möglich auf mein Bett. "Ja?", antworte ich. Vorsichtig streckt Andy seinen Kopf zur Tür rein. Schon sein trauriger Blick zeigt mir was jetzt kommt und ich habe Probleme, die Tränen zurück zu halten. Er setzt sich auf die Bettkante und sieht mich an. Ich senke den Blick. Er lehnt sich zu mir rüber und hebt mein Kinn an, sodass ich ihn ansehen muss, direkt in seine wunderschönen blauen Augen. "Du bist so, so wunderschön", flüstert er leise. Meine Augen weiten sich. Damit hatte ich nicht gerechnet. "Und du hast das alles nicht verdient. Und egal was passiert ist, wer dir das angetan hat, dich so zu verletzen das du deinen wunderschönen Körper verletzt, er wird dafür büßen. Und Gott, ich kann mir kaum vorstellen wie sehr du deine Mum vermisst, aber egal was ist, sie wird immer unglaublich stolz auf dich sein. Sie wird immer bei dir sein und dich beschützen, begleiten und lieben, genau wie dein Dad, hörst du?". Ab da kann ich mich nichtmehr halten. Dicke Tränen rollen über meine Wangen und ich drehe den Kopf weg. Andy zieht mich auf seinen Schoß, drückt mich so lange an sich bis es besser wird und krault meinen Rücken. "Serina?", fragt er etwas später am Abend als wir auf der Terasse sitzen und rauchen. Ich sehe ihn an. "Was war das für ein Gefühl wenn ich fragen darf?". "Es war..man kann es eigentlich garnicht beschreiben. Du fühlst nichts außer den Schmerz, der dir alle Luft zum atmen nimmt. Du..ich..ich hab nurnoch geweint. Stundenlang. Tagelang. Die Zeit bleibt stehen. Ich wollte sterben. Ich konnte absolut nichtmehr weitermachen.", erkläre ich leise. "Aber..", ein leichtes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, "Es gibt immer noch meinen Dad. Um ehrlich zu sein war ich immer schon mehr das Papakind, aber dadurch das er öfters auf Tour war hatte ich auch einen tollen Mutter Tochter Draht. Und ich kann ihn nich alleine lassen, niemals. Er ist mein Dad. Und er ist so perfekt, wirklich. Er is mein Dad". Das Ende flüstere ich nurnoch und kuschel mich in meinen Pulli. Andy starrt mich an. "Was?", frage ich nervös. "Du bist wunderschön", antwortet er lächelnd. Ich werfe etwas Schnee nach ihm. Ich hasse es, wenn man mir Komplimente macht. Ich kann sie nie glauben. Ich gähne lange. Gemeinsam gehen wir rein. "Ich geh dann mal ins Bett ja?", sage ich lächelnd. "Gute Nacht", sagt er, ebenfalls lächelnd. Ich drehe mich um und gehe zur Treppe. "Ähm Serina warte nochmal kurz", ruft Andy und kommt zu mir. Nervös kratzt er sich am Nacken. "Darf ich ähm..naja..später eventuell bei dir schlafen..?", fragt er stotternd. Wollte gerade Andy Biersack mit mir in einem Bett schlafen?! "Ich würde mich sehr freuen", antworte ich grinsend. Ich sehe ihn an, beiße auf meine Unterlippe um das Grinsen zu unterdrücken und gehe dann nach oben. Im Pulli ist es mir zu warm, deswegen ziehe ich mir wieder das Batman Top an. Dann lege ich mich ins Bett, rolle mich auf die Seite und schlafe nach kurzer Zeit ein. Ich werde wach, als Andy kommt. Ich höre, wie er seine Hose und sein Shirt auszieht. Er legt sich hinter mich, deckt sich ebenfalls mit meiner Decke zu. Dann schiebt er vorsichtig den Arm unter mein Kissen, schlingt den anderen um meinen Bauch und drückt mich an sich. Und genau in diesem Moment kann ich behaupten, das es mir besser geht.


Smile on her Lips. Scars on her Hips.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt