45. Kapitel

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Ich reiße die Augen auf. Es ist noch dunkel und man hört nur die Jungs Schnarchen und das leise Rauschen des fahrenden Busses. Ohne Andy zu wecken krieche ich aus der Bunk, ziehe mein Handy vom Ladekabel und gehe zu den Sesseln in der Mitte des Busses. Es ist 4 Uhr morgens. Wieso bin ich jetzt schon wach? Ich stecke mir einen Kopfhörer in die Ohren und mache "Earthquake" von Fytch an. Ich denke erst, dass kein Mensch um die Zeit wach ist, bis mir aus dem nichts Denis antwortet. Ich erzähle über den Streit von uns, natürlich nicht was danach passiert ist und dass es mich doch ein wenig fertig macht, dass er mich so beleidigt hat, von wegen "wenn ich mit den anderen ficke und rummache" und so. Ich schlinge die Arme um meine Beine und lege den Kopf auf die Knie. Ich starre einfach nur aus dem Fenster. Am nächsten Tag bekomme ich sofort als wir ankommen eine lange Umarmung von Denis, die ich voll und ganz genieße. "Mach dir keine Sorgen kleines", flüstert er leise in mein Ohr und streicht über meinen Kopf. Ich nicke leicht, löse mich von ihm und gehe zurück zu Andy. "Wofür war das denn?", fragt er verwirrt und ich kann die Eifersucht förmlich hören. "Ach ich war heute früh schon um 4 wach und mir gings nich so gut und dann haben wir ein bisschen geschrieben. Nichts besonderes aber wir haben gesagt wenn ihr wieder bei den Autogrammen seit, dann treffen wir uns wieder", erzähle ich und lächel ihn an. "Ich muss mir doch keine Sorgen machen, oder?", frägt er und hebt die Augenbraue an. Ich kichere und küsse ihn. "Wie gesagt, ich gehöre nur dir", antworte ich bloß und nehme seine Hand.
"Schatz, eure Show war so mega gut! Ich kann es immer noch nich fassen dass ich das die nächsten 3 Monate miterleben darf!", rufe ich fröhlich, als wir am Abend zu zweit im Bus sind. "Anscheinend hattest du mit Denis mehr Spaß", mault er. "Bitte was? Fang doch nicht schon wieder damit an. Du weißt ich liebe nur dich", sage ich etwas erschrocken und lege meine Hand an seine Brust, aber er schiebt sie sofort wieder weg. "Du brauchst mir garnichts vormachen! Siehst du nich wie er dich ansieht?! Gibs doch zu, habt ihr euch geküsst? Habt ihr in seinem Bus gefickt?!", brüllt er außer sich. Ich starre ihn an. "Andy jetzt sei still! Es ist garnichts passiert!", schreie ich zurück. "Lüg mich nicht an!", bellt er und ein stechender Schmerz breitet sich auf meiner linken Wange aus. Das hat er gerade nicht wirklich gemacht, oder? Ich schubse ihn auf die Seite und renne aus dem Bus. Als die salzigen Tränen auf meine Wange treffen, brennt es wie Feuer. Ich kann nicht glauben was er da getan hat. Ich wusste es von Anfang an. Er hasst mich. Er hat mich immer gehasst. Er wollte mich bloß als sein Betthäschen haben und hat mich nie wirklich geliebt. Zittrig sperre ich den Bus auf, stürze hoch und schließe ihn sofort wieder. Ich fange laut an zu schluchzen und stolpere zu meinem Koffer. Zum Glück habe ich immer eine Notfallklinge dabei. Ich sperre mich im Bad ein und rutsche an der Wand herunter. Wieso hat er mich geschlagen? Wieso liebt er mich nicht mehr? Wieso hab ich Denis geschrieben und ihn nicht geweckt? Ich setze die Klinge an und mache einen Tiefen Schnitt, welchen ich nur verschwommen sehe. Zwei Schnitte. Drei. Vier. Fünf. Dicke Tropfen fallen auf den Boden. Er ist wieder komplett offen, mein ganzer linker Unterarm. Ich war clean, fast ein halbes Jahr und dann ist das passiert. Wenn Andy erstmal das sieht, dann wird er zu 100% Schluss machen. Ich muss immer stärker weinen und habe mich kaum noch unter Kontrolle. Wackelig stehe ich auf, wische das Blut vom Boden und suche flehend nach dem Verbandskasten. Ich tupfe meinen Arm ab, lege Stoffkompressen auf die klaffenden Wunden und Wickel einen weißen Verband um meinen Arm. Ich komme leise aus dem Bad und ziehe mir einen langen Pulli von Dad über. Dann krieche ich in die freie Bunk, ziehe die Beine an meinen Körper und lasse den Tränen freien lauf. Ich weiß nicht genau wieviel Zeit vergeht, aber irgendwann klopft es am Bus. "Serina?", höre ich Andys normalerweise so beruhigende Stimme. "Geh weg!", schreie ich wütend und wische über meine Augen. "Süße.. Bitte mach auf", bettelt er mit einem flehenden Unterton. Ich sperre auf, gehe aber sofort wieder in Richtung Bunk, ohne in auch nur eines Blickes zu würdigen. Die Türen des Busses schließen sich und es ist komplett still. "Bitte warte", sagt er leise und hält mich am Arm fest, genau dort wo meine neuen Wunden sind. Ich zucke zusammen, einerseits vor Schmerz, andererseits vor Schreck und muss einen lauten Schrei unterdrücken. Ich reiße meinen Arm weg, was umso mehr wehtut und gebe keine Antwort. "H-Hast du Angst vor mir?", fragt er geschockt. "Ja! Und ich bin unglaublich enttäuscht und traurig!", rufe ich schluchzend. "Es tut mir so unfassbar leid. Ich wollte dir niemals wehtun, ich weiß nicht was los mit mir war.. Es tut mir leid. Baby, bitte verlass mich nicht", antwortet er mit gebrochener Stimme. "Du weißt ganz genau dass ich dich niemals verlassen würde Andy, weil ich dich liebe. Ich bin gespannt wie weit deine Liebe reicht", erwiedere ich trocken. Besorgt sieht er mich an. Ich ziehe meinen Ärmel hoch und spüre nur, wie Tränen über meine Wangen rollen. Ich starre perplex auf den Boden und schluchze kurz. Seine Finger schließen sich um mein Kinn und er zieht es hoch, sodass ich ihn ansehen muss. "Es ist alles nur meine Schuld. Ich schwöre bei Gott, ich werde dir nie wieder wehtun. Ich liebe dich so sehr, es tut mir so leid". Nun laufen die Tränen auch bei ihm. Ich bin immernoch so verstört, dass ich einfach nur die Arme um seinen Hals werfe und mich an ihn presse. "Andy wieso sagst du sowas? Wieso sagst du ich Fick mit anderen rum?", schluchze ich und vergrabe das Gesicht in seiner Schulter. "Das war nicht fair und ich weiß dass es alles nich stimmt was ich gesagt hab und gemacht hab und ich kann es nie wieder rückgängig machen", wimmert er leise in mein Ohr. "Bitte, bitte mach und sag sowas nie wieder. Bitte Andy", flehe ich verzweifelt und grabe meine Hände tiefer in den Kragen seines Oberteils. "Bitte liebe mich, bitte verlass mich nicht". "Ich werde dich nie verlassen und für immer lieben, du bist mein Leben.", antwortet er und schlingt die Arme fester um mich. Für den Moment denke ich, es ist okay. Aber ich weiß genau, alle rasten aus wenn sie meinen Arm sehen und es wird mich in meinen Träumen heimsuchen.

Vielen vielen Dank an die süße _sad_metalgirl_, welche die Idee zu der Story hatte. Ich hoffe sie gefällt dir!💖

Smile on her Lips. Scars on her Hips.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt