Überraschendes Wiedersehen

106 2 0
                                    

Seit dem Tyler in mein Leben getreten war, begegnete ich ihm überall.
Es war wie ein Fluch, ein Fluch für mein Herz.
Nur wenn ich Arbeitete und zu Hause war, hatte ich etwas Erleichterung.
Mit Rory unternahm ich nichts mehr, da sie nur noch mit ihrem Freund Zeit verbrachte.
Sie ließ mich auch mit dem Thema Tyler in Ruhe.
Bis sie aufgetakelt ins Dinner reinkam.
Tyler und Quinn standen draußen an seinem Wagen gelehnt und unterhielten sich.
Ich war nur froh, dass sie nicht reinkamen.
„Dass du mal hier herkommst?", begrüßte ich sie, während ich einem der Gäste an der Theke Kaffee nachschenkte.
Sie grinste mich an.
„Na ja, ich muss dich um einen Gefallen bitten."
Das dachte ich mir.
Rory lehnte sich über die Theke zu mir.
„Kannst du mir später mein Handy bringen, ich hab es zu Hause vergessen und wenn Mom mich so sieht, dann lässt sie mich niemals zu der Party."
Sie hatte bereits jetzt eine leichte Alkohol Fahne.
Ich konnte sie nur ansehen.
Ich sollte ihr ihr Handy bringen, auf eine Party auf der ich Tyler begegnen würde. Und er vermutlich sich mit anderen Mädchen vergnügte? War das ihr ernst?
Das war es, denn sie sah mich flehend an.
Ich gab mir einen Ruck.
Was ich nicht alles für meine Cousine tat.
Ich seufzte schwer.
„Von mir aus. Aber ich bring es dir nur und dann verschwinde ich wieder von da. Ich bleibe nicht."
Sie grinste mich glücklich an.
„Du bist ein Schatz."
Rory beugte sich noch mehr zu mir und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Was mich zum Lächeln brachte.
Mein Blick wanderte an ihr vorbei, aus den riesigen Fenster vor dem die Sitzlogen standen.
Doch mein Blick blieb nicht auf Tyler hängen, denn jemand anderes zog meine Aufmerksamkeit auf sich.
Jemand denn ich kannte. Ich konnte mich nicht täuschen. Ihn würde ich sofort erkennen.
Ich hastete hinter der Theke vorbei zu der Eingangstüre nach draußen.
Dass alle mich ansahen, war mir in dem Augenblick egal.
„Rylee?", rief hinter mir meine Cousine.
Doch da war ich schon draußen.
„Jaxon?", rief ich die Straße hinunter.
Der Kerl der schon einige Meter gelaufen war, blieb stehen und wandte sich um.
Ich hatte recht. Es war Jaxon, der Bruder meiner besten Freundin Becca.
Als er mich sah, lächelte er.
Er kam auf mich zu als ich auf ihn zurannte und schloss mich ebenfalls in seine Arme. Hob mich dabei leicht hoch.
Erst nach einer Ewigkeit ließen wir uns los.
„Ich freue mich dich zu sehen?", sagte ich zu ihm.
Was auch wirklich der Wahrheit entsprach.
Er lächelte mich an.
Jaxon hatte sich in den drei Jahren, in denen wir uns nicht mehr gesehen hatten ziemlich verändert.
Seine Haare waren Millimeter kurz. Er war noch trainierter als damals schon. Sein Züge wirkten ernster und erwachsener.
In seinen Augen sah ich das, was ich ebenfalls in meinen jeden Tag im Spiegel sah: Schmerz.
Becca hatte recht. Jaxon war nicht mehr der, der er einmal gewesen war.
„Ich freue mich auch, dich wiederzusehen."
Er nahm mich noch mal in den Arm.
Dabei fiel mein Blick hinter ihm. Tyler sah uns an.
Es sorgte dafür, das ich mich von Jaxon löste.
„Was machst du hier? Becca hat mir erzählt du musst dich erholen."
Einen kurzen Moment verlor er das Lächeln auf seinen Lippen, bevor es zurückkehrte.
„Deinetwegen habe ich mich in mein Auto gesetzt. Stundenlang ohne Pause."
Er war meinetwegen extra hergekommen? Wieso?
„Na wenn das so ist, schulde ich dir vermutlich was zu essen und vor allem ein Kaffee."
Er grinste.
„Das ist wirklich eine heervorragende Idee."
Ich erwiderte sein Grinsen und führte ihn in den Dinner, wo er sich an die Theke setzte.
Ich blieb noch kurz bei meiner Cousine stehen die Jaxon irritiert ansah.
„Ich bring dir nachher dein Handy", versprach ich ihr und ließ sie auch schon stehen. Ging lieber zu Jaxon.
Mary kam sofort zu mir.
Tut mir leid das ich einfach so rausgerannt bin", entschuldigte ich mich sofort bei ihr.
Sie nahm es mir noch nicht mal böse, das sah ich ihr sofort an. Sie hatte sich einfach nur Sorgen gemacht, da so etwas untypisch für mich war.
„Ma'am, das ist meine Schuld", kam es von Jaxon.
Mary blickte zu ihm.
„Mary das ist Jaxon. Er ist der große Bruder meiner besten Freundin aus Nashville. Ich hab ihn seit Jahren nicht mehr gesehen."
Mary schenkte ihm ein freundliches Lächeln.
„Freut mich dich kennenzulernen Jaxon, ich bin Mary."
Jaxon erwiderte ihr Lächeln ohne zu zögern.
„Es freut mich auch, sie kennenzulernen", ganz so wohlerzogen wie er schon immer gewesen war.
Damit hatte er auch Mary sofort von sich eingenommen.
„Was treibt dich von Nashville hier her. Das ist eine ziemliche Entfernung."
Jaxon warf mir einen Blick zu.
„Ich hab sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Und ... ich hab erst erfahren was passiert ist."
Ich zuckte zusammen.
Denn ich wusste was er meinte.
Jaxon meinte den Unfall, an dem meine Eltern gestorben waren.
Alle hatten es für das Beste gehalten, es ihm nicht zu erzählen. Immerhin war er in Afghanistan ziemlichen gefahren ausgesetzt und da musste er voll bei sich sein. Ich hatte das auch für Richtig gehalten. Denn ich wollte nicht, dass ihm etwas zustieß.
Mary begriff es anscheinend auch, was er damit meinte.
„Wir besorgen dir erst einmal etwas zum Essen, war ja auch ein weiter Weg. Währenddessen macht Rylee Feierabend."
Ich sah sie überrascht an.
Sie lächelte mich sanft an.
„Ihr habt euch bestimmt viel zu erzählen."
Ja das hatten wir vermutlich.
Sie strich über meinen Arm.
„Den Rest schaff ich schon", versicherte sie mir.
Mary war unglaublich.
Ich lächelte sie dankbar an.
„Besorg dem jungen Mann aber noch etwas zu essen"
Das würde ich hinbekommen.
„Das ist sehr lieb von Ihnen Ma'am."
Mary lächelte ihm an, bevor sie zu den Tischen ging.
„Ich wollte dich nicht vom Arbeiten abhalten", versicherte Jaxon mir.
Ich winkte ab.
„Es kommt ja nicht jeden Tag vor, das ich Besuch der von weiter hierher kommt. Außerdem durch dein Gutes benehmen hast du Mary vollkommen vereinnahmt", grinste ich ihn an und reichte ihm die Karte.
Er erwiderte mein Grinsen.
„Dann brauch ich ja kein schlechtes Gewissen haben."
Ich kicherte.
Etwas was mir wirklich gut tat.
„Also was willst du Essen?", fragte ich ihn dann.
„Lust von hier zu verschwinden, uns was zum Essen mitzunehmen."
Damit war ich vollkommen einverstanden.
„Ich bin gleich wieder da", versicherte ich ihm.
Chris, der Koch hatte uns was zum Essen in Tüten gepackt, bis ich von den Personalräumen zurückkam.
Chris war Anfang fünfzig und ein absolut liebenswerter Kerl.
Als er meinte, das ginge aufs Haus, gab ihm ein Kuss auf die Wange.
Jaxon nahm mir die Tüte sofort ab als ich zu ihm trat.
„Dankeschön", rief er zu Chris, bevor er zu mir sah, „Können wir?"
Ich lächelte und nickte.

Wir waren in den kleinen Park der Stadt gegangen. Wo wir uns auf den Rasen gemütlich gemacht hatten und gemeinsam von den Sandwitschen aßen.
„Ich hätte, keine Ahnung, irgendwie dir beistehen wollen", sagte er zu mir.
Entschuldigend.
„Jaxon, glaub mir, es war so besser. Wenn dir etwas passiert wäre weil du unkonzentriert gewesen wärst, dann hätte ich mir das niemals verziehen."
Ich ergriff seine Hand und drückte sie.
Er strich mit dem Daumen über meine Haut.
„Dennoch tut es mir leid. Als ich es erfahren habe, musste ich einfach herkommen."
Ich freute mich auch wirklich, dass er hier war.
Doch ich glaubte nicht, dass es der einzige Grund war, wieso er hier war.
„Becca hat mir erzählt du bist verletzt und müsstest dich erholen."
Jaxon ließ meine Hand nun los und seufzte schwer.
Gedankenverloren sah er nach vorne.
„Muss vermutlich schwer sein, all die besorgten Blicke", vermutete ich.
„Sie behandeln mich als wäre ich aus Porzellan", verriet er mir. „Ich liebe sie, aber mit ihrer Fürsorge erdrücken sie mich im Augenblick."
Das konnte ich gut verstehen. So war es mir seit dem Unfall auch ergangen. Jeder behandelte mich genauso wenn sie erfuhren was mir zugestoßen war.
„Ich musste einfach da weg. Und meine Ärzte haben mir das Okay gegeben."
Das beruhigte mich wirklich.
Dann sah er mich an und lächelte.
„Von allen Orten, die du dir aussuchen konntest, kommst du gerade hier her?"
„Ich wusste, dass du mich nicht so behandelst", sagte er dazu, „Und wie gesagt, ich musste herkommen, nachdem ich es erfahren habe."
Dann blickte er sich um.
„Und ganz ehrlich, so übel ist es gar nicht. Die Ruhe ist genau das was ich im Moment brauche."
Das konnte ich mir gut vorstellen.
„Hast du was dagegen wenn ich eine Weile hier in der Gegend bleibe?"
Einen Moment sah ich ihn nur an, bevor ich ihm Antwortete. Denn damit hatte ich absolut nicht gerechnet.
„Natürlich nicht. Ich freue mich, dich zu sehen."
Das brachte ihn zum Lächeln.
„Gut, denn ich hab mir ein Motelzimmer genommen."
Ich machte den Mund auf, da ich ihm anbieten wollte, das er im Gästezimmer bei meiner Tante wohnen könnte, doch er ließ mir keine Chance.
„Und da ich dich kenne, und weiß das du mir anbieten willst bei deiner Tante unterzukommen. Sag ich dir von voraus, ich lehne dankend ab. Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung wie lange ich bleibe. Und deswegen fall ich, deiner Tante nicht zu last. Also nimm es einfach so hin, okay?"
Ich hatte ja auch keine Wahl.
Es war ja seine Entscheidung.
„Wissen deine Familie das du hier bist?", fragte ich stattdessen also nach.
Er lehnte sich zurück und stützte sich auf seinen Armen ab.
Man sah ihm wirklich an, das er bei der Army war.
Woran genau, das wusste ich nicht wirklich, aber man sah es ihm an.
Er trug ein dunkelgrünes Shirt und schwarze Jeans.
Ich fragte mich wo genau er verletzt wurde.
Aber ich wollte nicht ihn zu etwas drängen was ihn daran erinnerte.
Ich hasste es ja auch wenn mich jemand an den Unfall erinnerte.
„Ich hab ihnen einen Zettel da gelassen", gestand Jaxon mir „Das sie nicht durchdrehen wenn sie merken, dass ich weg bin."
Bittend sah er mich an.
„Behalte es bitte eine Weile für dich, okay?"
Ich biss auf meine Lippe und nickte.
„Aber nur für eine kleine Weile. Ich hasse es, Becca etwas zu verheimlichen."
Dazu nickte er einverstanden.
„Ich brauch einfach einwenig Zeit um mir klar zu werden was ich genau will und vor allem um wirklich mich zu erholen."
Das konnte ich verstehen und nachvollziehen.

Fighting Heart - BegehrtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt