Exotin und Rebellin (Part 2)

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Der Rest des Abends verlief dann eigentlich recht gut.
Ich benahm mich dann auch nicht mehr wie eine Idiotin in seiner Nähe.
Nachdem Essen fuhr er mich dann mit seinem Mustang nach Hause.
„Spielst du eigentlich noch?", fragte er als wir hielten.
Statt mich dazu zu bringen aus seinem Mustang auszusteigen, machte er den Motor aus und wandte sich leicht zu mir.
Er wollte sich noch mit mir unterhalten.
Fragend sah ich ihn an.
„Violine?"
Er nickte. „Spielst du noch? Dein Vater hat mir mal erzählt, dass du ein riesen Talent hättest. Du aber nur heimlich für dich spielen würdest weil du denken würdest, dass du nicht gut wärst."
Einen Moment sah ich ihn nur an.
„Ich spiel noch ... aber nur für meine Eltern", gestand ich ihm.
Er nickte dazu.
„Dein Vater hat es geliebt, dir zu zuhören."
Ich musste unwillkürlich lächeln, denn das wusste ich.
„Ich kann mich noch an den Tag erinnern als mein Vater mir meine erste Violine zum Geburtstag geschenkt hat.", erzählte ich ihm.
Aufmerksam hörte Tyler mir zu.
„Er hatte seine geliebte Gitarre von der Reparatur abgeholt und mich mitgenommen. In dem Laden bin ich dann herumgesprungen und habe die Violine dann gesehen. Ab dem Augenblick war ich regelrecht fixiert."
Er lächelte über meine Worte.
„Egal wie schlecht ich anfangs war. Mein Vater war immer mein Publikum und hat mich bejubelt."
Mir wurde klar, dass ich zum ersten Mal glücklich war, dass ich an ihn zurückdachte. An diese wunderbaren Augenblicke.
Ich räusperte mich.
„Tut mir leid, das interessiert dich wahrscheinlich gar nicht."
„Doch, weil ich deinen Vater auch kannte. Also mach dir keine Gedanken", meinte er.
Ich lächelte ihn leicht an.
Ein Auto fuhr an Tylers Mustang vorbei und hielt vor uns.
Es war Saywers Auto. Was mich wirklich überraschte.
Tyler neben mir schnallte sich angespannt ab und stieg aus.
„Ich kümmer mich darum", versicherte er mir.
Oh oh ...

Ich wollte nicht, dass sie sich anfingen zu prügeln. Also stieg ich ebenfalls aus.
„Tyler bitte nicht", bat ich ihn und wurde ärgerlich von ihm angesehen.
„Der Kerl hat versucht, dich zu vergewaltigen."
Flehend sah ich zu ihm, wurde aber abgelenkt als ich sah wie Sawyer ausstieg.
Er sah Tyler angespannt an.
„Was machst du hier?", fragte er ihn.
„Das Gleiche könnte ich dich auch fragen", gab Tyler zischend von sich.
Er mochte Sawyer absolut nicht.
„Du hast hier absolut nichts mehr zu suchen. Sie will dich nicht mehr sehen."
Sawyer sah nun mich an.
„Ernsthaft? Du sparrst dich auf und dann suchst du ihn aus?"
Ich konnte gar nicht glauben, dass er annahm, dass ich mit Tyler was am laufen hatte.
„Bei mir weiß sie wenigstens das ich aufhöre wenn sie Nein sagt."
Tyler provozierte auch noch Sawyer.
Der ballte seine Hände kurz zu Fäusten.
„Im Gegensatz zu dir bin ich niemand, der Mädchen wie Unterhosen wechselt."
Tyler verschränkte seine Arme vor der Brust.
„Ich sehe sie zumindest. Du bemerkst sie ja noch nicht einmal. Du ignorierst sogar, dass sie Gefühle für dich hatte, musst wohl dein Ego von ihr aufbauen lassen. Was für ein selbstgefälliger Arsch muss man sein, dass man mit den Gefühlen der angeblichen besten Freundin spielt."
Ich konnte nicht glauben das er das Sawyer laut und deutlich gesagt hat.
Sawyer sah etwas betroffen aus. Aber die Neuigkeit das ich Gefühle für ihn gehabt hatte schien ihn nicht zu überraschen.
Was mir Tränen in die Augen trieb.
„Du wusstest es", wisperte ich.
Sawyer wich meinen Blick aus.
Es war mir unbeschreiblich peinlich, ich wollte nur noch mich irgendwo verstecken.
„Wie lange?", fragte ich allerdings stattdessen.
Er atmete schwer aus.
„Wie lange weißt du davon, Sawyer! Du schuldest mir eine Antwort!"
„Keine Ahnung, eine ganze Weile."
Ich dachte, beidem Nächsten was ich tat, nicht nach. Und es passte nicht zu mir, denn ich rastete normalerweise niemals so aus.
Ich gab ihm eine Ohrfeige.
Er und selbst ich waren darüber schockiert. Aber die Wut was er mir all die Zeit und besonders gestern Abend angetan hatte überstieg es.
„Ry ..."
„Gott sei Dank, habe ich es mir nur eingebildet, dass ich Gefühle für dich habe. Denn du bist ein ziemliches Arschloch Sawyer."
Was ich in Sawyers Augen sah, überraschte mich nun wirklich.
Traurigkeit.
Meine Worte hatten ihn getroffen.
Wahrscheinlich nur weil er seinen Schoßhund verloren hatte.
„Wenn die Ferien vorbei sind, will ich das du mir in der Schule aus den Weg gehst. Sprich mich nie wieder an. Und übrigens deine Entschuldigung für das was du gestern Abend mir beinahe angetan hast kannst du dir sonst wohin stecken. Darauf verzichte ich, so wie ich auf dich verzichte. Dann bin ich lieber das letzte Schuljahr alleine und ohne Freunde, als das ich sie mit jemanden wie dir verbringe."
Ich hatte es mich noch nie gewagt so mit jemanden zu reden, so ein Typ Mädchen war ich nicht. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass ich mal so ausrasten würde. Besonders nicht gegenüber von Sawyer.
„Das war dein Stichwort zu gehen", sagte Tyler.
Ich warf einen Blick zu ihm.
Er grinste Sawyer an.
Als wäre es, sein verdienst, dass ich für mich so einstand. Und irgendwie, ich konnte es nicht Ganze erklären war es auch so. Denn noch gestern Morgen hätte ich es mich nicht getrau. Es war mehr als verrückt.
„Komm schon Ry, können wir nicht darüber reden. Ich hohl uns eine Pizza und wir -:"
Er stoppte, als Tyler plötzlich ihn packte und gegen seinen Wagen drückte.
„Du wirst es dich nie wieder wagen, in die Nähe von ihr zu kommen. Wirst du dich nicht daran halten, werde ich es erfahren und dann werde ich jeden einzelnen Knochen brechen, der in deinen Körper steckt. Du wirst Schmerzen erfahren wie kein anderer."
Saywer war zwar Sportler, aber gegen Tyler hatte er keine Chance.
„Rede nicht mit ihr, ruf sie nie wieder an, schreib ihr nicht, komm bei ihr nicht mehr vorbei, sehe sie nie wieder an, fass sie nicht an und vor allem denk noch nicht einmal mehr an sie", zischte er ihm zu.
Sawyer versuchte sich zu befreien, wirkte richtig hilflos. Dennoch sah er Tyler voller Wut an.
Keine Ahnung was ich tun sollte. Aber da ich nicht wollte, dass es zu Verletzungen kam, ging ich zu den beiden, legte meine Hände auf Tylers Schultern.
„Tyler, ich glaube, er hat es verstanden."
Als ich ihn berührte, konnte ich förmlich spüren, dass er sich entspannte.
Dann ließ er endlich ab und trat zurück.
Sawyer keuchte nach Luft.
„Für wen hältst du dich eigentlich?", gab er wütend von sich.
„Sawyer lass es und geh einfach", bat ich ihn.
Ich wollte nicht, dass sie sich hier anfingen zu schlagen.
Sawyer sah nun zu mir.
„Du willst also deinen einzigen Freund aus deinem Leben schmeißen? Das letzte Highschool-Jahr alleine verbringen?", fragte er mich.
Er hatte recht.
Außer ihn hatte ich keine Freunde.
Aber vielleicht war es Zeit mir ein Leben ohne ihn aufzubauen. Nicht nur der Schatten des beliebten Sawyer Wiland zu sein.
„Ich will nicht mehr nur dein nerviges kleines Anhängsel sein Sawyer", sagte ich zu ihm und war mehr als überrascht über meinen Mut. „Denn in den Augen aller anderen, besonders deiner so tollen Sportler Freunde bin ich das. Aber so will ich nicht gesehen werden."
Sawyer sah mich nur an.
„Vielleicht sollte es von Anfang an so sein, das wir irgendwann keine Freunde mehr sein werden. Du hast immerhin überhaupt keine Skrupel mir wehzutun. Mir, der Person, die du als deine beste Freundin bezeichnet hast."
„Ry, du weißt gar nicht wie leid mir das tut. Ich ... weiß auch nicht was mit mir los war. Bitte lass mich dir beweisen, dass ich es ernst meine."
Er machte einen Schritt auf mich zu, doch Tyler trat leicht vor mich.
„Im Augenblick bin ich noch viel zu verletzt", gestand ich ihm.
Er atmete schwer aus.
„Na gut. Aber ich werde es wiedergutmachen. Das verspreche ich dir."
Er ging dann endlich zu der Fahrerseite seines Autos. Bevor er einstig sah er noch einmal zu mir.
„Ry, ich rate dir, dich von ihm fernzuhalten. Du bist viel zu gut für jemanden wie ihn. Er kann dir nicht das geben nachdem du dich sehnst."
Ich konnte nicht einmal darauf etwas erwidern, denn er war eingestiegen und fuhr fort.
Erst als das Auto um die Straßenecke gefahren war, wandte ich mich an Tyler.
Der ergriff meine Hand, was mich überraschte und begutachtete sie.
„Das war ein sehr guter Schlag. Effektiver wäre er gewesen wenn du ihm mit der geschlossenen Faust geschlagen hättest."
Ich musste leicht lächeln.
„Ich hab noch nie jemanden geschlagen", teilte ich ihm mit.
„Es gibt für alles ein erstes Mal. Aber das nächste Mal lass mich deine Kämpfe austragen", meinte er und sah mich ernst an.
Wie konnte sich mein Leben in weniger als zwei Tage so ändern?
Vor zwei Tage hätte ich nicht gedacht, dass Tyler Adams jemals mit jemand wie mir reden würde. Dass ich meinen besten Freund oder ehemaligen besten Freund in den Wind schießen würde. Dass ich gegen die Schublade, unscheinbares, schüchternes Anhängsel des beliebtesten Schülers und Football Star, rebellieren würde. Doch ich hatte es. Und es fühlte sich absolut fantastisch an.
„Allerdings habe ich Geschmack daran gefunden meine Kämpfe auszutragen, anstatt mich zu verkriechen", gestand ich ihm.
„Das habe ich mir gedacht", seufzte er.
Was mich verwirrte.
Er ließ meine Hand los, legte seinen Arm um mich und zog mich an sich.
Ihm plötzlich nah zu sein war auf einer Seite ungewohnt, auf der anderen ziemlich berauschend.
„Gute Nacht Rylee.", wisperte er mir zu und küsste meine Stirn.
Dann löste er sich von mir und ging zu seinem Auto.
Er sah mich nicht mehr an. Stieg einfach ein und fuhr davon.
Und ich, ich stand da wie festgefroren.
Keine Ahnung wie lange, aber irgendwann schaffte ich es dann doch mich aus der starre zu lösen und ins Haus zu gehen.




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