Höllenqualen

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Mitten in meiner Schicht kam Brandon ins Rosie's Dinner. Womit ich wirklich nicht gerechnet hatte. Mit Tyler aber nicht mit ihm.
Vor allem weil er ziemlich ernst wirkte.
„Alles Okay bei dir?", fragte ich ihn.
„Mit mir schon", antwortete er und lehnte sich auf den Tresen. „Tyler ist krank. Und ich muss in die Uni. Quinton ist schon seit heute früh da."
Jetzt machte ich mir Sorgen.
Gestern Abend ging es ihm doch noch gut.
„Wie er ist krank?", hakte ich nach, stellte das Tablett das ich auf den Händen hatte, ab.
„Er hat gestern Abend, nachdem er von dir kam, noch bei seinen Geschwistern vorbei geschaut. Beide sind Krank. Seine Mutter wollte sich nicht um die beiden kümmern also hat er sie zu seiner Tante gebracht. Vermutlich hat er sich dabei irgendwie angesteckt."
Das war möglich.
„Ich wollte dich fragen ob du nachher bei ihm mal vorbeischauen könntest. Nach deiner Schicht natürlich."
„Natürlich", versicherte ich ihm.
Das erleichterte ihn wirklich.
Er lächelte mich mehr als Dankbar an.
„Gut"
Brandon faste in die Tasche seiner Hose und holte etwas heraus. Es war sein Schlüsselbund. Einen davon machte er ab und legte ihn auf den Tresen.
„Geh einfach rein. Fühl dich wie zu Hause. Und danke im Voraus."
Er musste mir dafür eigentlich nicht danken.
„Danke das du mir bescheid gesagt hast."
Er lächelte kurz noch, dann wandte er sich auch eilig um und verließ den Dinner. Anscheinend war er schon ziemlich spät dran.
Ich nahm den Schlüssel und schob ihn in meine Hosentasche.
Nachdem ich meine Gäste versorgt hatte und das Mittagsgeschäft sich legte, fragte ich Mary ob ich gehen könnte. Dabei war ich ehrlich zu ihr. Als ich ihr sagte, das Tyler krank war und ich nach ihm sehen wollte, ließ sie mich sofort gehen.
Ich lief den Weg zu dem Teil der Stadt wo Tyler wohnte, das es ein ganz schönes war, war mir dabei egal.
Es war ein merkwürdiges Gefühl, nicht zu klingel, aber vielleicht schlief er auch. Also überwand ich mich und schloss die Türe mit dem Schlüssel auf und ging die Stufen zu der Wohnung nach oben. Dort öffnete ich die Haustüre vorsichtig und trat hinein.
Die Wohnung war ziemlich still.
Ohne zu zögern, ging ich zu Tylers Zimmer. Die Türe war nur angelehnt und ich schob sie weiter auf.
Das war das erste Mal das ich Tylers Zimmer betrat.
Es war groß, hatte sogar ein eigenes Band, wie vermutlich jedes Zimmer. Immerhin war die Wohnung riesig.
Das Bett stand unter dem Fenster. Daneben befand sich eine Kommode.
Neben der Türe stand der Kleiderschrank.
Und dann gab es noch ein Regal.
Tyler lag nur in Boxershorts in einem Haufen zerknüllter Laken.
Er atmete schwer.
Ich schritt durch das Zimmer zum Bett.
Tyler blickte zu mir. Er war also doch wach.
„Was machst den du hier?", krächzte er.
Er klang wirklich richtig krank.
„Brandon ist im Dinner aufgetaucht und hat gesagt du bist krank."
Er stöhnte.
„Ich sterbe gerade, krank ist da noch eine Untertreibung."
Ich machte mir wirklich Sorgen um ihn. Aber irgendwie fand ich es auch witzig. Männer, die krank wurden, waren wie kleine Kinder. Das war früher auch bei meinen Vater so gewesen. Meine Mutter und ich hatten sich dann hinter seinem Rücken immer lustig gemacht.
Tyler versteckte sein Gesicht unter seinen Arm, als wollte er nicht so von mir gesehen werden.
So konnte ich seine nur noch seine Lippen sehen die jegliche Farbe verloren hatten.
„Es ist besser, du bist nicht in meiner Nähe, sonst stecke ich dich noch womöglich an."
Ich streckte meine Hand aus und strich ihm durch das Haar.
Es gefiel ihm.
Was ich mit ihm gemeinsam hatte, so erging es mir auch wenn ich krank war.
„Ich hab ein starkes Immunsystem", entgegnete ich ihn.
Selbst wenn das nicht so wäre, in seinem Zustand sollte er nicht alleine sein. Ich würde nicht verschwinden.
„Also was hast du genau?", fragte ich dann besorgt.
„Sagen wir mal so: Du solltest auf die Toilette eifersüchtig sein, wir haben die Nacht zusammen verbracht."
„Hast du dich die ganze Nacht übergeben?"
„Es wurde schon weniger. Glaub ich."
Er sah mich nun doch an.
Tylers Augen waren rot gerändert und seine eisblauen Augen wirkten trüb.
„Du musst nicht hier sein."
Ich streckte meine Hand aus und berührte seine Stirn.
Sie glühte richtig.
„Doch muss ich. Erstens bin ich deine Freundin, schon vergessen. Und zweitens hat Brandon dich mir anvertraut", wandte ich ein „Außerdem, solltest du nicht alleine sein."
Seine Mundwinkel zuckten, er versuchte zu lächeln. Wobei er allerdings scheiterte.
Als seine Augen zufielen, erhob ich mich und ging in die Küche. Dort ging ich direkt zum Kühlschrank.
Was ich im Normalfall niemals tun würde.
Ich holte eine Wasserflasche heraus, nahm auch ein Glas aus dem Schrank und goss ihm Wasser ein. Damit ging ich dann in Tylers Zimmer zurück, wo ich mich neben ihm auf sein Bett setzte.
„Du solltest etwas trinken", teilte ich ihm mit, als seine Lider sich hoben und er mich ansah.
Mühsam richtete er sich leicht auf und ließ zu das ich ihm das Glas an die Lippen führte.
Nachdem er einige Schlucke getrunken hatte, ließ er sich wieder zurück in die Kissen sinken. Nicht einmal einige Sekunden später war er wieder eingeschlafen.
Vorsichtig tastete ich noch einmal nach seiner Stirn.
Er war wirklich besorgniserregend heiß.
Einen Moment sah ich ihm beim Schlafen zu, dann stellte ich das Glas auf sein Nachttisch und erhob mich.
In der Küche suchte ich in allen Schränken nach einem Fieberthermometer oder nach einer Dose Hühnersuppe, fand aber nichts dergleichen.
Was hatte ich auch von einen Männerhaushalt erwartet?
Ich musste dringend zu einem Laden um ihm etwas zu besorgen. Aber die Läden waren auf der anderen Seite der Stadt, da bräuchte ich viel zu lange um hinzulaufen und wieder zurück.
Also ging ich in Tylers Zimmer um mir die Schlüssel zu seinem Mustang zu holen, ich hoffte, er würde, mir nicht allzu böse sein.
Aber vielleicht würde er es auch nicht merken.

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