Exotin und Rebellin (Part 1)

223 8 3
                                    

Unsanft wurde ich aufgeweckt.
Meine Cousine Rory ließ sich neben mir auf mein Bett fallen.
Ich murrte genervt. So früh am Morgen konnte ich mich mit ihr noch nicht befassen.
„Lass mich schlafen!", befahl ich ihr als ich merkte, dass sie nicht verschwand.
Sie stupste mich an.
Seufzend sah ich sie an und bemerkte ihren ernsten Blick. In ihren Augen sah ich Reue.
„Alles Okay?", fragte ich besorgt.
„Das sollte ich dich fragen", erwiderte sie zaghaft. „Ich meine ... wenn ich gewusst hätte ... ich hätte für dich da sein sollen. Es tut mir leid."
Verwirrt sah ich sie an.
„Ich schwöre dir wenn ich Sawyer das nächste Mal sehe trete ich ihm kräftig in seine Eier für das, was er dir angetan hat!"
Jetzt wusste ich, was sie meinte und ich zuckte zusammen.
Ich hatte es schon beinahe wieder vergessen.
„Woher ... Woher weißt du es?", hauchte ich.
Sie atmete tief durch.
„Quinn, dem Kerl, mit dem ich die gestrige Nacht verbracht habe, ist der beste Freund von Tyler. Sie teilen sich auch eine Wohnung, mit noch einem Kumpel."
Was?
Es entsetzte mich, dass Tyler es ihnen erzählt hat, was mein bester Freund mir beinahe angetan hätte.
„Er ist ins Zimmer gestürmt ziemlich wütend ... Es tut mir leid. Er hatte nämlich recht. Ich hätte auf dich aufpassen müssen. Dir hätte sonst was passieren können."
„Mir geht es gut", versicherte ich weil mir nichts Besseres einfiel.
Sie wirkte erleichtert.
„Aber ich verspreche dir, dass ich es wieder gut machen werde", meinte sie wieder lächelnd.
Oh je, da hatte Tyler mir was eingebrockt.
„Und keine Widerrede!", mahnte sie, als sie sah, dass ich meinen Mund aufmachte, um zu protestieren.
Und ich wusste, sie meinte es ernst. Ich musste mich wieder mal einfach fügen.
So war das immer. Rory bekam einfach immer, was sie wollte. Sie konnte sich einfach viel besser durchsetzten.
„Und wie willst du das machen?", fragte ich.
Besser ich brachte es so schnell wie möglich hinter mich, dass ihr nicht noch verrücktere Dinge einfielen.
Nachdenklich sah sie mich an. Und am liebsten wäre ich unter meine Decke zurück geschlüpft und mich vor ihr und ihre Ideen zu verstecken.
Und dann hörte ich förmlich, dass ihr eine Idee kam.
„Ich weiß, du begleitest mich heute Abend."
So begeistert hatte ich sie schon lange nicht mehr gehört.
Entsetzt sah ich sie an.
„Ich soll was?"
Sie nickte euphorisch.
„Du begleitest mich. Brandon wird heute Abend auch zu Hause sein, wenn ich zu Quinn gehe. Er ist ein total lieber Kerl. Er würde niemals so mit einem Mädchen umgehen. Du könntest nichts Besseres bekommen. Und vor allem sieht er wirklich gut aus. Ein richtig guter Fang."
„Und wieso nimmst du dir ihn dann nicht?"
Ich hatte absolut keine Lust dazu. Rory wollte mich seit Jahren mit Jungs verkuppeln. Sie meinte, ein Kerl könnte mir endlich helfen meine krankhafte Schüchternheit abzulegen, das waren ihre Worte gewesen.
Dabei war ich nicht nur schüchtern, okay vielleicht ein bisschen. Ich war nur eher ein in mich gekehrter Mensch, mehr eigentlich nicht.
Aber im Laufe der Jahre hatte ich mich bereits daran gewöhnt, dass die Leute mich für dieses Mädchen hielten.
„Weil ich nicht auf Good Boys stehe", antwortete sie und verdrehte ihre Augen.
In dem Augenblick kam mir ein Gedanke, der mir gar nicht gefiel.
„Hast du schon mal ... mit Tyler ...?"
Sie wirkte schockiert.
„Der ist mir dann doch zu böse. Er soll auf schmutzige Dinge stehen. Ich bin zwar für alles offen, aber so weit, was ich schon alles über seine Sexgelüste höre, gehe ich dann doch nicht."
Rory verzog ihr Gesicht, doch dann sah sie mich nachdenklich an. Ich wusste, da würde nun nichts Gutes kommen. Und ich hatte recht. Denn sie schlug nach mir.
„Nicht er! Finger weg von ihm. Er wird dich bei lebendigem Leib verschlingen, Rylee."
Ich schluckte.
„Ich ... wollte nicht ..."
„Er hat dir geholfen, interpretiere nichts hinein. Tu dir das nicht an. Er wird dich zerstören, nachdem er dir alles genommen hat, was dich ausmacht."
Also dachte sie nicht sonderlich gut von ihm.
Und was bildete ich mir da eigentlich auch ein. Ich kannte Tyler noch nicht einmal. Klar er hatte mir geholfen, aber mehr war da nicht.
„Ich hab nur gefragt. Mehr ist da nicht. Ich meine ... ich hab mich gerade gefragt, woher er meinen Namen kannte und wusste, wo ich wohne."
Das ließ ihre Stirn runzeln.
Dann sah sie mich sanft an.
„Dein Vater ... er hat Tyler unter seine Fittiche genommen. Ihm geholfen zu einer Wohnung zu kommen, dass er den Job bekommt. Dank ihm hat Tyler sogar sein Abschluss gemacht, obwohl er von der Schule geflogen war."
Das überraschte mich nun.
Das hatte ich gar nicht gewusst. Aber meinen Dad sah das ähnlich. Er hatte eine Sozialader gehabt.
„Vielleicht ... hat er mir deswegen geholfen", wisperte ich.
„Weil dein Dad ihn so unterstützt hat?"
Ich nickte.
„Vielleicht, aber eins muss man Tyler anrechnen. Er würde einer Frau niemals körperlich wehtun oder zu etwas zwingen. Alle tun es freiwillig. Sie bieten sich alle an. Er versucht sogar, keine von diesen Geiern von sich aus ins Bett zu bringen."
Sie sah nach vorne und wirkte als würde ihr etwas durch den Kopf gehen.
„Irgendwie tut er mir auch leid", teilte sie mir mit, „Ich meine, keines der Mädchen will ihn wirklich. Sie sehen in ihn nur ein Abenteuer für eine Nacht. Oder sie wollen ihn wegen seinen Ruf als Sex Gott. Und andere wollen ihn um zu Beweisen das sie ihn ändern können. Aber seinetwegen will keiner ihn."
Da hatte meine Cousine recht.
Und mir war das bereits gestern Nacht durch den Kopf gegangen. Dabei war er nett. Auch wenn ich nur kurz mit ihm Zeit verbracht hatte. Er war wirklich toll zu mir gewesen.
„Aber du wirst damit nicht anfangen. Ich finde es toll das du dich, für jemanden interessierst, doch nicht für ihn. Haben wir uns verstanden?"
Ich nickte.
Doch innerlich rebellierte ich dagegen auf.
Etwas was noch nie passiert war.
„Also ... du kommst heute Abend mit. Und sobald du Brandon kennenlernst, hast du Sawyer und auch Tyler aus deinen Gedanken gestrichen."
Sie war wieder so begeistert wie vorhin.
Ich zwang mich zum Lächeln. Obwohl ich am liebsten ihr ins Gesicht gesagt hätte, das ich Brandon nicht wollte. Ich wollte nicht verkuppelt werden.
Aber ein Gedanke hielt mich davon ab, der Gedanke Tyler vielleicht wieder zu sehen, auch wenn es nur für kurz sein würde. Also schwieg ich.
Ließ ihre Schwärmerei über mich ergehen.

Fighting Heart - BegehrtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt