Tyler hielt die ganze Zeit meine Hand während wir nach oben zu seiner Wohnung gingen. Und es fühlte sich genau richtig an.
Auch wenn ich etwas nervös war. Immerhin würde ich das erste Mal in einem Zimmer eines Jungen sein. Sawyers Zimmer zählte nicht. Die Gefühle die ich für ihn gehabt hatte, von denen ich geglaubt hatte, sie seien Liebe, waren nichts weiter gewesen als freundschaftliche Gefühle gewesen. Das begriff ich jetzt. Nichts was ich jemals gefühlt hatte überstieg die Gefühle die ich für Tyler hegte. Sie erweckte mich von dem Totenzustand in dem ich gesteckt hatte, seit dem meine Eltern gestorben waren.
Und dann waren wir in der Wohnung.
Ich fragte mich wie die anderen reagieren würden wenn sie Tyler und mich zusammen sahen. Wenn sie erfuhren, dass wir beide zusammen waren. Ich fragte mich besonders, wie meine Cousine darauf reagieren würde. Sie war ja von Anfang an dagegen gewesen. Hatte sogar behauptet, Tyler würde andere Frauen in sein Bett nehmen.
Natürlich konnte es auch sein, dass sie mir die Wahrheit gesagt hatte und er es nur abstritt. Aber wenn er es nicht getan hätte, hätte es ja nichts daran geändert, dass wir nun zusammen waren. Es war immerhin davor gewesen. Also brachte es ihm nichts.
Es war mucksmäuschenstill in der Wohnung.
Anscheinend waren wir alleine.
„Lust einen Film zu schauen?", erkundigte Tyler sich als wir den Flur weiter hineinliefen.
Ich nickte, weil das Ganze etwas neu für mich war.
Er zog mich direkt in das Wohnzimmer, das riesig war. Es wurde allerdings auch als Esszimmer benutzt. Das erkannte ich an dem Tisch der mit mehreren Stühlen hinter dem Sofa stand. Zwischen dem Balkon und der Couch.
Es sah für eine Männerwohnung extrem ordentlich aus. Es waren absolut keine Spuren der Party zu sehen. Was mich wirklich überraschte.
Die Polstercouch war dunkelgrau, mehrere kleine schwarze Kissen befanden sich darauf. Ein Tisch aus Holz stand davor, und gegenüber an der Wand in einem schwarzen Regal stand ein großer Flachbildschirm. Darunter im Regal Reihten sich neben Konsolen und Zubehör anderer Technik Schnickschnack, Fein säuberlich eingeräumt.
Auf beiden Seiten des Fernsehers befanden sich Regale. In den einen befanden sich DVDs und in dem anderen: Spiele.
Tyler führte mich zum Sofa und ich setzte mich hin. Dann ging er zu dem Regal mit den Filmen.
„Was willst du ansehen?"
Dass er Rücksicht auf meine Wünsche nahm, war unglaublich süß von ihm.
„Ich überlass es dir", gab ich die Auswahl an ihn zurück.
Er wandte sich dem Regal zu und brauchte nicht lange einen auszusuchen.
Er kam zu mir, als er den Film in den Player gelegt und den Fernseher angemacht hatte.
Neben mir setzte er sich hin. Er nahm eine der Fernbedienungen die auf dem Couchtisch lagen. Mit der anderen Hand, ergriff er meine. Was mir ein wunderbares warmes Gefühl gab.
Es dauerte nicht lange, da startete der Film und ich musste lächeln.
Tyler hatte E. T. - Der Außerirdische von Steven Spielberg ausgesucht. Einer meiner Lieblingsfilme seit dem ich klein war.
Ich hob seine Hand an meine Lippen, als er sich mir zu wandte, und küsste jeden seiner Fingerknöchel.
In seinen Augen sah ich, dass es ihn gefiel, dass er die zärtliche Aufmerksamkeit genoss. Da er sie nie zuvor bekommen hatte.
Das würde sich ändern.
Tyler beugte sich zu mir, küsste mich und ich erwiderte ihn. Ließ ihn spüren wie sehr ich mich in den Gefühlen zu ihm verloren hatte. Ich hoffte, dass er es spüren konnte.
Und als eine Art knurren aus der tiefe seiner Brust hervor kam, wusste ich, dass er es konnte.
Ich ließ seine Hand los und schlang meine beiden Armen um ihn, fuhr mit meinen Händen durch seine Haare.
Es gefiel ihm, diese Berührungen.
Dann hörten wir eine Türe aufgehen, es war die Haustüre.
Tyler setzte sich richtig hin und zog mich dabei mit sich.
Als Brandon, gefolgt von Quinton und meiner Cousine in das Wohnzimmer traten, saß ich an ihn gekuschelt neben ihm. Meine Beine lagen auf seinen Schenkeln. Seine freie Hand befand sich oberhalb meines Knies.
Brandon und Quinton waren keines Falls Schockiert über den Anblick von Tyler und mir. Rory hingegen schon.
Doch ich ignorierte es, ich genoss den Augenblick viel zu sehr.
„Rylee was soll das?", fragte sie mich dann.
„Wir schauen einen Film", antwortete Tyler für mich.
Brandon setzte sich ohne zu zögern zu uns auf die Couch.
Er hatte einen Pizza Karton in den Händen.
„Alles klar?", fragte er nebenbei.
Doch ich wusste, dass er nur sichergehen wollte. Er machte sich Sorgen um Tyler. Wegen seiner Krankheit.
Ich lächelte ihn an.
„Mehr als Okay."
Das war an alle gerichtet, auch an meine Cousine.
Die Schnaubte leise.
Sie wirkte alles andere als begeistert davon.
„Rylee ich würde gerne mit dir reden, alleine unter vier Augen."
Tyler spannte sich augenblicklich bei ihrem abfälligen Ton an.
„Rylee wird hier bleiben. Wie gesagt wir schauen einen Film. Und wenn du ihr wieder irgendwelche Lügen erzählen willst über mich, dann mach es wenn ich dabei bin."
Rory wusste nicht was sie sagen sollte.
Sie war es gewohnt das zu bekommen was sie wollte.
„Rylee -."
„Meine Freundin und ich wollen in Ruhe einen Film schauen", fiel Tyler ihr wieder ins Wort.
Quinton legte seine Hand auf Rorys Schulter.
„Lass es gut sein Rory."
Sie sah mich vorwurfsvoll an, doch ich kuschelte mich noch mehr an Tyler und blickte zum Fernseher.
Im Augenwinkel sah ich, wie die beiden sich ebenfalls zu uns auf die Couch setzten.
Tyler strich über meinen Rücken, was ich wirklich genoss.
Bis er über den dünnen freien Hautabschnitt am Saum meiner Jeans strich. Dieser Hautkontakt brachte innerlich die Flammen zurück. Von einer Sekunde auf die anderen.
Ich krallte mich einwenig in sein Shirt fest.
Tyler strich über meine Schläfe mit der Spitze seiner Nase, mit seinen Lippen. Dann fuhr er weiter zu meinem Ohr, knabberte leicht an meiner Muschel entlang hinunter zu meinen Nacken.
Ich musste mir auf die Lippe beißen um nicht aufzustöhnen.
Tyler hatte ja keine Ahnung was für Explosionen und Feuer in mir gerade wüteten.
„Vergesst nicht das ihr nicht alleine sein", räusperte sich Quinton.
Ich wurde ziemlich verlegen.
Das hatte ich wirklich für einen Moment vergessen.
Tyler war es egal.
„Wieso schauen wir uns eigentlich diesen alten Schinken an?", erkundigte sich Rory genervt.
Sie war nicht wegen des Films so drauf, das wusste ich, sondern wegen Tyler und mir.
„Weil das einer von Rorys Lieblingsfilmen ist", gab Tyler trocken zurück.
Rory stieß ärgerlich die Luft aus.
„Sie hat eindeutig einen schlechten Geschmack."
Alles in mir zog sich zusammen. Damit meinte sie ebenfalls nicht den Film, sondern Tyler.
Ich richtete mich auf, was ihm absolut nicht gefiel, und sah meine Cousine an.
„Wieso bist du so?"
Sie sah mich daraufhin an, als würde ich es von alleine wissen müssen.
„Weil ich mir Sorgen um dich mache. Was für eine blöde Frage ist das denn?"
Sie nickte zu Tyler.
„Denkst du tatsächlich, dass er dir das geben kann, was du dir wünschst. Komm schon Rylee, du willst einen Traumprinzen und ich will nicht beleidigend klingen, Tyler, aber du entsprichst nicht gerade dieser Schublade."
„Vorsicht!", mahnte Tyler sie ärgerlich.
Er mochte es nicht wenn sie so auf mich losging. Das sie ihn beleidigte machte ihm nichts aus.
„Rory!", seufzte Quinton.
„Was?", fragte sie nach, „Ich sag hier nur die Wahrheit."
Dann sah sie wieder mich an.
„Und das weißt du auch. Du hast es gerade geschafft deinem Leben eine Stabilität zu geben. Und das willst du gefährden?"
Es entsetzte mich das sie auf meine seelische Verfassung vor Brandon und Quinton anspielte. Wie konnte sie das tun?
„Hast du mal daran gedacht, wie wir uns dabei fühlen wenn wir sehen wie du -."
„Es reicht!", fiel Tyler ihr mehr als aufgebracht ins Wort.
Er war jetzt richtig wütend.
Rory verstummte tatsächlich, zuckte bei seinem Ton sogar zusammen.
„Geh auf mich los, aber untersteh dich noch mal, sie so anzugehen", mahnte er sie „Und nur dass du es weißt, ich liebe Rylee."
Dieses Eingeständnis schockierte Rory. Sie machte große Augen.
„Ich bin vielleicht kein Traumprinz, aber ich werde alles Erdenkliche tun um sie glücklich zu machen. Deswegen rate ich dir, nie wieder so mit ihr zu reden. Denn sollte ich mitbekommen das du es doch getan hast wirst du mit mir Probleme bekommen. Dann ist mir egal, dass du mit einem meiner besten Freunden zusammen bist."
Er beschützte mich - hielt sein Versprechen. Er war meine Mauern.
Ich drückte meine Lippen auf seine Wange, gab ihm einen Kuss.
Seine Muskeln entspannten sich unter meiner sanften Berührung.
„Ich will keinen Traumprinzen", raunte ich ihm zu.
So leise das nur er es hören konnte.
Diese Worte waren nur für ihn bestimmt.
„Alles was ich will bist du."
Tyler wandte sich mir zu, legte seine Hand unter mein Kinn und hob mein Gesicht zu sich nach oben.
„Und ich werde alles tun, damit sich das nicht ändert."
Über seine Worte musste ich lächeln.
Ich gab ihm einen zärtlichen Kuss.
Meine Schüchternheit gegenüber ihn, verflog mit jeder Sekunde die er um mich war. Was wirklich gut war.
„Und jetzt Klappe halten", meinte er zu den anderen. „Rylee und ich wollen E.T. sehen."
Tyler legte seine Füße hoch auf die Couch, lehnte sich entspannt zurück und sah nach vorne.
Mein Arm lag über seien Kopf, mit meinen Fingern strich ich ihm durch sein Haar. Unter diesen Berührungen entspannte er sich, genoss es richtig. Weswegen ich weiter machte.
Er hat beide Arme fest um mich geschlungen, drückte mich an sich als wäre ich sein Lieblingskissen.
Nach einer Weile wurde sein Atem gleichmäßiger, er war in meinen Armen unter meinen Berührungen eingeschlafen, es war auch ein ziemlich aufregender Tag gewesen.
Ich hörte dennoch nicht auf ihn zu stricheln, konnte es nicht.
Da ich bei ihm schon zu Hause gewesen war, er mir einen kleinen Abriss seiner Lebensgeschichte erzählt hatte, wusste ich das er die Art von Zuneigung und Aufmerksamkeit nicht bekommen hatte.
Deswegen machte ich einfach weiter.
Ich würde das jeden Tag tun, wenn er sich dadurch wohler fühlte.
Irgendwann bemerkte ich, dass wir beobachtete wurden.
Also hob ich leicht mein Kopf.
Brandon und Quinton lächelten. Sie waren richtig berührt von dem Anblick wie Tyler sich wie ein kleines Kind an seinen Lieblingsteddybär klammerte, mit ihm knuddelte.
Meine Cousine Rory hingegen beobachtete das Ganze Skeptisch. Mir war das egal. Denn jetzt hier, in Tylers Armen gehörte ich hin.
Und in diesen Armen schlief ich ein. Ich konnte mich dort eben vollkommen fallen lassen. Die Angst vor Albträumen war verflogen. Denn ich fühlte mich beschützt und geborgen.
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Fighting Heart - Begehrt
Romance"Die Mädchen sehen in mir nur ein Abenteuer, sie wollen nur Spaß mit mir haben Rylee. Und bis jetzt war es genau das, was ich auch wollte. Doch ich will nicht das es so zwischen uns ist. Ich will, dass wir beide vollkommen sind. Das du mir gehörst...