Wie vor Gericht

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Ich kam zehn Minuten später in der Werkstatt an.
Da hatte ich es auch geschafft, den Vorfall zu verdrängen.
Denn ersten den ich traf, war: Finch.
Als er mich sah, lächelte er.
Finch war knapp zwanzig Jahre älter als ich und sah für sein Alter noch ziemlich gut aus. Seine dunkelbraunen Haare standen ihm wild vom Kopf. Was im Moment vermutlich nur daran lag, dass er den ganzen Tag gearbeitet hatte.
Er trug ebenfalls eine Arbeitsmontur wie vorhin Tyler.
Doch ich fand, Tyler sah eindeutig besser aus.
„Mit dir habe ich heute nicht gerechnet."
Ich schenkte ihm ein Lächeln.
„Ich wollte Tyler abholen."
Er schien darüber gar nicht überrascht.
„Er hat es mir erzählt. Dachte nie das er das hinbekommt", sagte er richtig amüsiert dazu.
Er wandte sich leicht um.
„Er ist hinten, oder drinnen."
Dankbar lächelte ich ihn an.
Ich ging durch das Tor, suchte nach Tyler. Fand ihn erst nach einer Weile im Gebäude.
Es war eine Art Aufhaltungsraum. Dort konnte man sich auch umziehen, denn ein paar Spinde waren an der Wand zusehen, davor stand eine längliche Bank. Durch eine Türe konnte man in ein kleines Bad kommen.
Aber auch im Raum befand sich ein Waschbecken mit Spiegel.
Davor stand Tyler und wusch sich gerade seine Hände.
Als ich in die Türe trat, hob er sein Kopf und lächelte. Ich konnte nicht anderes als es zu erwidern. Jetzt war wirklich alles Okay.
Ohne zu zögern, trat ich in den Raum.
Ich ging zu ihm, ließ dabei meine Handtasche fallen und vergrub bei ihm meine Hand in sein Haar und zog ihn zu mir. Damit überraschte ich ihn ziemlich, das merkte ich richtig, dennoch erwiderte er meinen Kuss sofort.
Er vertiefte ihn sogar, drängte mich an die Wand neben dem Waschbecken.
Sein Körper war an mich gedrückt, was sich unglaublich anfühlte. So konnte ich auch spüren wie sehr ich ihn erregte.
Und ich war mir sicher, er konnte fühlen wie sehr ich von ihm erregt war.
Ich wollte nicht, dass er aufhörte.
Er küsste sich meinen Hals hinunter.
Ich musste mir auf meine Lippe beißen um nicht laut aufzustöhnen. Er wusste eindeutig was er machen musste.
Doch wieder Mal war er der Erste der den Kuss unterbrach.
Tyler lehnte seine Stirn gegen meine.
Wir beide mussten erst einmal wieder zu Atem kommen.
„Diese Art von Begrüßung ... können wir die als Standard einführen? Auch wenn es wirklich mich an meine Grenzen der Selbstbeherrschung bringen wird. Sie gefällt mir", gab er etwas außer Atem von sich.
Ich musste kichern.
Er beugte sich noch einmal hinunter, gab mir einen sanften Kuss, vertiefte ihn. Diesesmal nicht so stürmisch.
Im nächsten Moment quiekte ich erschrocken auf als er mich an meinen Beinen packte und hochhob. Es brachte ihn zum Grinsen.
Tyler trug mich zu dem Tisch der in der Ecke mit einigen Stühlen stand und setzte mich dort ab.
Dann löste er sich von mir.
Er ging zu meiner Tasche und hob sie hoch.
„Die ist aber schwer, was hast du da drin? Steine?"
„Du bist mit einem Bücherwurm zusammen", erwiderte ich. „Also rate noch einmal."
Es machte mir gar nichts aus das Tyler zu gestehen. Ich war gerne ein Bücherwurm. Egal was andere sagten, wie uncool es war. Ich liebte die Welt der Bücher einfach viel zu sehr.
Tyler grinste mich an und überreichte mir meine Tasche.
Dann ging er zu einem Spind und öffnete die Träger seiner Latzhose.
Alles in mir begann zu kribbeln. Ich sah Tyler immerhin dabei zu wie er sich umzog. Ihm schien es nichts auszumachen.
In dem Augenblick huschte mir die Nacht, die er und ich miteinander verbracht hatte. Ich hatte ihn schon ohne Shirt gesehen. Konnte mich noch gut an seinen perfekten Oberkörper erinnern.
Und dann zog er das schwarze Shirt über den Körper und stopfte es in eine Tasche.
Er war einfach so unfassbar heiß.
Mein Handy beendete mein Schmachten Augenblicklich.
Ich holte es aus meiner Tasche. Auf den Display stand, dass ich eine neue Nachricht von meiner Tante hatte. Und ich seufzte leise auf.
„Alles Okay?", erkundigte sich Tyler sofort.
Ich warf ihm einen Blick zu, er hatte mittlerweile wieder etwas an.
„Nur eine Nachricht von meiner Tante", teilte ich ihm mit, „Weißt du, das Rory gestern nachdem sie uns zusammen gesehen hat sofort zu ihr gegangen ist?"
Er spannte sich etwas an.
„Lass mich raten, deine Tante war nicht sonderlich begeistert."
Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.
„Wolltest du denn nicht, dass sie es weiß? Sollte ich dein Geheimniss sein?", fragte er dann etwas unsicher nach.
Ich sah ihn etwas verwirrt an.
„Wieso kommst du darauf?"
„Weil wir beide aus verschiedenen Welten kommen. Natürlich macht sie sich Sorgen. Nach meinen Ruf", meinte er fast gefühllos.
„Ich hätte es ihr eigentlich lieber selber gesagt. Es liegt nicht daran, das ich das mit uns geheim halten wollte. Wäre irgendwie auch nicht möglich. Wir beide sind das Gesprächsthema in ganz Hemmington."
Einen Moment sah er mich an, dann bröckelte die Anspannung von ihm ab.
Ich rutschte vom Tisch und ging zu ihm, legte meine Arme um ihn und blickte zu ihm nach oben.
„Mir ist das alles egal. Dein Ruf, er ist nicht wichtig. Nicht für mich, und das ist doch das Einzige was zählt."
Er beugte sich zu mir herunter und küsste mich zärtlich.
„Ja, das ist das Einzige was zählt."
Nachdem trat ich zurück und er nahm seine Tasche von der Bank, dann legte er den Arm um mich. Es fühlte sich wirklich unglaublich perfekt an. Es war so, als würde ich genau in seine Arme gehören.
Auf dem Weg nach draußen sah ich nach was meine Tante von mir wollte.

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