Liebe ich ihn noch?

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Heute wieder ein langes Kapitel, ich hoffe es gefällt euch. :)
Aber Vorsicht, es gibt eine pikante Stelle ;)

Wieder schlängelte ich mich durch die Menschen, doch diesmal achtete ich nicht so darauf, niemanden anzurempeln, weshalb mir ein paar verärgerte Rufe folgten. Auf der Tanzfläche hielt ich nach Tobias Ausschau. Als ich ihn endlich entdeckte setzte ich mich wieder in Bewegung und schob mich zwischen Shirin und ihn. Die beiden schauten mich überrascht an. Ich blickte Shirin kurz entschuldigend an, dann schnappte ich mir Tobias' Ärmel und zog ihn hinter mir her. Ich war allerdings so schnell, dass er ins Straucheln geriet und mich am Arm festhielt. „Hey. Jetzt warte doch mal! Was ist denn los?", fragte er mich leicht verärgert. Ich seufzte, schlang meine Arme um ihn, drückte ihm einen Kuss auf die Lippen und flüsterte in sein Ohr: „Ich habe gerade unheimliche Lust auf dich." Meine Worte verfehlten die erhoffte Wirkung nicht und seine Augen begannen zu leuchten. Nichts destotrotz zog er eine Augenbraue hoch und fragte: „Wollen wir nicht wenigstens Tschüss sagen?" Ich schaute ihn entnervt an. Immer wieder hallten Melinas Worte in meinem Kopf wider. Das brachte mich nur noch mehr in Rage und ich fragte schnippisch: „Willst du jetzt heißen Sex oder mit den anderen quatschen?!" Er überlegte nicht lang, nickte zur Tür und rief: „Lass uns gehen!"

Im Taxi küssten wir uns immer wieder und Tobias Hände strichen über meinen Körper. Ich versuchte verzweifelt im Taxi zu bleiben, bei ihm. Doch meine Gedanken wanderten immer wieder zu Melina und wie ihre Hände über meinen Körper wanderten. Unweigerlich verglich ich ihre Berührungen mit seinen. In meiner Wohnung angekommen küssten wir uns leidenschaftlich und Tobias drückte mich an die Wand in meinem kleinen Flur. Schon wieder blitzte eine Erinnerung in meinem Kopf auf. Ich sprang hoch und schlang meine Beine um seine Hüften. Er trug uns ins Schlafzimmer und legte mich auf das Bett. Er kickte sich die Schuhe von den Füßen und zog sich das T-Shirt über den Kopf. Dann legte er sich auf mich und wir küssten uns wieder. Nach und nach zogen wir uns gegenseitig aus und wälzten uns hin und her. (Die, die solche Stellen nicht gerne lesen sollten die nächsten Zeilen überspringen, denn ich gehe ein wenig ins Detail). Irgendwann schob er sich ein Kondom über den Penis und drang hart in mich ein. Ich keuchte auf. Das hatte weh getan. Er bewegte sich schnell und drang immer wieder tief in mich ein. So ging es eine Weile und er keuchte immer lauter. Ich bewegte mich fast gar nicht. Ich fühlte wenig, ich war wie in Trance. Natürlich kam auch ich langsam zum Höhepunkt, aber ich fühlte keine Leidenschaft. Plötzlich stöhnte er auf und ließ sich auf mich sinken. Er schien schon befriedigt, doch ich war so verzweifelt und meine Gefühle spielten verrückt. Ich musste mich ablenken. Ich rollte uns herum und nachdem ich ihn wieder stimuliert hatte, begann ich auf ihm zu reiten. Er konnte sich ein wenig ausruhen und genoss es sichtlich. Wir gingen in dieser Nacht noch viele Stellungen des Kamasutras durch. Irgendwann fielen wir beide erschöpft in die Kissen. Tobias schlief fast sofort ein, kein Wunder, ich hatte ihn so sehr gefördert, wie noch nie. Ich war nun auch recht befriedigt, ich hatte mehrere Höhepunkte erlebt. Und dennoch blieb ich lange wach. Meine Vagina brannte und ich fühlte mich irgendwie beschmutzt. Immer wieder ließ ich Revue passieren, was an diesem Abend zwischen Melina und mir passiert war.

Am nächsten Morgen wachte ich vor Tobias auf und ging erst mal duschen. Ich wusch den Dreck und Schweiß der letzten Nacht ab. Nur in ein Handtuch gewickelt ging ich wieder ins Schlafzimmer und suchte mir etwas zum anziehen aus dem Schrank. Wie immer eine schwere Aufgabe. Plötzlich umschlangen mich zwei starke Arme von hinten und Tobias legte seinen Kopf auf meine Schulter. „Die letzte Nacht war schön." Ich lächelte und nickte. „Es ist so schade, dass ich heute wieder fahren muss!" Siedend heiß durchfuhr es mich. Tobias fuhr ja heute wieder! Traurig drehte ich mich zu ihm. „Ich werde dich vermissen!" Das würde ich wirklich. Er war immer noch mein bester Freund. Er lächelte traurig und nahm mich in den Arm. „Es hat verdammt gut getan, dich wiederzusehen. Ich habe wieder gemerkt, wie sehr ich dich liebe!" Diese Worte versetzten mir einen Stich ins Herz. Konnte ich seine Gefühle noch erwidern? Um ihn nicht zu verunsichern nickte ich und murmelte an seiner Schulter: „Ich liebe dich auch."
Nun ging er in das Bad und ich entschied mich für einen einfachen, aber warmen Hoodie. Während er duschte bereitete ich das Frühstück vor. Beim Essen redeten wir wenig. Da sein Zug schon 13:30 Uhr fuhr machten wir uns nach dem Abwasch langsam auf den Weg. Im Taxi genossen wir die letzten Minuten zusammen und kuschelten. Am Bahnhof gab er vor auf die Toilette zu müssen, woraufhin ich auch mal ging. Als ich wieder heraus kam stand er vor mir mit einer Rose in der Hand. Ich musste fast weinen, da ich so ein schlechtes Gewissen hatte. Schließlich war er der süßeste Freund der Welt und ich schien ihn nicht mehr zu lieben. Das konnte einfach nicht sein! Am Bahnsteig küsste ich ihn verzweifelt, als der Zug einfuhr. Es kribbelte nicht mehr! Ich konnte einfach nichts mehr spüren. Und das brachte mich zum weinen. Ihm schien es das Herz zu brechen, denn er nahm mich ganz fest in den Arm und meinte, er könne auch erst morgen fahren. Sein Chef würde ihm das schon erlauben. Doch ich schüttelte den Kopf, wischte die Tränen weg, richtete mich auf und sagte fest: „Fahr." Er schaute mich verwirrt an. Ich hatte wohl kälter geklungen, als gewollt. Zur Beruhigung küsste ich ihn noch einmal und sagte: „Ich liebe dich." Als er sich umdrehte und in den Zug einstieg fügte ich leise hinzu: „Aber nur als Freund." Ich winkte ihm zum Abschied und ging schon, bevor der Zug losfuhr. Im Taxi sah ich aus dem Fenster. Der Regen trommelte gegen die Scheibe. Passend zu meiner Stimmung. Ca. 2km vor meiner Wohnung nannte ich dem Fahrer spontan eine andere Adresse. Als er vor der Wohnung der Apes anhielt bezahlte ich ihn und stieg aus. Ich klingelte und wurde von Cengniz rein gelassen. Ich fragte ihn, ob Sarah da wäre. Sarah war nach Melina und Dagi die Person hier in Köln, der ich am meisten vertraute. Sie hörte einem einfach immer zu. Egal wie spät es war oder wie viele Sorgen sie selber hatte. Cengniz wies mir etwas verwirrt die Richtung. Ich musste aber wirklich komisch aussehen. Mein Mascara war bestimmt verwischt und meine Augen gerötet. Denn als Sarah mich sah, kam sie sofort auf mich zu und umarmte mich erst mal. Das brachte mich fast wieder zum weinen, aber ich schaffte es, die Tränen solange zurück zu halten, bis wir in ihrem und Cengniz' Zimmer angekommen waren. Die erste viertel Stunde verbrachten wir nur damit, dass ich heuend auf ihrem Schoß lag und sie mir besänftigend durch die Haare fuhr. Irgendwann hatte ich mich soweit beruhigt, dass ich mich aufsetzte und sie mir ein Taschentuch gab. „Haben du und Tobias euch gestritten?" Ich schüttelte den Kopf. „Vermisst du ihn." Ich nickte mit dem Kopf, aber zuckte auch mit den Schultern. Daraufhin sah sie mich forschend an. „Was ist passiert?" Ich sah sie schüchtern an. Wie würde sie reagieren? Würde sie es verstehen? Sie schien meine Zweifel zu bemerken, denn sie sagte: „Egal, was es ist. Du kannst es mir sagen. Ich werde dich immer lieb haben und versuchen, dir zu helfen." Ich lächelte und legte meinen Kopf auf ihre Schulter. Sie erwiderte die Geste, indem sie ihren Kopf auf meinen legte. „Ich habe vielleicht einen riesen Fehler gemacht.", begann ich. Ich spürte ihr Nicken und fuhr fort: „Ihr habt ja gestern Tobias kennen gelernt. Sicher hast du gemerkt, wie toll er ist. Er ist wirklich lieb und hilfsbereit." Wieder nickte Sarah. „Naja, jedenfalls war bis gestern Abend noch alles gut. Es war unglaublich schön, ihn wieder zu sehen. Aber dann gab es da eine Situation in der Disco..." Sarah richtete sich ruckartig auf und schaute mich wachsam an. „Hat er dich geschlagen oder so etwas?", fragte sie. Schnell schüttelte ich den Kopf: „Nein! Oh mein Gott, dass würde Tobias nie tun. Er war ganz lieb, wirklich!" Sarah schien besänftigt. Ich erzählte weiter: „Es ist etwas passiert zwischen Melina und mir. Sie hat mir sozusagen versucht zu verklickern, dass ich Tobias nicht mehr liebe." Sarah runzelte die Stirn. „Ok...hatte sie einen Grund dazu?" Ich zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Sie hat mich gerade heraus gefragt." Sarah nickte, überlegte für einen Moment und meinte dann: „Okay. Das ist jetzt aber nicht so wichtig. Hat sie denn recht? Wie hast du reagiert?" >> Naja, erst mal habe ich ihr die Zunge in den Hals gesteckt. <<, dachte ich, doch ich sagte: „Ich wollte es nicht wahrhaben. Deswegen sind Tobias und ich dann so schnell weg, ohne uns zu verabschieden. Ich musste einfach weg." Sarah nickte verständnisvoll. „Bist du jetzt hier, um dir darüber klar zu werden?" „Nein. Ich bin mir darüber schon im Klaren und jetzt brauche ich jemanden zum reden." „Hier bin ich.", antwortete Sarah und nahm mich in den Arm. Ich lächelte und sagte: „Wir hatten letze Nacht noch Sex. Das hat sich schon nicht mehr richtig angefühlt. Es war für mich, als würde ich ihn benutzen." >> Hast du auch. <<, rief eine kleine Stimme in meinem Kopf. Ich schob sie beiseite, bevor das schlechte Gewissen mich noch richtig zur Schnecke machen konnte. „Am Bahnhof hat er mir noch eine Rose geschenkt. Natürlich habe ich mich gefreut, aber ich hatte kein Herzklopfen mehr. Auch war es viel leichter mich heute von ihm zu verabschieden, als damals als ich nach Köln gezogen bin. Und ich will es eigentlich nicht wahrhaben, weil er einfach so lieb ist und ich unheimliches Glück mit ihm habe." „Das kann ich gut verstehen. Aber es lag eine große Distanz zwischen euch und ihr konntet euch lange nicht sehen. Das sind meistens Gründe, warum einer der beiden am Ende keine Gefühle mehr hat. Manchmal verliebt man sich auch einfach wieder." Bei diesen Worten schlug mein Herz schneller und ich sah Melina vor mir. Verwirrt runzelte ich die Stirn und blinzelte ein paar Mal, um ihr Gesicht nicht mehr zu sehen. Da fiel mir wieder ein, dass ich Sarah vielleicht erzählen sollte, was an diesem Abend genau zwischen Melina und mir vorgefallen war. Ich sah sie überlegend an. Sarah lächelte und sagte: „Na los. Ich sehe doch, dass du noch was sagen willst."

Melinas und meine GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt