Nach und nach passierte ich immer mehr von Melinas Freunden. Also Timo, Jan, Cengniz, Sarah, Regina, Abdel und Ju. Sie alle gaben mir eine Rose. Als letzte kam Shirin. Sie strahlte von einem Ohr zum anderen und zappelte aufgeregt herum. Ich musste lachen. Als ich Shirin erreichte gab sie mir nicht nur die Rose, sondern zog mich auch in eine stürmische Umarmung. Überrascht erwiderte ich sie. "Was wird das hier?", fragte ich Shirin. Sie quietschte. "Lass dich einfach überraschen! Ich sollte dich jetzt auch nicht länger aufhalten, du musst weiter. Sie wartet schon echt lange." "Sie? Melina?", fragte ich wissbegierig. Doch Shirin lächelte nur und drängte mich weiter. Während ich weiter lief schaute ich noch ein bisschen zu ihr zurück, in der Hoffnung noch etwas zu erfahren. Aber Shirin drehte sich um und lief in die entgegengesetzte Richtung. Ich gab auf und schaute wieder nach vorne. Etwa 50 Meter von mir entfernt mündete der ‚Kerzenleuchterweg' in einen kleinen Runden Platz. Auch er wurde durch Kerzen erleuchtet. Auf dem Platz lag eine Decke mit einem Holzkorb. Und vor der Decke stand Melina. Sie trug auch ein knielanges luftiges Kleid, dass ihre nun türkisen Haare betonte. Doch ich achtete gar nicht lange darauf, denn alles was ich sah war ihr Lächeln. Sie strahlte förmlich. Sofort lächelte auch ich breit. Mir fielen wieder die Rosen in meiner Hand ein. 10 wunderschöne duftende Blumen. Ich schnupperte an ihnen und als ich meinen Blick wieder hob stand ich vor Melina. "Hey.", begrüßte sie mich. "Hi.", ich wurde leicht rot. "Hast du das alles hier gemacht?" Melina nickte. "Wow...", war alles, was ich rausbrachte. "Das ist doch viel zu viel! So schlimm war es nun wirklich nicht, dass du mir heute nichts gesagt hast." Melina lächelte. "Für dich ist nichts zu viel. Und ehrlich gesagt ist das hier nicht nur als Entschuldigung gedacht. Aber jetzt lass uns erst mal essen!" Sie zeigte auf den Picknickkorb. Wir ließen uns nieder und begannen den Korb auszupacken. Es gab mit Schokolade überzogene Erdbeeren, belegte Brötchen und andere leckere Sachen. Halt alles, was zu einem ordentlichen Picknick dazu gehört. Wir ließen es uns schmecken und redeten über Gott und die Welt. Neben dem Essen und unseren Gesprächen tranken wir noch leckeren Wein. Um uns herum wurde es immer dunkler und auch etwas kühler. Ich begann zu frösteln. Als Melina das bemerkte stand sie auf, sagte: "Ich komm gleich wieder." und verschwand kurz zwischen den Bäumen. Zurück kam sie mit zwei Decken in ihren Armen. Wir räumten das Essen auf, stellten die Gläser und den Korb zur Seite und setzten uns nebeneinander. Mit Blick auf den Rhein kuschelten wir uns in unsere Decken. Keine von uns hatte das Bedürfnis zu gehen. Es war einfach wunderschön! Als ich trotz der Decke wieder fröstelte nahm Melina mich in den Arm und breitete ihre Decke über uns beide aus. Während sie über meinen Arm rieb um mich zu wärmen lehnte ich mich an ihre Schulter. Auch als mir warm war nahm Melina ihren Arm nicht weg. Nicht, das ich was dagegen gehabt hätte!", Miriam lachte. "Wir saßen wirklich lange so da. Mittlerweile war die Nacht hereingebrochen und selbst der Straßenlärm wurde etwas leiser. Irgendwann ergriff Melina das Wort: "Miri?" "Ja?" "Du wolltest doch gestern wissen, ob und in wen ich verliebt bin." "Ja!", neugierig und aufgeregt drehte ich mich zu ihr. Melina hob ihren Arm von meiner Schulter und sofort vermisste ich ihre Wärme. Doch als sie meine Hand nahm vergab ich ihr. "Also ich hab dir ja erzählt, dass ich mir meine Sexualität sehr lange nicht eingestanden habe. Ich habe solche Gefühle immer verdrängt oder es darauf geschoben, dass ich das Mädchen einfach sehr mag. Aber dann kam diese Person in mein Leben...es war vielleicht nicht Liebe auf den ersten Blick, aber sie hat mich auf jeden Fall von Anfang an gecatcht. Und dann hatte ich das Glück, dass wir Freunde wurden. Sehr gute Freunde. Naja...dann sind ein paar Dinge passiert, die für sie überhaupt nicht schlimm waren, mich aber total aus der Bahn geworfen haben. In dem Moment musste ich mir eingestehen, dass ich mich verliebt hatte." Als Melina nach einer halben Minute immer noch nicht weiter redete rief ich fast: "Wer ist es denn nun?" Melina sah mich leicht verstört an. "Verstehst du denn nicht? Du bist es, Miri! Ich hab mich in dich verliebt!" Mir entglitten die Gesichtszüge. Melina war in mich verliebt? Warum spielte mein Bauch verrückt? Und warum in aller Welt drohte mein rasendes Herz mir mit einem Herzinfarkt?! Ich stand nicht auf Mädchen, ich war hetero! Was man übrigens sehr gut daran erkennen konnte, dass ich nur Sex mit Jungs hatte." Miriam machte eine kurze Pause. "Seht ihr, wie ich versucht habe, mir einzureden, ich würde nichts für Melina empfinden? Mein Körper hat mir so deutlich gezeigt, dass ich etwas für Melina empfinde, aber ich wollte nicht hören. Ich glaube, ich hatte Angst. Deshalb hab ich den wohl größten Fehler meines Lebens gemacht: Ich zog meine Hand aus Melinas Hand und senkte den Blick mach unten. "Es tut mir leid Melina. Aber ich liebe Jungs!" Ich blickte kurz in ihre Augen. Sie waren gebrochen. Ich hatte Melina gerade mehr als jemals zuvor verletzt. Das tat auch mir weh. Ich hielt die Situation nicht mehr aus. Ich schälte mich aus unseren Decken und stand auf. "Es tut mir leid Melina, aber ich kann das grade nicht.", flüsterte ich und rannte den Weg zurück zur Straße. An der Kreuzung standen Melinas Freunde. Sie hatten wohl darauf gewartet, dass Melina und ich zusammen auftauchen würden, um unser Glück mit ihnen zu feiern. Als sie mich auf sich zurennen sahen konnte ich die Unverständnis in den Augen der Jungs sehen. Doch die Mädels verstanden und Dagi, die am Band stand hielt es für mich hoch. Als ich zwischen ihnen hindurch rannte sahen sie mich alle traurig an. Das war zu viel für mich. Nachdem ich um die nächste Ecke gebogen war hielt ich an, stützte mich an der Hauswand ab und fing hemmungslos an zu weinen. Ich weiß nicht, wie lange ich dort stand und einfach weinte, aber irgendwann kamen keine Tränen mehr. Ich rappelte mich wieder hoch, denn ich war während meines Ausbruchs an der Hauswand runter gerutscht. Ich wischte mir den Tränenschleier aus den Augen, um wieder klar sehen zu können. Mit einem Blick auf mein Handy stellte ich fest, dass es bereits nach Mitternacht war. Ich seufzte und machte mich auf den Weg nach Hause. Hoffentlich würden mir keine Idioten begegnen! Doch ich kam heil Zuhause an. Dort sank ich direkt ins Bett ohne mich vorher umzuziehen. Ich war total fertig.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte war es schon nach Mittag. Als mir die Ereignisse von gestern wieder einfielen stöhnte ich und vergrub meinen Kopf in meinen Kissen. Je länger ich Melinas Gesicht vor mir sah desto mehr flossen die Tränen. Ich wollte absolut nicht aufstehen, ich konnte nicht aufstehen. Alles, was mich an Melina erinnerte brachte mich zum weinen. Ich blickte mich kurz im Zimmer um. Also auch dieses Bett! Ich schrie auf und versteckte mein Gesicht in den Kissen. Als ich mich irgendwann wieder etwas beruhigte nahm ich mein Handy, um zu sehen, ob ich irgendwelche Termine hatte. Nein, zum Glück nicht! Da mein Kopf inzwischen sehr weh tat legte ich mich etwas entspannter ins Bett und fiel in einen tiefen Erschöpfungsschlaf. Als ich ein paar Stunden später wieder aufwachte ging es mir eigentlich noch schlechter und ich hatte Hunger. Also stand ich auf und bemerkte mit einem Blick auf mein Bett, dass ich meine gesamten Kissenbezüge mit Make Up vollgeschmiert hatte. Genervt verdrehte ich die Augen, machte aber nichts um etwas daran zu ändern, sprich sie zu waschen. Es war mir vollkommen egal. Es war mir alles egal, außer Melina. Bei dem Gedanken an sie musste ich fast schon wieder weinen, doch ich riss mich zusammen. Warum machte mich die ganze Geschichte so fertig? Ja, ich hatte sie zutiefst verletzt, etwas, was ich mir geschworen hatte, nie wieder zu tun. Aber sie anzulügen wäre doch auch keine Lösung gewesen! Frustriert fuhr ich mir durch die Haare. Ich war nun in der Küche angekommen und machte mir ein Brötchen warm. Doch als ich mit einem Kräutertee und dem Brötchen an meinem Küchentisch saß nahm ich keinen Bissen. Ich ließ Melinas und meine Worte immer wieder Revue passieren, doch es änderte nichts an dem, was wir gesagt hatten. Ich schüttelte den Kopf. Ich musste sie aus meinen Gedanken bekommen! Wir brauchten jetzt beide Zeit für uns, besonders Melina. Ich beschloss einen Spaziergang zu machen. Vielleicht würde die frische Luft mir gut tun.
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Melinas und meine Geschichte
Fanfiction"Wir sind beste Freunde." Ach wirklich? Eine Geschichte über ein ganz normales Mädchen und Melina. Vielleicht eine Liebesgeschichte? ;)