Prolog

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Gestresst lies ich meine Schlüssel auf die Ablage fallen und schlug ernergisch die Tür hinter mir zu.

Na das war ja mal wieder ein beschissener Tag gewesen!

Meine Winterjacke plumpste zu Boden.

Eigentlich hatte ich gehofft, nach meinem Studium endlich ein geregeltes und normales Leben führen zu können. Mit einem Job bei einer kleinen Firma, in der sich alle beim Vornamen nannten und Plunderstückchen zu den Meetings mitgebracht wurden. Und in einem so kleinen und süßen Unternehmen war ich auch gelandet - nur dass ich eher zum Laufburschen abkommandiert worden war, anstatt als Mitarbeiter angesehen zu werden.

Erschöpft ließ ich mich auf meine Couch fallen.
Vielleicht waren meine Erwartungen auch einfach zu hoch gewesen. Immerhin war ich erst seit einigen Monaten im Marketingwesen aktiv. Aber während des ganzen Büfflens für die Klausuren hatte mich sicherlich nicht der Gedanke hochgehalten, danach jeden Tag zum Kaffee holen in die Arbeit zu gehen.

In dem Versuch mich etwas zu entspannen lehnte ich mich in die weichen Polster zurück und schloss die Augen. Wenigstens konnte ich mir eine kleine zwei Zimmerwohnung für mich alleine leisten. Noch einen nervenden Mitbewohner und man hätte mich von der Straße, die sich vier Stockwerke unter mir erstreckte, kratzen können.

Gepriesen sei das Geld meiner toten Eltern... oder auch nicht.

Inzwischen fiel es mir nicht mehr so schwer an meine verstorbene Familie zu denken.

Schon fast zwei Monate war es jetzt her, dass ich nicht mehr aus dem nichts heraus heulen musste, sei es nun hier auf der Couch, in einem Club, während ich mit einem süßen Typen sprach, oder in der Bahn, in Mitten der Businessmänner in schwarzen Anzug mit passenden Lackschuhen.

Anscheinend reichten fünf Monate um den Tod zu verdauen.

Oder aber meine Tränendüsen waren so überansprucht gewesen, dass sie jetzt einfach ganz den Dienst eingestellt hatten.

Naja, nur noch einen Monat und ich würde sie auf die ultimative Probe stellen.

Weihnachten.

Ein lautes Rumpeln, gefolgt von einigem Gefluche riss mich aus den Gedanken und lies mich die Augen aufschlagen.

Verwirrt runzelte ich die Stirn, als es erneut polterte und drehte mich zu dem Geräusch um, dass wohl aus dem Hausflur kam.

Hin und her gerissen, zwischen meinen müden Muskeln und dieser dummen Neugierde, zögerte ich einen Moment, bevor ich mich resigniert seufzend von der Couch hochdrückte und zur Eingangstür zurücktapste.

Wieder schepperte es, als ich die Tür öffnete und... mich einem süßen Hintern in einer schwarzen Jogginghose verpackt entgegen sah.

Der Besitzer dieses Knackarsches fluchte mit grummeliger Stimme leise vor sich her und nachdem ich mich von dem spektakulären Anblick losreißen konnte, räusperte ich mich leise.

"Äh... ist bei Ihnen alles in Ordnung?"

Erschrocken fuhr der Mann hoch und wandte sich halb zu mir um.

Mir blieb kaum Zeit die gerade Nase, die strubbeligen braune Haare und die dazu passenden haselnussbraunen Augen zu betrachten, da drehte er sich auch schon wieder weg, um, wie ich nun über seine Schulter erkennen konnte, Gläser in eine Kiste zurückzupacken, die ihm anscheinend zuvor heruntergefallen war.

Leider waren jedoch nicht alle so glimpflich davongekommen, sodass Scherben unter seinen Sohlen knirschten, als er sich schließlich aufrichtete und sich vollständig zu mir umdrehte.

Ein schräges Lächeln verzog seinen Lippen, als er sich verlegen durch seine Haare fuhr.

"Tut mir Leid für die Störung. Irgendwie hatte ich nicht ganz bedacht, wie ich mit der Kiste in der Hand noch die Tür aufschließen sollte."

Er deutete mit dem Daumen hinter sich auf die Tür des meinem gegenübergelegenen Apartments.

Ich war etwas überrumpelt von seiner Größe, die ich in der gebückten Haltung verkehrt eingeschätzt hatte. Er überragte mich mit mehr als einem Kopf, was trotz der Tatsache, dass ich eher zu den kleinen, rundlichen Frauen gehörte, immer noch beeindruckend war.

Doch als er verwundert eine Augenbraue hochzog beeilte ich mich, mich wieder zu fangen und versuchte möglichst normal zu Antworten.

"Tja so anscheinend nicht". Amüsiert grinste ich ihn an und deutete dann in meine Wohnung. "Wie wärs damit, Sie schließen die Tür auf und ich hole in der Zeit mal einen Handbesen, um die Scherben aufzukehren."

Ein Schmunzeln brachte seine Augen zum Strahlen, während er mir zunickte.

"Das wäre wirklich zu nett von Ihnen. Bis ich meinen Besen gefunden hätte, hätten durch aus noch ein paar Stunden vergehen können."

Ich drehte mich bereits um, als ich lässig abwinkte.

"Kein Problem. Umso früher Sie in meiner Schuld stehen, desto früher kann ich Sie auch schamlos ausnutzen."

Ein herzhaftes Lachen begleitete mich auf den Weg in die Küche, in der an einem Haken Handbesen und Schaufel hingen.

Mit beidem in der Hand kehrte ich gerade zurück als... ähm, tja keine Ahnung wie er hieß. Auf jeden Fall hatte er gerade die Tür aufgeschlossen und war aus dem Scherbenmeer in die Diele seiner Wohnung getreten, sodass ich schnell die Scherben aufsammeln konnte.

"Also, Sie sind der neue Mieter?"

Alle Scherben auf der Schippe richtete ich mich wieder auf und lächelte den attraktiven Mann freundlich an.

"Sieht so aus. Tut mir wirklich Leid, dass ich Sie gleich gestört habe, eigentlich wollte ich mich ja jedem Nachbar mit Präsentkörbchen vorstellen." Sein verlegener Gesichtsausdruck brachte mich zum Lachen.

"Kein Problem. Ich freue mich, nicht mehr die einzige unter 50 in diesem Haus zu sein. Aber die Idee mit den Präsentkörbchen sollten Sie unbedingt umsetzen, vielleicht schaffen Sie es dann ja Mr. und Mrs. Dunken auf Ihre Seite zu ziehen. Mich würden sie am Liebsten aus der Wohnung schmeißen."

"Notiert. Welches Apartment wohnen die beiden genau? Dann werde ich ihrem Korb besonders viel Mühe entgegenkommen lassen", hakte er mit ernstem Gesichtsausdruck nach und ich deutete den Flur hinunter auf die letzte Tür im Gang. "19c".

Stumm vor sich her nickend schien er sich meinen Rat wirklich im Kopf zu notieren was mich leise glucksen lies.

"Was halten sie davon: Ich bestelle Pizza und Sie lassen mir noch ein paar Insiderinformationen zukommen."

Schalk blitze in seinen Augen auf, als er sich mir wieder zuwandte und ich sagte ohne zu zögern zu. "Gerne. Ich bin übrigens Maggie."

"Süßer Name, passt zu Ihnen. Ich bin Ryan."

Hey Leute!
Ich wollte zu Weihnachten mal ein kleines Special rausbringen deswegen werde ich jetzt jeden Advent diese Kurzgeschichte aktualisieren bis dann am Heiligabend das groß Finale kommt ;*
Ich hoffe sie gefällt euch!

Weihnachtsglück nebenanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt