3. Advent; 11.12.16

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Wieder war eine Woche vergangen, in der ich bei der Arbeit von einem Meeting ins andere hetzen durfte, ohne auch nur einen eigenen Vorschlag einzubringen oder sonst in einer anderen Art tätig zu werden. So langsam kotzte es mich wirklich an.

ich hatte es zu dem Ziel meines Wochenendes erklärt, mich so wenig wie nötig zu bewegen und kam damit bisher auf meiner Couch auch super voran.

An den Chips- und Plätzchenkrümmeln die einfach überall zu hängen schienen, störte ich mich nicht weiter, genauso wenig an meinem einem grummeligen Bären im Winterschlaf nahekommenden Aussehen. So Tage brauchte man zwischen durch einfach mal.

Da meine Rollläden heruntergelassen waren und nur das Fernseherprogramm mir zur Orientierung half, wusste ich nicht genau, wie viel Uhr es war, als mich schließlich ein Klopfen aus meinem kuscheligem Deckengrab zwang.

Grummelnd wühlte ich mich irgendwie aus den tausend Schichten und rollte dabei prompt mal von der Sitzfläche und landete unsanft auf dem Boden. Das war ja mal wieder typisch ich.

Zu entnervt um mich jetzt wirklich aus dem Knäul zu befreien, robbte ich samt Decken über meinen schönen Parkettboden und schaffte es umständlich auf Knien die Tür zu öffnen.

Ryan brauchte einen Moment, bis er verwirrt feststellte, dass er den Blick senken musste, um mich ansehen zu können.

"Ähm, was genau machst du da?"

Herausfordernd zog ich eine Augenbraue hoch, während ich sachlich antwortete: "Fernseher gucken, sieht man doch."

Voller Verständnis nickte er, doch ich konnte die Belustigung in seinen Augen schimmern sehen.

"Ah, ja hast recht. Ich hatte für einen kurzen Moment gedacht, du würdest dich mumifizieren lassen, aber da muss ich mir ja anscheinend keine Sorgen machen."

Mehr sagte er nicht, bevor er sich an mir vorbei in die Wohnung hinein quetschte.

"Ja, komm doch gern hinein, wieso denn auch nicht", grummelte ich sarkastisch, machte aber keine wirklichen Anstalten ihn wieder hinauszuschmeißen, sondern ließ die Tür mit einem lauten Knall wieder ins Schloss fallen, bevor ich ihm hinterher krabbelte.

Als würde er hier wohnen, nahm sich Ryan wie selbstverständlich ein Glas aus dem Schrank und goss sich Milch ein. "Wenn du willst, da stehen auch noch Plätzchen!"

Meinen empörten Tonfall ignorierend, kam er meiner nicht ernst gemeinten Aufforderung nach und nahm sich auch noch einige Plätzchen zu seinem Glas Milch, auch wenn er dabei nur schwer sein ernstes Gesicht beibehalten konnte, während ich ihn vernichtend anstarrte.

"So, also was ist geplant, Madam?", fragte er mich schließlich, nachdem von seiner, äh meiner, ach ihr wisst schon, Milch nichts mehr da war außer ein kleiner weißer Milchbart über seiner Oberlippe.

Kurz überlegte ich, ihn darauf hinzuweißen, aber es gab mir eine gewisse Genugtuung ihn Mal nicht perfekt zu sehen. Sollte er doch so herumlaufen.

Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern.

"Nichts. Mein Tag besteht heute einfach Mal aus nichts tun."

Ryan starrte mich entgeistert an. "Aber das ist ja völlig langweilig!"

"Tja, tut mir Leid lieber Herr Nachbar, mein Leben besteht halt nicht nur aus Party machen."

"Da verpasst du aber einiges."

"Darüber lässt sich wohl streiten."

Nicht gewollt dieses Gespräch weiterzuführen, drehte ich mich auf den Knien um und robbte wieder auf mein gemütliches Sofa zu. Allerdings kam ich keine zwei Meter, da wurde ich plötzlich mit Schwung hochgehoben.

Weihnachtsglück nebenanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt