7 - Nuri Sahin

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Silvester in einem fremden Land. Eigentlich hatte ich mich immer dagegen gewehrt, war ich doch der Meinung, das man solche ein Fest im Kreis von Familie oder Freunden feiern sollte.

Na gut, hat sich da wohl mein Freund gedacht und einfach mal seine Cousine und deren Freund mitgenommen, der gleichzeitig auch sein Freund war. Ich hatte noch versucht ihm zu widersprechen, aber es hatte alles nichts genützt und so lag ich jetzt in einem kuscheligen Bett in Argentinien.

„Guten Morgen, Schatz !“, flüsterte mir Nuri ins Ohr. „Morgen !“, auf meinem verschlafenen Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab. Er robbte näher und legte mir seinen Arm über die Taille, sein Gesicht in meine Haare vergraben murmelte er, „Na, findest du Argentinien immer noch so schlecht ?“. Ich drehte mich, mit einem nachdenklichen Gesicht zu ihm um, „Na ja...also...“, „Spann mich nicht auf die Folter !“, bemerkte Nuri lächelnd und gab mir einen kleinen Kuss. „Hey, so kann ich mich nicht konzentrieren !“, beschwerte ich mich lachend. „Ach nein ? So vielleicht ?!“, Nuri fing an mich an den Seiten zu kitzeln. Ich fing an laut zu lachen und versuchte mich aus seinen Fängen zu befreien, was mir aber leider nicht gelang.

Zum Glück platze in diesem Moment Ilkay ins Zimmer und Nuri ließ von mir ab. Ilkay warf sich zu uns aufs Bett und wäre ich nicht ein Stück zur Seite gerutscht, wäre er höchst wahrscheinlich auf mich drauf gefallen. Als die beiden schon wieder in Männergespräche versanken, entschloss ich mich dazu Sila zu suchen. „Ist Sila noch drüben ?“, fragte ich Ilkay, doch ich bekam keine Antwort. Irgend wie hatte ich das Gefühl, dass die beiden mich tatsächlich ignorierten. „Ist Sila noch drüben ?“, fragte ich erneut, diesmal deutlich lauter. Ilkay nickte kurz, doch ich war mir nicht sicher ob diese Geste mir oder Nuri galt. Ich entschied mich dazu, dass sie mir galt und machte mich, nachdem ich mir noch kurz eine kurze Hose und ein lockeres T-shirt übergeworfen hatte auf die Suche nach Sila.

Wie vermutet war sie noch in ihrem Zimmer. Gähnend wünschte sie mir einen schönen Morgen. Ich ließ mich auf die Bettkante fallen, „Wollen wir irgendetwas machen ?“, „Ilkay und Nuri ?“, fragte sie nur. Ich nickte. „Stadt oder Strand ?“, schlug sie darauf hin vor. Während unseres Urlaubes waren wir bei einer befreundeten Familie untergekommen, deren kleines Hotel in einem Dorf keine fünf Minuten von Buenos Aires und dem Strand lag. Anders ausgedrückt hatte es also die perfekte Lage. Jedes unserer Zimmer hatte einen kleinen Balkon, von dem aus man das Meer sehen konnte. Zugegebener maßen so schlecht war Argentinien wirklich nicht. „Hey !“, Sila schnipste mit den Fingern vor meinem Gesicht. „Sorry, ich war in Gedanken !“, nuschelte ich. „Hab ich gemerkt !“, sagte Sila lachend. „Also, Strand oder Stadt ?“, fragte Sila erneut. „Stadt ? Schön Frühstücken im Hafen ?“, schlug ich dem entsprechend vor. „Bin dabei !“, stimmte sie begeistert zu.

„Dann sollten wir uns aber beeilen !“, sagte ich nach einem kurzen Blick auf die Uhr. „Schließlich haben wir Juan versprochen, dass er uns zu Silvester traditionell bekochen darf !“, fügte ich mit einem zwinkern hinzu. „Na dann, nichts wie los !“, sagte Sila lachend und gemeinsam machten wir uns auf den Weg.

Am Hafen angelangt entschieden wir uns dazu auf einem der Boot-Cafés zu Frühstücken, von denen man eine wunderschöne Aussicht hatte und der Wind einem fröhlich durch die Haare strich. Da die Sonne schon ziemlich hoch am Himmel stand, hatten wir uns auf dem Weg noch mit Hüten ausgestattet und genossen jetzt das gemütliche Frühstück. Ich bestellte mir ein Wasser und zwei kleine Medialunas, Sila hingegen entschied sich fürTostados con Mermelada zum Wasser. „Ist das zu fassen, wie schnell das Jahr vorbei gegangen ist ?“, fragte sie mich kopfschüttelnd. „Es ist viel zu schnell rumgegangen !“, stimmte ich ihr zu. „Schau, dieses Jahr ist so viel passiert ! Ich hab Nuri kennengelernt und bin schließlich mit ihm zusammen gekommen. Außerdem hab ich meine Ausbildung abgeschlossen.“ Kopfschüttelnd sah ich auf mein Buttercroissant, kaum zu glauben, dass das alles wirklich dieses Jahr passiert war.

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