Kapitel 53

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"Hier, nimm die!"
Melly drückt mir drei Kleider in die Hand und schiebt mich in eine Umkleide, während sie ebenfalls in einer verschwindet.
Ich hänge die Kleider auf und ziehe den Vorhang zu.
Kurz checke ich nochmal meine Nachrichten ab. Roman hat mir geschrieben...
Ich erstarre, als ich seinen Text lese.
Dieser Mistkerl.
'Hey Sam! Ich muss dir jetzt was sagen, was dir nicht gefallen wird! Aber ich muss es machen, weil ich kb habe, dass Heiko, dieser Arsch, dich verletzt und du dir unnötige Hoffnungen oder so machst...er hat ne andere. Ich weiß echt nicht was bei dem falsch läuft in seinem nicht vorhandenem Gehirn, aber er ist so dumm! Es tut mir so leid!'
Ja, das tut es mir auch.
Die ersten Tränen finden ihren Weg über meine Wangen und tropfen auf das Handydisplay.
Wieso tut Heiko das? Zuerst gesteht er seine Gefühle, und dann? Lässt dieses Arschloch mich kalt fallen, kaum bin ich zwei Tage weg.
Aber wie konnte ich auch so dumm und naiv sein. Wie konnte mich jemand lieben? Ich war eine so ugly person...
Ich schluchze auf und im nächsten Moment zieht jemand den Vorhang beiseite.
Es ist Melly, wie ich durch meine verschwommene Sicht sehen kann.
"Shit what happend?"
Sie nimmt mich sofort in den Arm, und reicht mir dann ein Taschentuch. Ich gebe ihr mein Handy, damit sie die Nachricht liest, aber sie grinst mich nur schief an.
"I can't read this. Remember that."
Ich gebe mir einen kurzen Facepalm und übersetze dann kurz.
Wütend sieht sie mich an.
"Denk nicht an dieses Arschloch! Er hat deine Tränen nicht verdient! Und weißt du was?"
Sie zieht mich hoch.
"Wir machen dich heute Abend so mega hübsch, du postet ein Bild, dass dem das Gehirn wegschmettert. Dann sieht er, was er sich entgehen lässt. Kay?"
Ich nicke und lächele leicht, dann verlässt sie die Umkleide.
Ich atme einmal tief durch und wische die bisschen verschmierte Maskara weg, ehe ich mich den Kleidern widme.

"Oh mein Gott das musst du nehmen!"
"Sicher? Also ich weiß nicht...pink?", frage ich unsicher und drehe mich vor dem Spiegel.
"Doch na klar! Und dann noch weiße Schuhe, ein kleines Armkättchen und 'ne schnieke Frisur."
Ich lache.
"Okay, dann denke ich mal, können wir bezahlen gehen."
Ich warte, bis Melly ihr Kleid bezahlt hat- ein langes blaues, mit einem tollen Rückenausschnitt- und dann gehen wir nach hause.
"We got only 3 hours!", ruft sie und rennt los, ich lachend hinterher.

Heeey :D
Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen!^^
Heute geht der Oneshot an die liebe @zahraaileennikizerda
Ich habe mal versucht, mir eine Vorstellung unter deinem Kommentar zu machen, und ich hoffe du findest meine Interpretation okay :)
Lets go!
◇◇◇

Es war ein kalter Herbstnachmittag. Ich spazierte durch die Nachbarschaft, den Blick stets auf die bunten Bäume gerichtet, an denen ich vorbei lief.
Ich musste mal raus, frische Luft schnappen, Prüfungsstress kurz vorm Abi, aber daran wollte ich jetzt nicht denken.
Ich steuerte auf eine Brücke zu.
Ich mochte diese Brücke, sie hatte irgendetwas magisches, wie ich fand.
Doch an der Brücke stand bereits jemand.
Ich erkannte sie sofort, es war Dagmara, sie war in meinem Mathe Kurs.
Ich wusste nicht viel, eigentlich gar nichts über sie, nur das sie sehr schüchtern war. Sie sprach mit keinem und schaute immer so traurig...ich wollte sie schon oft ansprechen, aber meine Freunde hatten immer gesagt, ich solle es lassen, es würde ja sowieso nichts nützen.
Ich tauchte wieder aus meinen Gedanken auf und sah wieder zu Dagi- ich nannte sie jetzt einfach mal so- und riss erschrocken die Augen auf.
Sie stieg gerade mit einem Bein über die Brüstung!
Wollte sie etwa springen??
Das nächste Bein folgte, und jetzt stand sie auf der anderen Seite und starrte nach unten.
Oh Gott!
Ich rannte sofort los, ich konnte sie doch nicht sterben lassen!
Gerade lies sie das Gelände los, als ich sie am Arm packte und zurück auf die andere Seite riss.
Zitternd sah sie mich an.
"Wieso hast du das gemacht", fragte sie. Ihre Stimme total emotionlos.
"Ich habe dich vor einer großen Dummheit bewahrt!"
"Du weißt garnichts", sagte sie wütend.
"Doch, das weiß ich. Undzwar das du jemanden brauchst."
Und damit zog ich sie in eine Umarmung.
Es dauerte ein wenig, aber dann erwiederte sie die Umarmung und fing dann an zu weinen.
Ich strich ihr beruhigend über den Rücken, als sie sich von mir löst.
"E-es tut mir so leid.", schluchzte sie.
"Warum sollte es dir leid tun?"
"Ich verschwende deine Zeit. Es will doch sowieso niemand was mit mir zu tun haben."
"Doch, ich will das.", sagte ich und sah ihr fest in die Augen.
"Ich will dir helfen, Dagi. Du bist nicht allein, ja?"
Sie lächelt mich leicht an.
"Danke Zahra."

Und das war genau 4 Jahre her.
Ich habe Dagi geholfen, aus ihrem Loch heraus zu kommen. Ich habe ihr gezeigt, wie schön das Leben sein kann und wie selbstbewusst sie doch eigentlich ist.
Und wir wurden beste Freundinnen, die wir bis heute auch sind.
Wir haben viel zusammen durchgestanden, ich habe sie ermutigt, einen Youtube channel zu machen, um nicht nur damals in Timos Videos zu sehen zu sein.
Und heute hatten sie schon über 3 Millionen Menschen abonniert.
Und jetzt...sitzen wir hier beide gegenüber und schauen Serien. Dagi würde bald Eugen heiraten...gott, wie schnell doch die Zeit vergeht.
"Ich bin so glücklich", seufzt sie und lächelt mich an.
"Und ich erst", grinse ich.
"Danke das du mich damals aufgehalten hast. Sonst wär ich jetzt nicht hier."
"Das war Schicksal. Das Schicksal wollte, dass ich zu dieser Brücke gehe und dich treffe. Da brauchst du mir nicht zu danken!"
Und dann schauen wir die Serien weiter...und ich bin so glücklich, eine so gute Freundin zu haben.
◇◇◇

Narben bleiben für immerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt