4. Der geheimnisvolle Patient

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Ich lächelte Arri an und fragte: "Na, was hast du heute für mich?" Sie erwiderte mein Lächeln. "Es ist nicht viel los, aber du kannst dich um die Visite für Raum 3.47 kümmern.", sagte sie sanft. Ich nickte und nahm von ihr die Krankenakte entgegen. Ich stieg in den Aufzug, drückte den Knopf für den dritten Stock und warf daraufhin einen Blick in die Unterlagen meines Patienten. Er hatte offenbar eine Schusswunde am Hinterkopf. Identifizieren konnte man ihn bisher nicht. Scheinbar war er nicht in der Datenbank der Polizei registriert und einen Ausweis hatte er nicht bei sich getragen. Ein leises 'ding' ertönte und die Türen des Aufzugs öffneten sich. Ich lief den langen Flur entlang und blieb vor der Tür zu Raum 47 stehen.

Ich holte tief Luft, dann öffnete ich die Tür. In dem Krankenbett lag ein Mann, der ungefähr in meinem Alter zu sein schien. Er hatte etwas längeres mittelbraunes Haar und sein Kinn zierte ein paar Bartstoppeln. "Guten Tag. Mein Name ist Maurice Dovayen.", sagte ich möglichst freundlich. Er nickte stumm und sah mich hilfesuchend mit seinen großen türkisen Augen an. "Können sie sich daran erinnern, wie sie zu dieser Schusswunde kamen?", fragte ich skeptisch. Er schüttelte den Kopf. Er öffnete zaghaft seinen Mund und flüsterte: "Bitte, sagen sie mir wie ich heiße, wer ich bin!" Ich seufzte. Das hatte ich bereits vermutet. Die Kugel in seinem Kopf blockierte die Nervenbahnen, die zu seinem Langzeitgedächtnis führten. Solang sie seine Erinnerungen nicht schon vollkommen zertrümmert hatte. "Es tut mir leid, ich kann ihnen nicht sagen, wer sie sind.", sagte ich mitfühlend. Er nickte traurig und blickte aus dem Fenster. "Sie...sie sind ein gutaussehender, junger Mann. Sie können mir doch helfen nicht wahr? Ich werde mich irgendwann wieder erinnern können?", fragte er und seine Stimme bebte leicht. Ich schluckte. "Wir geben unser Bestes, um die Kugel aus ihrem Gehirn zu entfernen. Ich kann leider nicht genau sagen, ob ihre Erinnerungen vorhanden geblieben sind oder ob das Geschoss die Nervenbahnen zu ihrem Gedächtnis vollständig durchtrennt hat.", sagte ich betrübt. Er atmete tief durch und blinzelte, um die Tränen zurück zu halten. "Ich lasse sie dann mal ein wenig allein.", sagte ich leise. Er drehte seinen Kopf mit bittendem Blick zu mir. "Bitte, bleiben sie noch ein wenig hier. Ich war schon so lange allein.", sagte er heiser. Ich nickte und ließ mich auf dem kleinen Stuhl neben seinem Bett nieder. "Erzählen sie mir, wie ich aussehe.", flüsterte er mit Tränen in den Augen. Ich lächelte. "Ich könnte ihnen einfach einen Spiegel bringen lassen.", sagte ich sanft. Er schüttelte den Kopf. "Bitte, ich möchte es von ihnen hören.", sagte er leise. "Sie haben sehr schöne blau-grüne Augen. Ihre Haare sind mittelbraun und etwas länger.", begann ich. "Bitte, würden sie mir einen Namen geben?", fragte er traurig. Ich dachte nach. Er hatte das unmögliche erlebt. Bisher hatte man nicht rausfinden können, wie die Kugel so abgebremst worden war, dass sie in seinem Kopf stecken geblieben war. Wäre sie das jedoch nicht, würde er wahrscheinlich nicht mehr leben. "Wie wäre es mit Zombey?", fragte ich und lächelte leicht. Auch über sein Gesicht huschte ein zartes Lächeln und seine Mundwinkel zuckten amüsiert. "Sie meinen Zombie, nicht wahr?", erwiderte er. Ich antwortete: "Naja, Zombey ist etwas individueller, findest du nicht?" Er lächelte. "Und wie war ihr Name doch gleich? Daniel?", fragte er und zog eine Augenbraue nach oben. Ich begann zu lachen. "Maurice Dovayen.", wiederholte ich. "Maurice... Daniel... Dovayen...", murmelte er. "Maudado.", sagte er schließlich mit einem schiefen Grinsen. Erneut lachte ich, doch irgendwo gefiel mir dieser Name auch. Ich nickte also und er lächelte zufrieden.

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🔵Until We Die [Zomdado FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt