17. Fünf Jahre

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PoV: Maurice Dovayen
Mein Kopf brummte. Mir wurde das langsam alles zu viel. Es war keine fünf Minuten her, dass sich nicht nur endlich die Identität meiner Begleitung aufgeklärt, sondern auch das dunkle Tuch, das sich über Zombeys Hintergrund gelegt hatte, gelüftet worden. Oder Michael Rankl, wie es richtig hieß. Bei meiner geheimnisvollen Retterin handelte es sich noch dazu um seine Schwester und Michas Begleiter hingegen war ein Waffenhändler, der seit geraumer Zeit Kontakte zum Geheimdienst pflegte. Bei meinen Entführern sollte es sich zu allem Überfluss um Angehörige der hiesigen Mafiaszene handeln, welchen die Polizei schon seit Jahren auf die Schliche zu kommen versuschte. Ich konnte mir ein halb verzweifeltes Lachen nicht verkneifen, denn das alles schien mir deutlich zu hollywoodreif für das, was ich in meinem Alltag gewohnt war.

PoV: Michael Rankl
Endlich machte alles Sinn. Zwar erinnerte ich mich noch immer nicht an die fünf Jahre, die ich nun wohl schon undercover als Agent auf der Jagd nach dem Mafiaboss, der nur unter dem Namen Bergmann bekannt war, verbracht hatte, doch der Anblick meiner Schwester schenkte mir Vertrauen. Auch, wenn es trotzdem seltsam war, als einzige Erinnerung an die leibeigene Schwester eine Kussszene im Kopf zu haben, vertraute ich ihr, denn ihr Gesicht kannte ich aus meinen Träumen. Vielleicht war es ja sogar ganz gut, sich nicht mehr an alles aus dem undercover Leben zu erinnern. Chessie, die wohl über die ganze Zeit, um bei mir zu sein, meine Freundin gespielt hatte, sah von all dem recht mitgenommen aus. Problematisch war nun hauptsächlich wie es weiter gehen sollte. Für mich bestand keine große Wahl, ich wurde von der Mafia verfolgt und hatte ohnehin kein anderes Leben, in das ich zurückkehren könnte. Bei Maudado sah das allerdings anders aus. Ich konnte niemals von ihm erwarten, sein Leben als normaler Arzt wegzuwerfen, doch es war auch zu gefährlich für ihn, einfach zurück zu gehen, zudem er einen Patienten verloren hatte. Unsicher blickte ich zu ihm und das Kribbeln, das mich bei seinem Anblick durchfuhr, vergewisserte mir, dass ich auch nicht in der Lage wäre, ihn gehen zu lassen. "Was ist der Plan?", fragte ich beunruhigt in das Schweigen hinein und riss damit die anderen aus ihren Gedanken. "Maurice, ich schätze es ist keine Option für dich zurück zu gehen.", begann Chessie. Er nickte nur stumm. Mikey erhob nun ebenfalls seine Stimme: "Ich schätze keiner von uns kann mehr zurück, nicht jetzt. Wir sind so nah an ihnen dran, wir können jetzt nicht mehr aufhören." Wir müssen sie töten. Niemand sagte es, doch allen am Tisch schien es klar zu sein. Ich bekam eine Gänsehaut und, so unwohl ich mich dabei fühlte, es stieg eine gewisse Vorfreude in mir auf. Es tat so gut etwas zu wissen, einen Sinn zum handeln zu haben.

Etwa eine halbe Stunde später fanden wir alle uns in Mikeys Krämerladen wieder, natürlich im Hinterbereich des Ladens. Er führte mich zu einer Art Tresor und wies mich an mein Auge vor den Sensor daran zu halten. Ein kurzes Licht scannte meine Iris und der Tresor öffnete sich. Ich spürte Maudados erstaunte Blicke über meiner Schulter, als er die Maschinenpistole darin entdeckte. Mich hingegen zog das Bild, das an die Innenseite der Tür geklebt war in seinen Bann. Mit zitternden Fingern riss ich es ab und betrachtete die fünf lächelnden Personen darauf sowie die drei Hunde, die vor ihren Füßen saßen, der größte den Kopf leicht schief gelegt. Chessie legte mitfühlend eine Hand auf meine Schulter. "Unsere Familie. Egal wie oft ich es dir gesagt habe, von diesem einen Foto konntest du dich einfach nicht trennen. Heute bin ich dir dankbar dafür. Es ist auch für mich gefühlt ewig her, dass ich sie gesehen hab. Ich hatte schon Angst, ihre Gesichter zu vergessen." Gedankenverloren betrachte ich meine Eltern und meinen vermutlich jüngeren Bruder.

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🔵Until We Die [Zomdado FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt