15. Getrennt

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PoV: Zombey
Michael Rankl. An diesen Namen müsste ich mich erstmal gewöhnen. Den ganzen Abend hatten wir damit verbracht Bourbon zu trinken und über Vergangenes zu reden. Nach dem vierten Glas hatte ich aufgehört zu zählen und selbst Maurices wunderschöne Augen, die mir den ganzen Tag im Kopf herum gespukt hatten, waren aus meinem Gedächtnis verschwunden. Als wir spät abends durch die Hintertür Mikeys Geschäfts torkelten und nach einem etwa zehnminütigen Weg durch die Dunkelheit an einem Hotel ankamen, war ich meiner Selbst bereits kaum mehr bewusst. Der Portier schien Mikey zu kennen, denn er wies uns augenblicklich ein Zimmer zu. Ich wankte etwas schwerfällig die mit einem roten Teppich bedeckten Treppenstufen hinauf bis zu unserem Raum. Während Mikey schon nach wenigen Minuten Schlaf fand, erhob ich mich nach einigen Stunden, in denen ich wach gelegen hatte, wieder vonmeinem Bett. Mein Rausch hatte sich mittlerweile verflüchtigt und Kopfschmerzen plagten mich. Was mich wachgehalten hatte, war jedoch etwas ganz anderes. Mit einem Seufzen warf ich einen Blick in den körpergroßen Spiegel, der neben der dunkeln Holztür aufgestellt war. Was ich sah, traf mich direkt in mein Herz. Doch es war nicht der Sachverhalt, dass ich mich an den Anblick meines Gesichts noch gewöhnen müsste, nein. Es war die Tatsache, dass ich einen lilanen Anzug mit farblich passendem Zylinder trug. Nicht, dass das Outfit an sich so schockierend gewesen wäre, was mich so sehr verletzte war die Erinnerung daran, wie ich zu meiner neuen Kleidung gekommen war. Sie war nicht vorhanden. Vermutlich hatte Mikey mir ein Kostüm aus seinem Krämerladen gegeben, damit ich mich endlich dieses Krankenhaushemd hatte entledigen können. Doch zurück denken konnte ich nicht, in meinem Kopf war der Moment nicht existent. Rasch wischte ich die Träne, welche unbemerkt über meine Wange geflossen war, weg und trat hinaus auf den kleinen Balkon, der an unser Zimmer grenzte. Ich stüzte mich auf dem eisernen Geländer ab und sog die kühle Nachtluft tief in meine Lungen. Der Anblick der Unmengen an Sternen, die der schwarze Himmel mir darbot, beruhigte mich irgendwie. Ich weiß nicht wieviel Zeit verging, während ich einfach nur da stand und das Leben auf mich wirken ließ. Irgendwann fanden meine Müden Glieder ihren Weg zurück in die warmen Daunen meiner Bettdecke.

PoV: Maurice Dovayen
Die Nacht war nicht sonderlich erholsam. Den Großteil der Zeit verbrachte ich wohl damit, mir Gedanken über das Geschehene der letzten Tage zu machen. Es erfüllte mich mit einer unbeschreiblichen Angst, nicht zu wissen, wann und ob ich wieder nach Hause kommen würde. Außerdem war da noch diese Sehnsucht. Zombey und ich kannten uns noch nicht lange, doch seine Geschichte hatte mich gefesselt. Er brachte Spannung in mein sonst so monotones Leben, weckte mich auf aus meiner Stereotyp Rolle. Doch jetzt war die Aufregung zu einem gefährlichen Abenteuer mutiert, das Interesse zu Liebe und ich wünschte mich insgeheim zurück in mein langweiliges altes Leben. Mein Leben war kein Action-Film, wer konnte mir also sagen, ob das hier ein gutes Ende nehmen würde? Niemand konnte es. Wo wir auch schon bei der nächsten Sache wären, die mir Angst machte. Noch nie war ich entführt worden und die einzige Bedrohung in meinem Leben hatten bisher ein paar nervige Schläger aus der Schule dargestellt, welche mich wegen meinem schmalen Körper mit dummen Bemerkungen geärgert und einmal sogar verprügelt hatten. Trotzdem war das keinesfalls vergleichbar mit dem, was sich gerade in meinem Leben abspielte. In Gedanken versunken, fiel ich irgendwann in einen unruhigen Schlaf. Traumlos, angespannt und stets mit einem Ohr wachsam, ob ich sogleich aufspringen und mein Leben verteidigen müsste, verbrachte ich die Nacht in dem kleinen Hotelzimmer, welches ich mir mit meiner neuen flüchtigen Bekanntschaft teilte.

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🔵Until We Die [Zomdado FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt