Kapitel 4

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Arthur

Aria ist mir das Erste mal richtig aufgefallen, als sie in der neunten Klasse in Religion ein Reverat halten musste. Sie war ziemlich aufgeregt, und stotterte ein wenig.

Ich weiß noch, wie sie damals  ziemlich schüchtern war und ich mich erstmal gefragt habe, wer da jetzt eigentlich vorträgt.

Doch irgendwie fand ich sie auch süß und habe unbewusst angefangen, sie zu Beobachten.

Ich habe mitbekommen, wie sie sich mit Hanna, Lexi und Kate angefreundet hat. Und in dieser Zeit  manchmal ziemlich traurig durch die Schule lief.

Ich habe mitbekommen, wie sie sich mit Sarah, und später auch George angefreundet hat. Wie sie dann plötzlich glücklicher war und viel gelacht hat.

Und ich merkte, dass ich es besser fand, wenn sie lachte. Ich war froh, dass George und Sarah ihre Freunde waren, und besser mit ihr umgingen.

Dann wurden die Kurse in Religion gewechselt, und ich sah sie nur noch in den Pausen.

In der zehnten Klasse kam sie dann mit einem Jungen namens Mike zusammen, und ich sah, dass er falsch war.

Er behandelte sie einerseits wie eine Prinzessin, andererseits sah er hinter ihrem Rücken andern Mädchen hinterher. 

Und so kam es, dass es eine Zeit gab, in der sie mit ziemlich traurigem Blick und rot unterlaufenden Augen in die Schule kam.

Anfang der elften Klasse bemerkte ich sie im Mathekurs. Sie saß erst vor mir und dann irgendwann hinter mir.

Ich merkte, dass sie Mathe nicht so verstand oder sie einfach keine Lust hatte. Als sie vor mir saß, sah ich  immer wieder wie ihr Fuß wippte, wenn ihr langweilig war.

Eigentlich wusste ich, dass man sich nicht in eine Person verlieben konnte,  wenn man sie nur beobachtete. Aber irgendwie passierte es trotzdem, obwohl ich nicht ein Wort mit ihr geredet hatte.

Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein und dachte ich wäre verliebt, und fand sie vielleicht einfach nur süß.

Aber ich bildete es mir nicht ein. Das wusste ich, als sie das eine Mal zu spät zum Unterricht kam und ich mich gefreut hatte, wie ein kleiner Junge, dass sie doch nicht krank war. Ich wusste es auch, weil mein Blick im Unterricht meistens an ihr hängen blieb. Und ich sie stundenlang hätte beobachten können.

Ich wusste es einfach.

Dann kam der Tag am See und ich bekam die Chance mit ihr zu reden.

Als ich sie dort so sitzen sah, am Strand mit ihrem Glas in der Hand, und wie sie gerade ihre Haare hinters Ohr strich, hätte ich ihr am liebsten gesagt, wie gut sie grad aussieht.

Ich hätte alles gemacht, um sie lachen zusehen. Es ging mir nicht darum, dass sie ins Wasser ging, damit ich sie im Bikini sehen konnte - auf der einen Seite wollte ich das natürlich auch - aber eigentlich war ich ziemlich froh, als sie sitzen geblieben ist, und wir geredet haben.

Als wir redeten und ich sie genauer betrachten konnte, hätte ich diesen Moment am liebsten eingefroren.

Ich wollte wieder mit ihr reden und sehen wie sie mich mit ihren grünen Augen ansah.

Und dann sah ich sie in der Schule, und plötzlich hat sie mich ansehen.

Als sie mich dann auch noch nach der Mathestunde begrüßt und angelächelt hatte, wusste ich, dass der Tag am See alles verändert hatte.

• • •

Ich band mir meine Schuhe zu, nahm meine Sporttasche und ging aus der Tür.

Ryan und ich trafen uns heute beim Sport und eventuell, hatte er auch vor Tracey mitzunehmen.

Ich hoffte insgeheim, dass durch Zufall, Aria da sein würde, aber das war unwahrscheinlich.

Das beim See war schon mehr als Glück, und jetzt auch noch Sportstudio?

Ich fuhr mit dem Fahrrad durch die Straßen, und der Wind peitschte mir ins Gesicht.

Um ehrlich zu sein hätte ich Ryan am liebsten gesagt, dass ich kein Bock hatte und ich weiß auch gar nicht warum ich das nicht gemacht habe.

Ich nahm mir einfach vor mein Ding durchzuziehen und nebenbei sein Gelaber anzuhören.

Langsam näherte ich mich dem Sportstudio, und sah auch schon Ryans Wagen auf dem Parkplatz stehen.

Ich stellte mein Fahrrad ab und versicherte mich, dass es abgeschlossen war.

Danach ging ich rein und sah mich um.

Ich konnte Ryan durch eine Glasscheibe sehen, wie er irgendwas an den Geräten machte.

Doch er war nicht allein. Tracey stand einen Meter neben ihm und sah ihm zu.

Ich seufzte, und hatte jetzt schon keinen Bock mehr.

• • •

Diese paar Stunden beim Sport waren die reinste Folter.
Erstens: für meine Ohren, weil Ryan die ganze Zeit irgendwelche pervesen, scheinbar lustigen Kommentare abgab, worüber  Tracey auch noch dumm lachte.
Und zweitens: für meine Augen, weil Ryan jede Chance nutzte um Tracey irgendwie anzufassen und sie dabei so ekelhaft ansah.

Irgendwann ignorierte ich die beiden,  konznetrierte mich auf den Sport, und hing meinen eigenen Gedanken nach.

Ich dachte an Aria, was mich sofort zum Lächeln brachte.

So verbrachte ich dann meine Zeit im Sportstudio; an Aria denkend und mir ausmalend was wäre wenn..

Als es dann Zeit war zu gehen, verabschiedete ich mich von beiden, und Ryan schien wieder einzufallen, dass das ja eigentlich ein Jungstreffen gewesen war.

Aber es war mir egal. Ich fuhr gemütlich Nachhause, duschte dort und legte mich sofort ins Bett.

Nur geschlafen konnte ich noch lange nicht. Ich starrte an die Wand und überlegte, wie ich am Besten, wieder mit Aria ins Gespräch kam.

Wahrscheinlich sollte ich sie einfach ansprechen oder anbieten ihr Nachhilfe zugeben.

Hauptsache in ihrer Nähe sein und mit ihr Reden.

Als ich letztendlich dann doch einschlief, nahm ich mir vor sie morgen endlich einmal anzusprechen.

He Is DifferentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt