Kapitel 13 - Das Serum

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Azrael kehrte in dieser Nacht nicht mehr zurück. Und auch am Morgen, als dutzende von Eulen in die große Halle geflogen kamen, um den Bewohnern des Schlosses die Post zu bringen, konnte sie keinen Falken darunter ausmachen.

Der Zauberkunstunterricht verging überraschend schnell. Luciana lag mit den Zaubersprüchen weit hinter den anderen und hatte somit alle Hände voll zu tun, nicht nur die Aufgabe der heutigen Stunde zu üben, sondern erst einmal die einfachsten Grundlagen zu wiederholen. Wofür man allerdings einen Aufrufezauber benötigte, war ihr schleierhaft. Sicherlich mochte ein Accio bequemer sein, als immer und immer wieder aufstehen zu müssen, aber führte so eine Faulheit nicht kurz über lang zu einer Überschwemmung von Fettleibigen in der Zaubererwelt? Auf der anderen Seite hatte sie auch noch nie etwas von einem McMagicDonalds gehört, so schien sich das Ganze dann wohl auszugleichen.

Als die Klasse zum Verwandlungsunterricht lief, rieb sich Luciana ihren schmerzenden Arm. Zaubern mochte von außen betrachtet vielleicht nicht sonderlich anstrengend aussehen (vor allem, da es sich bei ihren Zauberstäben eher um Stäbchen handelte und nicht um so Mords-zwei-Meter-Stangen, wie zum Beispiel Gandalf einen hatte ... manchmal bedauerlich, wenn man doch bedachte, wie gut man mit diesen Dingern zuhauen konnte), aber nach einer Doppelstunde Dauerfuchteln konnte ein ernsthaft böser Muskelkater entstehen, ganz zu schweigen von den mentalen Anstrengungen, die nicht selten in bösen Kopfschmerzen enden konnten, wenn man es übertrieb.

Im Verwandlungsklassenraum angekommen stockte Luciana kurz, bevor sie weiterlief und beugte sich flüsternd zu dem nächstbesten Klassenkameraden, den sie entdeckte. Sie meinte den Jungen als Longbottom in Erinnerung zu haben.

„Ich dachte wir hätten jetzt Verwandlung?"

Luciana deutete mit einem Kopfnicken Richtung hintere Ecke des Raumes, wo ES, pardon, die Großinquisitorin von Hogwarts saß.

„Weißt du das etwa nicht?", fragte dieser überrascht im Flüsterton und setzte sich zu Luciana in eine der mittleren Reihen.

„Nein, was denn?"

Luciana packte ihre Bücher und ihren Zauberstab aus der Tasche.

„Professor Umbridge bewertet die Lehrer", Longbottom deutete unter dem Tisch mit einem Finger auf ES, die ein Klemmbrett in ihren Lila-Pink-Plüsch umrankten Pranken hielt (war Lila nicht ein Zeichen für sexuelle Frustration? Ja, das würde auf jeden Fall passen), „sie war doch gestern schon bei Wahrsagen."

„Da war ich nicht da", flüsterte Luciana weiter und schaute Longbottom auffordernd an. Sie wollte genau wissen, was ES hier im Unterricht anstellen würde.

„Ach so. Siehst du da, Professor Umbridge stellt den Lehrern Fragen zum Unterricht und so und dann schreibt sie irgendwas auf ihr Klemmbrett." Longbottom schaute das Brett auf dem Schoß von ES missmutig an. „Ich glaube über Trelawney steht da nichts Gutes", schloss er und widmete sich seinen Unterrichtsmaterialen.

Professor McGonagall marschierte an ihnen vorbei und stellte sich an ihren gewohnten Platz, direkt vor dem Lehrerpult. Sie zog es wohl vor, die zweite ‚Lehrkraft' in ihrem Klassenzimmer zu ignorieren, denn sie machte keine Anstalten, auf deren Anwesenheit zu reagieren und begann stattdessen direkt mit dem Unterricht. Aber die Ruhe währte nicht lange, da war auch schon ein ‚dezentes' Räuspern von der Lila-Pink-Sado-Plüsch-Kröte zu hören. Ein Gryffindorjunge (wieso konnten die nicht einfach Namensschilder tragen, verdammt?) verteilte gerade die Aufsätze der letzten Woche. Luciana schaute kurz begeistert auf ihr ‚O', denn ‚O' bedeutete ‚Ohnegleichen', eine Eins, wenn man so wollte, die beste Note ... (neeeein, sie hatte letzte Woche nicht den Aufrufezauber an Grangers Verwandlungsaufsatz im Gemeinschaftsraum geübt, und nein, sie wäre niemals auf die Idee gekommen, diesen etwas umzuändern, aber im Prinzip abzuschreiben ... nein, wo sie selbst doch so ein Verwandlungsass war ...).

Luciana Bradley und der Orden des PhönixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt