Kapitel 31 - Doch kein Disneymärchen

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Erst zwei Tage später, am Wochenende, verkündete der Tagesprophet in der Sonntagspropheten Ausgabe (herrlich, wie viele Parallelen dieses Verlagshaus doch zu diesem gewissen Gegenstück in der nicht-magischen-Welt hatte) die Rückkehr des Schwarzen Führers mit einem Exklusivinterview des Zaubereiministers Fudge.

Luciana saß mit aufgeschlagener Zeitung am Frühstückstisch, mit dem festen Vorsatz, den Artikel vor ihrer Nase äußerst konzentriert und voll fokussiert zu studieren. Wenn sie in Zukunft noch aktiver an den Ordenssitzungen teilnehmen und bei den Diskussionen mitmischen wollte, musste sie ihr Wissen um die Geschehnisse der Zauberwelt und vor allem deren Politik, massiv ausbauen und aufpolieren. Und nein, dabei hatte sie selbstverständlich nicht im Hinterkopf, einem ganz speziellen Mitglied/Doppelspion zu beweisen, dass sie beide sich nicht bloß in Ausnahmefällen auf Augenhöhe befanden und wenn sie es darauf anlegte, ihm auch intellektuell die Stirn bieten konnte. Das hätte auch gleich den erfreulichen Nebeneffekt, dass er nicht mehr in der Lage sein würde, ihre pure Existenz weg zu ignorieren.

Super, und schon wieder war sie raus.

Luciana knallte mit einem genervten Seufzer den Sonntagspropheten auf den Tisch, nahm einen kräftigen Schluck aus ihrer Tasse Kaffee und schaute hinauf zum Lehrertisch, an dem sie sich diese, vor nicht einmal fünf Minuten, abgeholt hatte. Da saß er, verwickelt in einem anscheinend derart wichtigen Gespräch mit dem Schulleiter (Dumbledore, der sofort nach den Ereignissen im Ministerium von höchster Stelle wieder auf seinen Posten gesetzt worden war), dass er sie gerade eben nicht eines einzigen Blickes gewürdigt hatte. Unter den gegebenen Umständen wäre sie beinahe so weit sagen zu können, die kleine Bettgeschichte von Donnerstagnacht sei nichts weiter als ihrer blühenden, übergeschnappten Phantasie entsprungen, pure Einbildung oder besonders lebhafte Tagträumerei - wäre da nicht die seltsame Post vom vorgestrigen Morgen gewesen.

Eine der gewöhnlichen Schleiereulen der Schule hatte ihr am Freitag in der Früh ein kleines Päckchen gebracht, eingewickelt in Papier – der Inhalt: ein Fläschchen Abiectum Purgamentum, einer der gängigsten Post-Begattungs-Tränke der Zauberwelt, der sehr zuverlässig war, wenn es darum ging, erst gar keinen Braten in der Röhre entstehen zu lassen.

Auch wenn kein Brief oder eine kurze Nachricht beigelegt worden war, konnte dieser selbstverständlich nur einen, sehr bestimmten, Absender haben. Luciana hatte den Trank samt einer kurzen Nachricht (‚Danke, aber ich nehme die Pille.') postwendend zurück an Snape gesandt.

Im Nachhinein konnte dies nur bedeuteten, dass auch er seine ach so kostbaren Gedanken an ihr gemeinsames Schäferstündchen verschwendet hatte, wenn auch nur im Punkto ‚Wie komme ich aus der Sache möglichst unbeschadet heraus und entgehe jeglicher Möglichkeit Konsequenzen tragen zu müssen, mich länger mit dem Weibsbild rumzuschlagen, oder, im schlimmsten Fall, mein Leben lang Unterhalt zu blechen und wegen Verführung von Schutzbefohlenen vom Schulgelände verbannt zu werden' ... auf der anderen Seite konnte sie sicher froh sein, noch im Besitz eines intakten Erinnerungsvermögens zu sein – immerhin hätte sie Snape, ohne mit der Wimper zu zucken, zugetraut, dass er sie auf dem Weg zum Myrteklo oder direkt im Nebengang des Gryffindor-Gemeinschaftsraums in die nächste dunkle Ecke gezerrt hätte, um sie dann auf irgendeine Art und Weise mundtot zu machen. Aber was noch nicht war, konnte ja noch kommen.

Oh Fuck!

Genau in diesem Moment schaute Snape zu ihr hinüber, ein kurzer Blick in ihre Augen, bevor er sich, mindestens genauso schnell wie sie selbst, wieder einem anderen Fixpunkt zuwandte. Super, der dachte wahrscheinlich eh, sie würde diesem ganzen Desaster mehr Bedeutung beimessen als das, was es gewesen war. Da machte sie es mit ständigen beim Snape-Starren erwischt werden auch nicht besser.

Luciana Bradley und der Orden des PhönixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt