Kapitel 23 - Legilimentik

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MASSENFLUCHT AUS ASKABAN

MINISTERIUM BEFÜRCHTET, BLACK KÖNNTE

„MAGNET" FÜR VORMALIGE TODESSER SEIN

Das Zaubereiministerium gab gestern am späten Abend bekannt, dass es zu einer Massenflucht aus Askaban gekommen ist.

Zaubereiminister Cornelius Fudge bestätigte, im Gespräch mit Reportern in seinem Privatbüro, dass zehn Hochsicherheitsgefangene gestern in den frühen Abendstunden ausgebrochen sind und er bereits den Premierminister der Muggel von der Gefährlichkeit dieser Personen unterrichtet habe.

„Wir befinden uns leider in der gleichen Lage wie vor zweieinhalb Jahren, als der Mörder Sirius Black gefl-

„Miss Bradley?" Die Tagesprophetenschlagzeile war plötzlich verschwunden. Stattdessen starrte Luciana nun in die zu Schlitzen verengten Augen von Professor Snape. Eigentlich hatte sie sich nur ihre allmorgendliche Tasse Kaffee am Lehrertisch abholen wollen, aber als sie die Kanne am äußersten Rand des Tisches ergriffen hatte (die nur dann nicht genau vor Snape stand, wenn dieser entweder überhaupt nicht gut auf sie zu sprechen war, oder aber, wenn er in Ruhe seine Zeitung lesen wollte – heute schien es eine Mischung aus beidem zu sein), war ihr Blick an der Titelseite in seinen Händen hängen geblieben. Und so lag sie nun, mit ihrem kompletten Oberkörper, auf dem Lehrertisch, ihren Kopf auf den Händen abgestützt und fischte mit Daumen und Zeigefinger nach dem Tagesblatt und versuchte es so wieder in ihr Blickfeld zu ziehen.

„Ich war noch nicht fertig mit Lesen!", kommentierte sie ihr Tun – jedoch hielt Snape die Zeitung so fest umklammert, dass sie keine Chance hatte, wieder an den Artikel zu kommen, ohne die komplette Seite zu zerreißen.

„Sie", setzte er mit bedrohlich leiser Stimme an, „werden jetzt sofort an Ihren Platz gehen." Selbstverständlich bekam seine Gesichtsfarbe dabei einen ungesunden Farbton.

„Aber Sie beschweren sich doch immer, ich sei nicht ausreichend informiert!", protestierte Luciana. „Und dann mach ich das mal und es ist dem Herrn schon wieder nicht genehm ..."

„V-e-r-s-c-h-w-i-n-d-e-n S-i-e!", zischte Snape und beugte sich dabei über den Tisch – Luciana wich ganz automatisch ein Stück zurück.

„Dann geben Sie mir doch wenigstens die Titelseite, da sind Sie doch eh mit fertig."

Seine Nasenflügel bebten und sie machte sich schon auf ein Donnerwetter gefasst – stattdessen sagte er nur schlicht und ergreifend: „Nein!"

Luciana hob eine Augenbraue, stellte sich wieder gerade hin und ließ ein verächtliches Pffh hören, dann: „Garantiert Einzelkind!"

Die Zeitung, hinter der Snape wieder verschwunden war, knallte mit einem Scheppern auf den Tisch.

„Sehen wir mal ...", meinte er und machte dabei ein extra nachdenkliches Gesicht, „das sind zehn Punkte Abzug", Luciana rollte mit den Augen, „und DAS ist eine Strafarbeit bei Mr Filch, morgen Abend, Punkt sechs Uhr. Und", sie war gerade dabei gewesen, auf dem Absatz kehrt zu machen, blieb stehen und wartete ungeduldig, „ich werde ihm natürlich ausrichten, dass Sie dieses Mal eine Arbeit verrichten, bei der keine allergieauslösenden Mittel eingesetzt werden müssen – zum Beispiel Froschgedärme ausspülen?" Snapes Lippen umspielten ein schadenfrohes Grinsen.

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Das Ärgerlichste an der ganzen Sache war, dass den ganzen Tag, selbst innerhalb der Unterrichtsstunden, über kaum ein anderes Thema als den Ausbruch der Todesser aus der vermeintlichen Hochsicherheitsfestung Askaban geredet wurde. Sie hätte den Artikel überhaupt nicht lesen brauchen, da er in den schillerndsten Farben und unterschiedlichsten Versionen dutzendfach von den anderen Schülern auf den Gängen, in der Bibliothek, im Gemeinschaftsraum oder in den Klassenräumen wiedergegeben wurde.

Luciana Bradley und der Orden des PhönixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt