ColeIch gab zu, ich war in der Schule nicht gerade der Beste. Aber zu meiner Verteidigung, dass brauchte ich auch gar nicht sein, denn ich würde später sowieso Profifootballer werden.
"Heute Abend schon was vor?", fragte Kendall mich verführerisch und leckte sich über die Lippen. Wir saßen im Politik und Wirtschaftsunterricht und hatten natürlich weitaus besseres zu tun als zuzuhören.
"Kommt darauf an, was du vorhast.", antwortete ich grinsend und fuhr durch mein perfekt sitzendes Haar.
Kendalls große, blaue Augen leuchteten kurz auf. Dann wickelte sie sich eine, ihrer langen, blonden Haarsträhnen um den Finger.
Kendall war eines von den Mädchen, dass mein Team als Betthäschen bezeichnete. Sie war ausgesprochen hübsch und man konnte mit ihr problemlos in die Kiste steigen, ohne befürchten zu müssen, dass sie sich daraus etwas ernstes erhoffen würde. Sie wollte sich, genauso wie viele andere Mädchen, bloß mit dem 'Ich hatte Sex mit einem der angesagtesten Typen'-Orden schmücken und das war okay. So hatte ich immer freie Auswahl und musste keine Beziehung führen, für die ich sowieso keine Zeit hätte.
"Also dann heute Abend bei dir?", wollte Kendall wissen.
Natürlich bei mir. Das machte die Sache für sie umso aufregender. Ich wollte gerade antworten, als die raue Stimme meines Lehrers mich erreichte.
"Mr O'Bryan, wie wäre es, wenn Sie die Energie, die Sie zum Flirten verwenden, lieber in meinen Unterricht investieren? Definieren sie mir bitte den Sozialstaat!"
Mist. Natürlich hatte ich keine Ahnung, was dieser irgendwas-Staat war. Ich bemerkte, wie mich jeder anstarrte, nur Kendall neben mir kicherte. Sie war wahrscheinlich die einzige in dem Raum, außer mir, die ebenfalls keine Ahnung hatte. Um lässig zu wirken, gab ich eine Antwort, die mich noch dümmer dastehen ließ.
"Ein Sozialstaat... ist ein Staat...in...in dem alle sozial sind?"
Der Lehrer schüttelte nur fassungslos den Kopf. Er hatte die Hoffnung sowieso schon lange aufgegeben, da war ich mir sicher.
"Gibt es hier irgendjemanden, der im Unterricht aufgepasst hat?...Ja bitte, Miss Sutter."
"Ein Staat wird als Sozialstaat bezeichnet, wenn er sich durch sein staatliches und politisches Handeln für die Herstellung sozialer Gerechtigkeit und Sicherheit einsetzt."
Moment mal- Die Stimme kam mir irgendwie bekannt vor. Das Mädchen, das gerade gesprochen hatte, saß zwei Reihen vor mir und ich konnte sie nicht einordnen, bis sie sich kurz umdrehte. Es war das Mädchen von gestern im Supermarkt. Als sie bemerkte, dass ich sie ansah, warf sie mir einen besserwisserischen Blick zu und drehte sich wieder um.
"Immer diese Streber.", murmelte Kendall neben mir, während sie sich rosa Lipgloss auftrug.
Es kann halt nicht jeder so talentiert sein wie ich um die Schule nicht brauchen zu müssen. Doch meine Denkweise änderte sich, als mein Coach mich etwas später Training zur Seite nahm.
"Hör zu Cole, du weißt genauso gut wie ich, dass dieses Team dich braucht und das du einer der besten Spieler hier bist. Aber dein PoWi Lehrer hat mich vorhin auf deine schulischen Leistungen angesprochen, die letztes Jahr schon nicht so gut waren. Wenn du dieses Jahr keine Verbesserungen aufzeigst, habe ich keine Wahl und muss dich bei manchen Spielen sperren lassen."
Na geil. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Wenn es tatsächlich so weit kommen würde, wäre mein Status weg. Außerdem war Football meine Leidenschaft und ich wusste nicht, was ich ohne diesen Sport machen sollte.
"Such dir Nachhilfe.", schlug Ethan, später in der Umkleide, vor.
"Meinst du wirklich?", fragte ich skeptisch.
"Ja, am besten eine, mit der du danach deinen Spaß haben kannst.", sagt er grinsend und ich schmiss ihm genervt ein Handtuch gegen den Kopf.
"Das ist nicht witzig, okay?"
"Nein, im Ernst. Meine Schwester war kurz davor sitzen zu bleiben und dank ihrer Nachhilfe hat sie einen ziemlich guten Abschluss geschafft. Frag doch irgendjemand schlauen aus deinem Kurs."
"Vielleicht ist das doch keine so schlechte Idee.", überlegte ich laut und dachte an das Supermarkt-Mädchen.
Also hielt ich direkt am nächsten Tag nach ihr Ausschau und fing sie vor Unterrichtsbeginn an ihrem Spind ab.
"Hey Baby.", begrüßte ich sie.
Genervt blickte sie zu mir hoch und mir fiel erst jetzt auf, wie klein sie eigentlich war. Anscheinend hatte sie beschlossen mich zu ignorieren, denn sie wollte einfach an mir vorbeilaufen. Ich stellte mich jedoch so vor sie, dass ich ihr den Weg versperrte.
"Lässt du mich bitte vorbei?", fragte sie höflich, doch ich merkte, dass sie mir am liebsten in die Eier getreten hätte.
"Erst muss ich mit dir reden.", forderte ich und grinste sie an.
Supermarkt-Mädchen überlegte kurz und sah dann auf ihre Uhr.
"Na gut, du hast vier Minuten bis die erste Stunde anfängt.", seufzte sie schließlich und verdrehte die Augen.
"Ich will das du mir Nachhilfe gibst.", erklärte ich.
"Du willst das ich dir Nachhilfe gebe?", fragte sie verstört, "Das ist jetzt aber kein Codewort für irgendetwas oder?"
Ich fing an zu lachen. "Nein, ich brauche wirklich Nachilfe in Politik und Wirtschaft. Keine Sorge, wenn ich mit jemandem schlafen will, sage ich das auch. Nimm es mir nicht übel, aber du bist nicht mein Typ."
Das stimmte zwar nicht ganz, aber ich hatte das Gefühl, das diese Aussage meine Chancen auf eine Zusage erhören würde.
"Ich werde dir keine Nachhilfe geben."
Wie bitte? Wusste dieses Mädchen eigentlich, mit wem sie sich gerade unterhielt?
"Du weißt schon, dass jedes andere Mädchen töten würde, um mir Nachhilfe zu geben oder? Ich bezahle dich auch dafür."
Obwohl meine Anwesenheit eigentlich schon genug Bezahlung war.
"Tja, ich bin aber nicht wie andere Mädchen. Außerdem weiß ich besseres mit meiner Zeit anzufangen.", sagte sie und schüttelte den Kopf, "Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss zum Unterricht."
Ich sah ihr nach. Sie hatte mich einfach stehen lassen. Sie hatte mich, Cole O'Bryan, Kapitän des Footballteams, einfach stehen lassen. Das Footballteam... ich brauchte diese Nachhilfe und ich würde sie schon noch überzeugen. Als ich so über sie nachdachte, fiel mir auf, dass ich ihren Namen immer noch nicht wusste.
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Wanting Grace
Teen Fiction"Gib mir drei Monate, danach wird sie mir zu Füßen liegen. Wenn nicht O'Bryan, dann überlasse ich dir das Spielfeld." "Drei? Wetten wir, dass Ich höchstens zwei Monate brauche um sie für mich zu gewinnen! Du kannst schonmal einpacken, Collins. Die W...