4

373 18 0
                                    

"Wieso bleiben wir stehen?" fragte Joe.
Ohne zu antworten stieg Starling aus dem Auto aus.
"Clarice?" "Ich fürchte, wir haben einen Platten..." Sie betrachtete den Reifen links hinten. "Vielleicht bist du irgendwo rüber gefahren." vermutete Joe. Aber Starling hatte ein ungutes Gefühl. Doch das wollte sie nicht zugeben. Sie kramte ihr Handy heraus und wählte eine Nummer.
"Ich bin's Clarice. Wir haben einen Platten."

Eine halbe Stunde später rollte das Auto von Officer Gilbert auf sie zu. "Ich werde mich darum kümmern." sagte Joe bereitwillig.
Auf dem Weg ins Büro erzählte Starling, was sie von Lake erfahren hatte. "Und, was denken sie?"
Sie dachte nach. "Anfangs kam er mir komisch vor, aber ich denke nicht, dass er etwas mit dem Tod zutun hat."

Am Abend als sie nach Hause kam fiel Starling auf, dass sie ihren Geldbeutel im Auto hat liegen lassen. Sven zögerte nicht lange. Die beiden fuhren den Weg, den sie heute Mittag schon einmal mit Joe gefahren war. Als sie jedoch an der Straße standen, an der sie stehen geblieben waren, stand kein Auto mehr. "Bist du sicher, dass es hier war?" fragte Sven. "Ja klar, genau an diesem Schild hier." sagte sie und deutete auf das Schild mit der 80 darauf. Also kramte sie erneut ihr Handy aus ihrer Jackentasche.
"Joe? Hast du das Auto abgeholt?"
Sie schaute Sven an. Dann rief sie Officer Gilbert an, aber auch er hatte das Auto nicht geholt.
"Und jetzt?" fragte Sven. Plötzlich klingelte ihr Handy.
"Starling."
"Ich habe ihren Reifen repariert." schallt es aus dem Telefon.
"Wer sind sie?"
"Ihr Auto steht in ihrer Einfahrt."
"Aber wer... Aufgelegt"
Sven schaute sie fragend an. "Das Auto steht in meiner Einfahrt." "Was?" Sven verstand gar nichts mehr. "Wer war das?"
"Keine Ahnung. Ein Mann. Er hat heute Mittag schon bei mir im Büro angerufen. Die Stimme kommt mir irgendwoher bekannt vor." erklärte Starling. "Komisch."
Sie beschlossen, nach Hause zu fahren und zu schauen, ob ihr Dienstauto wirklich in ihrer Einfahrt stand. Und das tat es tatsächlich.

Als sie am nächsten Morgen in ihr Büro kam, wurde sie schon von Officer Gilbert empfangen. Sie war mit Svens Auto gefahren.
"Haben sie ihr Auto gefunden, Starling?" Sie erzählte ihrem Chef, was ihr am Vorabend passiert war. Aber auch er konnte sich keinen Reim daraus bilden. Davon, dass sie die Stimme des Unbekannten irgendwoher kannte, erwähnte sie nichts. Sie dachte, dass sie sich eh nur täuschte. Das dachte sie.

Die darauffolgenden Tage kam Starling in ihrem Mordfall nicht weiter. Sie dachte die ganze Zeit nur nach, wer der unbekannte Anrufer war. Sie ging alle möglichen Bekannten von ihr durch. Aber wer sollte so etwas machen? War es ein Scherz? Dann war es aber ein sehr schlechter, fand sie.
"Lake hat ein Alibi. Und zwar ein wasserfestes." Joe riss sie aus ihren Gedanken. Zuerst wusste sie nicht, wovon ihr Praktikant redete. Dann wusste sie es: Es ging um die Frauenleiche aus dem Fluss. Sie hatte fast vergessen, dass sie einen Mord aufklären musste.
Sie nickte. "Das habe ich mir gedacht." Joe setzte sich neben sie. "Jetzt stehen wir wieder am Anfang."
Starling sagte nichts. Sie hätte gerne gesagt, dass sie von Anfang an wusste, dass Lake es nicht war. Doch sie tat es nicht. Und sie wusste nicht wieso. Sonst hatte sie doch auch so eine große Klappe.

In ihrer Mittagspause saß sie in ihrem Stammkaffee und trank ihren Latte Macchiato. Da klingelte ihr Handy.
"Starling."
"Schmeckt der Kaffee, Clarice?"
Es war die Stimme. Der geheimnisvolle Anrufer. Starling antwortete nicht.
"Wollen sie mich gar nicht fragen wie ich heiße?"
"Wie heißen sie?"
Der Mann lachte.
"Kenne ich sie?"
"Vielleicht. Auf der einen Seite kennen sie mich. Auf der anderen nicht."
"Kennen sie mich?"
"Ja."
"Woher?"
"Glauben sie mir nicht? Dann werde ich es ihnen beweisen, Clarice."
Starling wollte gerade etwas sagen, als der Anrufer schon wieder aufgelegt hatte.

Hannibal LecterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt