Am nächsten Tag fuhr Starling ins Büro. Dort traf sie auf Gilbert, der ihr offenbar etwas zu sagen hatte.
"Miss Starling, ich muss mit ihnen reden. Haben Sie eben kurz Zeit?"
Sie nickte verständnislos und folgt ihm in sein Büro.
"Ich habe mich gestern ja mit Saltman unterhalten." erzählte er. "Und die Geschichte ist genau die gleiche wie bei ihrem Praktikanten."
"Ja, das ist mir auch..." antwortete Starling, doch sie wurde von ihrem Chef unterbrochen.
"Bis auf eine einzige Sache."
Starling sah ihn an. "Die da wäre?"
Gilbert lehnte sich auf seinem Stuhl nach hinten und sah sie erwartungsvoll an.
"Er konnte den Entführer beschreiben."
Starling bemerkte, wie sie versteinerte. Sollte das heißen, Gilbert wusste, dass Lecter der Entführer war?
"U... und?" stotterte sie.
"Die Beschreibung ist zwar sehr vage, dennoch könnte sie auf jemanden zutreffen, den wir alle gut genug kennen."
Wieso redete er so? Wusste er etwa, dass Starling Kontakt mit ihm hatte?
"Und jetzt raten sie mal auf wen."
Sie zuckte mit den Schultern und hoffte, dass es glaubwürdig rüberkam.
"Auf unseren lieben Freund Dr. Lecter!"
Gilbert klang, als hätte er den größten Fisch aller Zeiten aus dem Wasser gefischt.
"Lecter?" fragte sie nach. "Sicher?"
Auch wenn sie wusste, dass er es war, wollte sie es nicht wahrhaben. Warum auch immer.Nach dem Gespräch mit Officer Gilbert versuchte sie, so gut wie möglich weiterzuarbeiten. Zum Glück hatte sie bald Mittagspause, in der sie, wie immer, in der Stadt etwas zu Essen holte. Da klingelte plötzlich ihr Handy.
"Starling?" meldete sie sich.
"Clarice, wie geht es ihnen?" Es war Lecter. Starling wunderte sich kaum, dass er sie anrief. Das tat er ja mittlerweile fast täglich.
"Dr. Lecter, wissen sie eigentlich, dass ich wegen ihnen meinen Job riskiere?" fauchte sie, während sie sich umschaute. Niemand durfte wissen, mit wem sie telefonierte.
"Es ist doch nicht Ihre Schuld, wenn ich so blöd bin und nicht gut genug darauf aufpasse, dass mich niemand erkennt!"
Woher wusste er das schon wieder?
"Hören Sie. Sie werden gesucht. Wenn jemand mitbekommt, dass ich mit ihnen Kontakt habe, dann fliege ich in einem so hohen Bogen dort hinaus, das können sie sich nicht..."
"Dann passen wir eben auf, Clarice."
Konnte er es nicht verstehen oder wollte er es nicht?
Sie seufzte.
"Vertrauen Sie mir." Somit legte er auf.
Scheiße, dachte Starling. Das konnte doch nicht sein! Sie musste es jemandem sagen.Zurück im Büro kam Gilbert schon wieder auf sie zu. Was war heute nur los?
"Starling, sie glauben es nicht!" rief er.
Sie zog ihre Augenbrauen hoch.
"Saltman hat gestanden, dass er die Frau umgebracht hat. Sie wissen schon, Megan Brown, die Flussleiche?"
"Jaja, ich verstehe schon." antwortete sie. "Aber wieso gesteht er das auf einmal?"
Gilbert schaute auf den Boden.
"Ihm wurde gedroht."
"Bitte was?" sagte Starling. Sie beschloss, selbst mit ihm zu reden. Irgendetwas stimmte daran nicht.Als sie in seine Zelle ging, saß er teilnahmslos an einem kleinen Tisch mit zwei Stühlen und sie setzte sich auf den freien.
"Was hat sie dazu gebracht, den Mord zu gestehen?" fragte sie ihn, nachdem er sie registriert hatte.
"Er hat mich angerufen." sagte er.
Starling sah ihn an. "Wer?"
"Er hat gesagt, dass er weiß, dass ich sie umgebracht habe. Er wusste auch ganz genau wie. Dann meinte er, ich soll mich selbst stellen, weil ich sonst Probleme bekommen würde."
Starling verstand nichts. Wer machte soetwas?
"Und das haben sie ihm geglaubt?"
"Er weiß alles. Über mich. Über meine Famile. Mir blieb nichts Anderes mehr übrig." Er klang so kühl, als er es erzählte. Als wäre alles total unbedeutend.
"Wer?" fragte sie noch einmal.
"Er."
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Hannibal Lecter
FanfictionClarice Starling ist nun offiziell FBI-Agentin. Bei ihrer Einweihnungsfeier bekommt sie die Nachricht, dass eine weibliche Leiche in einem Fluss bei Ohio gefunden wurde. Der Fall wird Starling übertragen. Im Laufe der Ermittlungen stößt sie auf den...