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Am nächsten Tag kam Joe ins Büro von Starling. Gestern hatte er frei gehabt und er erzählte ihr, was er alles gemacht hatte.
Ab und zu nickte sie aber in Wirklichkeit hörte sie ihm gar nicht wirklich zu. Sie hatte nur etwas mit Pizza verstanden.
Plötzlich kam Officer Gilbert aus seinem Büro.
"Gute Neuigkeiten!" sagte er. "Lecter wurde gesehen. Fahren sie beiden zu ihm?"
Er gab Joe einen Zettel mit der Adresse eines Hauses im Industriegebiet der Stadt. Er sprang auf und nickte. "Natürlich, Chef!" rief er.

Wehmütig stand Starling auf und fuhr mit Joe im Hinterhalt zu Lecter. Als sie klingelten, hoffte sie inständig, dass er nicht öffnen würde. Doch es brachte nichts.
"Clarice! Schön Sie zu sehen!" Freudig empfing er sie.
"Guten Tag, Dr. Lecter. Das ist mein Praktikant, Joe." sagte sie vorsichtig und zeigte nach hinten.
Lecter streckte seine Hand aus.
"Freut mich, kommt doch herein."
Starling deutete Joe, dass er hinter ihr bleiben sollte.
"Wissen sie, dass sie gesucht werden?" fragte sie ihn.
Er lachte. "Ja, das hat mir ein Vögelchen gezwitschert."
Starling merkte, dass Joe immer nervöser wurde. Sie begann, sich Sorgen zu machen.
"Okay, Dr. Lecter." Starling holte tief Luft. "Wir haben einen Tipp bekommen, dass sie hinter dem Verschwinden von Chris Saltman stecken. Stimmt das?"
"Woher haben Sie denn ihre verlässliche Quelle?" fragte er.
"Es war ein anonymer Hinweis." entgegnete sie ihm.
Lecter nickte. "Anonym also..." Er schaute die beiden misstrauisch an. Dann grinste er. "Möchten Sie etwas trinken?" fragte er daraufhin.
Joe schüttelte sofort den Kopf, doch Starling nickte. "Gerne." antwortete sie.
Lecter verschwand in die Küche und Starling flüsterte Joe zu, er sollte nach draußen gehen. Er sah sie besorgt an.
"Wenn ich in 15 Minuten nicht komme, rufst du Gilbert. Verstanden?"
Er nickte unsicher.
"Vertrau mir!"
"Okay." meinte er und verließ das Haus.
Kurz darauf kam Lecter zurück.
"Wo ist denn ihr Praktikant?" fragte er mit gespielter Besorgnis.
"Er ist schonmal am Auto, er muss telefonieren." log sie.
Sie nahm das Glas mit dem Wasser in die Hand und nuckelte daran.
"Nun, Starling." fing er an. "Wer ist denn nun unser anonymer Hinweisgeber?"
"Wie gesagt, er ist anonym. Ich weiß es nicht."
Lecter nickte übertrieben. Wusste er etwas?
"Hören Sie zu, Dr. Lecter..."
"Ich bin ganz ohr." unterbrach er sie.
Starling seufzte bevor sie ihren Satz fortsetzte.
"Ich weiß genauso gut wie Sie, wer hinter allem steckt. Bitte! Sie müssen alles gestehen!"
Er lachte. "Was hätte ich davon?"
Starling schluckte. "Naja, also..."
"Sie würden mich sofort wieder in die Psychiatrie stecken. Wollen Sie das?"
"Und wenn ich mit denen rede? Was wollen sie?"
Er überlegte scharf. "Einen Fernseher."
Sie nickte, doch er unterbrach sie erneut.
"...und ein Fenster. Ich liebe die frische Luft, wissen Sie?"
"Ich werde es versuchen." erklärte Starling.
"Und Freigang. Jeden Monat. Sonst würde ich sie vermissen."
Lecter lächelte und Starling nickte seufzend.
"Wenn ich es schaffe, dass sie eine Zelle mit Fernseher, Fenster und monatlichem Freigang bekommen, kommen sie dann mit zur Polizei?"
Lecter nickte.

Hannibal LecterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt