Clarice Starling schaute verblüfft auf den Hörer, aus dem die Stimme des Kannibalen kam.
"Woher wissen sie..."
"Ist das wichtig?" stieß er hervor.
Sie schüttelte den Kopf, obwohl sie wusste, dass er es nicht sehen konnte. Trotzdem kam ihr es so vor, als hätte er es mitbekommen. "Und jetzt denken Sie, dass ich das war?" Die Frage hörte sich vielmehr an, wie ein Fakt.
"Waren sie es denn?" fragte Starling vorsichtig.
"Nun, ich sag nur so viel: Wie viele Menschen kennen sie noch, die soetwas machen?"
Auch wenn sie es schon vermutet hatte, lief ihr ein kurzer, eiskalter Schauer über den Rücken.
"Ach, wie läuft es eigentlich bei den Ermittlungen wegen dieser Frau? Diese... wie hieß sie noch gleich?"
"Megan Brown." Sie merkte gar nicht, wie sie diesen Namen sagte. "Wieso?"
"Haben Sie den Täter schon?"
"Nein" sie säufzte. "Saltman konnte ja nichts mehr sagen, bevor er verschwunden war." Sie klang fast vorwurfsvoll. "Wofür haben sie mich denn?" Lecter lachte.
Starling schwieg. Sie konnte sich schon denken, was jetzt kommen würde.
"Na, wie sieht's aus?"
"Was wollen Sie dafür?"
"Wieso sollte ich etwas dafür wollen? Sie können sich bei Zeiten revanchieren."
Dieses Lachen schien Lecter lange Zeit geübt zu haben. Es klang so eindringlich, wie Starling fand, und er zog sie in seinen Bann.
"Okay." schnaubte sie. "Was wissen Sie?"
"Kommen die doch in den Park. Die ganze Sache persönlich zu besprechen ist doch immer noch viel schöner als am Telefon, nicht wahr? Ich warte dort eben auf sie."
Dann legte er auf.
Einerseits gruselte sie sie nach wie vor etwas vor ihm. Schließlich ist er ein verurteilter Kannibale, der aus der Psychiatrie geflohen war. Auf der anderen Seite fasziniert er sie auf eine Art und Weise, die sie nicht beschreiben kann.Mit einem mulmigen Gefühl fuhr Starling in den Park. Lecter hatte gar nicht gesagt, wo genau sie sich treffen würden. Aber sie würde ihn schon finden. Sie würde ihn unter Tausenden erkennen, da war sie sich sicher.
Zögernd lief sie durch die Wege des Parks, doch Lecter war nirgends zu sehen. Wo war er?
Plötzlich hörte sie ihren Namen hinter sich rufen. Sie fuhr herum und bemerkte, dass Lecter direkt hinter ihr stand.
"Schön Sie zu sehen, Clarice!" sagte er freudig.
Starling lächelte etwas. "Hallo Dr. Lecter. Ich hab leider nicht viel Zeit."
In Wirklichkeit wollte sie nur so schnell wie es ging wieder fort von hier. Sie hatte kein gutes Gefühl. Vielleicht lag es auch daran, dass sie diesmal keine Hilfe-SMS geschrieben hatte. "Also, was gibt's?"
"Wie läuft's im Fall Megan Brown?" fragte er.
Er hatte dasselbe doch vorhin am Telefon schon gesagt. Ihn schien es aber nicht zu stören, also spielte Starling mit.
"Saltman hätte uns das ja vielleicht sagen können. Wenn er nicht verschwunden wäre."
Lecter zuckte mit den Schultern. "Hätte er ihnen helfen können?"
Man sah Starling ihre Verunsicherung deutlich an. "Vielleicht." sagte sie nur.
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Hannibal Lecter
FanfictionClarice Starling ist nun offiziell FBI-Agentin. Bei ihrer Einweihnungsfeier bekommt sie die Nachricht, dass eine weibliche Leiche in einem Fluss bei Ohio gefunden wurde. Der Fall wird Starling übertragen. Im Laufe der Ermittlungen stößt sie auf den...