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Starling hatte ein ungutes Gefühl. Nicht, weil sie wieder mit Lecter konfrontiert wurde, sondern weil ihr Chef ihm auf die Schliche kam. Sie konnte sich selbst kaum verstehen, alleine schon weil sie wusste, dass sie sich, mit dem, was sie tat, in größte Gefahr begab. Andererseits wusste sie einfach, dass Lecter ihr nie etwas antun würde. Jedoch hatte sie keine Ahnung, warum sie es wusste.
Gilbert hatte ihr aufgetragen, herauszufinden, wo Lecter sich nun aufhielt. Jetzt stand Starling zwischen zwei Stühlen. Sollte sie sich bei ihm melden? Oder lieber ihrem Chef alles sagen? Sie beschloss, ihn anzurufen.
In ihrer Mittagspause wählte sie die Nummer des Kannibalen. Wie immer nahm er sofort ab.
"Clarice! Schön, dass sie sich melden. Wie geht es ihnen denn?" Er redete einfach los. Wie immer.
"Hallo, Dr. Lecter. Ähm..." stotterte sie.
"Was ist denn? Haben sie etwa ein Anliegen?" Starling wusste nicht, wieso er immer richtig lag.
"Können wir uns treffen? Ich muss etwas mit ihnen besprechen." sagte sie sicher, wobei man ihren unsicheren Unterton deutlich hören konnte.
Lecter lachte. "Aber natürlich, Clarice."
Wieso sagte er immer ihren Vornamen?
"Um 18 Uhr." Er legte auf.

Es fiel Starling schwer, sich den restlichen Tag nichts anmerken zu lassen. Gilbert hatte sie erzählt, sie hätte noch nichts herausgefunden, sie würde jedoch mit Hochdruck daran arbeiten, Lecter ausfindig zu machen.
Gegen 17:30 Uhr machte sie Feierabend und setzte sich in Ihr Auto. Konnte sie sich jetzt wirklich mit ihm treffen? Jedes Mal auf's Neue musste sie sich erst einmal bewusst werden, was sie da überhaupt tat.

Hannibal LecterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt