Prolog

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Verlust ist etwas Trauriges. Etwas, was einen entweder zum Halten oder zur Flucht bringt. Es heißt, man soll die damit verbundenen Gefühle nicht zurückhalten, doch eigentlich ist das nur Show. Egal wie oft man hört "Es tut mir leid" oder "Es ist okay", man glaubt es irgendwie nie, weil diese Worte von Menschen kommen, die einen entweder gar nicht oder zu gut kennen.

Jeder geht mit Verlust anders um. Einige weinen, andere sind am Boden zerstört, wieder andere verdrängen es. Und dann gibt es noch diejenigen, die mit aller Macht versuchen, sich gar nichts oder nur kaum etwas anmerken zu lassen. Die versuchen für die anderen stark zu sein, tapfer zu sein. Ob es nun die Eltern für ihre Kinder tun, Freunde oder andere Verwandte, ist dabei ganz egal. Denn oft entsteht daraus Einsamkeit, Hass und Verschlossenheit. Man kann diesen Menschen dann nicht sagen "Mach das nicht. Verschließe dich nicht vor uns", denn es ist dessen Art mit all dem umzugehen. Das einzige, was man denjenigen sagen kann, ist, dass man für sie da sein würde oder aber, dass es immer jemanden geben wird, bei dem man nicht stark sein müsste.

Ehrliches Beileid und Mitgefühl sind oft wichtiger als Lügen oder Anstand. Wenn jemand das Gefühl hat, seine Trauer würde nicht ernst genommen werden, dann verschließt er sich, vergräbt diese Gefühle, unterdrückt die Tränen. Man wird nicht einfach so zu einem gefühlskalten Menschen. Oft haben genau diese Leute dieses Gefühlskälte in den Worten oder Taten anderer gesehen und wollen sich lediglich davor schützen.

"Komme nicht auf Scherben zum Stehen" heißt es in einem Lied. Doch ein kurzes Verharren auf diesen Scherben kann das Gewissen beruhigen, die Seele besänftigen, das Herz heilen. Selbst wenn man auf ihnen zum Stehen kommt, nicht mehr weitergeht, nicht mehr weiter will, wird irgendwann jemand kommen, der dich an die Hand nimmt und den Weg zusammen mit dir weitergeht. Es ist nicht gewiss, wie lange dieser Jemand bleibt, doch sollte er gehen, sind die Scherben weit hinter dir und du wirst wieder die Kraft haben, alleine deinen Weg zu beschreiten.

Ich nehme euch, wenn ihr wollt, mit auf eine Reise, die bis in die tiefste Verzweiflung vordringt. Zu einem Mädchen, das als Kind alles verloren hat und dennoch als Erwachsene alles gewinnen könnte. Eine junge Frau, welche immer das Verdrängen suchte. Welche auf den Scherben stehen blieb und den Boden mit ihrem ganzen Wesen, ihrem Blut und ihrer Seele wässerte. Eine Frau, die nicht bereit war auf diesen bestimmten Jemand zu warten, sondern sich einen einfacheren, schmerzloseren Ausweg geschaffen hat, ohne zu bemerken, wie sie dadurch Stück für Stück in den Scherben versank. Die erkennen musste, dass der Schmerz, je länger man ihn verdrängt, immer stärker, unerbittlicher über einen hereinbrechen wird. 

Seid an Angels Seite, wenn sie sich selbst aufgibt. Seid bei ihr, wenn sie sich erhebt. Begleitet sie in die Vergangenheit. Hofft für sie auf eine bessere Zukunft. Und lasst euch überraschen, wie ihre Geschichte begann und enden wird.    

Zwischen Himmel und Hölle (slow updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt