Feierabend. Um 17 Uhr. So früh hatte mein Boss Clay mich noch nie gehen lassen. Vielleicht hatte Lin ihm erzählt, ich hätte ein Date, da sie sich nicht hatte davon abringen lassen, diesen dunkel gekleideten Typen als einen meiner Verehrer zu betrachten. Vielleicht hatte er aber auch nur keine Lust darauf, dass ich, wie die letzten Samstage auch, dazu übergehen würde jeden zusammenzuscheißen, der mich auch nur in einer Flirtstimme ansprach. Das letzte Mal hatte Luzifer, der mich eigentlich abholen wollte, da ich über zwei Stunden zu spät dran war, mich zurückhalten müssen, sonst hätte ich diesen College-Boy quer durch den Raum geschleudert und das hätte der Inneneinrichtung, die sowieso schon wegen dieser Auseinandersetzung lädiert war, gar nicht gut getan. Drei Monatsgehälter musste ich abdrücken, um alles zu bezahlen, was zu Bruch gegangen war.
Ich saß also in meinem Bus und wartete auf die richtige Station, dabei behielt ich den Typ ganz vorne genau im Auge. Es war nämlich so, dass ich kaum das Lokal verlassen hatte, als dieser dunkle Typ alias Stalker auftauchte und mich seitdem verfolgte. Und das auch noch sehr auffällig. Als würde er wollen, dass ich ihn bemerke. Ich wartete bis zur letzten Sekunde bis ich auf den Stopp-Knopf drückte, damit der Bus auch an der richtigen Haltestelle anhielt, um wirklich jegliche Zweifel daran aus dem Weg zu räumen, dass er vielleicht doch nur ein ganz normaler Typ war und mich nicht verfolgte, sondern nur rein zufällig denselben Weg wie ich hatte. Doch er folgte mir nach draußen, lief immer ein paar Meter hinter mir, blieb hin und wieder mal kurz stehen. Wenn ich nicht wüsste, dass ich rein gar nichts getan hatte um die Aufmerksamkeit der Bullen mal wieder auf mich zu ziehen, würde ich sagen, dass er mich beschattete. So aber ließ ich mir kaum etwas anmerken und lief einfach weiter in Richtung meines Hauses, welches dunkel und verlassen hinter der nächsten Ecke auftauchte. Ohne mir etwas anmerken zu lassen, lief ich weiter, bis ich das Grundstück erreichte. Meinen Schlüssel fest in der rechten Hand, ging ich den gepflasterten Weg bis zu Haustür entlang, als ich hörte, wie die permanenten Schritte hinter mir schneller wurden. Ich wollte jede Auseinandersetzung vermeiden, beeilte mich deshalb damit die Tür aufzuschließen. Vergebens. Gerade als ich in den Flur eintreten wollte, wurde ich durch einen Stoß an meinem Rücken hinein gestoßen. Stolpernd lief ich ein paar Schritte, bevor ich mich umdrehen konnte. >Was denkst du Arsch eigentlich, was du da tust?!<, fauchte ich, noch ehe ich ihn überhaupt näher ansehen konnte. Ein heiseres Lachen ertönte. Ein Schatten stellte sich in die Eingangstür, verdeckte damit den schwachen Lichtschein der Straßenlaterne, sodass ich kein Gesicht ausmachen konnte. Ich öffnete meinen Mund um die nächste Beleidigung loszuwerden, als der Schatten rasend schnell den kleinen Abstand zwischen uns überwand und mich zwei äußerst kräftige Arme gegen die nächstgelegen Wand pressten.
>Ich Arsch denke, dass freche Mädchen mit einem losen Mundwerk darauf gefasst sein müssten, Besuch zu bekommen, wenn sie sich in der Gesellschaft eines Dämons befinden<, meinte eine spöttische Stimme, die ich noch nie in meinem Leben gehört hatte. Mir war klar, dass dieser Typ einer von den Feinden war, von denen Luzifer es liebte, mir zu erzählen. Er hatte mich davor gewarnt. Hatte mir mehr als einmal zu verstehen gegeben, dass ich verletzlich war, solange ich nicht mit ihm in die Unterwelt ginge. In die Hölle. Aber ich hatte jedes Mal geantwortet, ich könne auf mich selbst auch gut alleine aufpassen. Das hatte ich jahrelang gemacht. Also tat ich das erste, was mir in den Kopf schoss. Ich zog mein Bein so schnell in die Waagerechte, dass der Mann vor mir gar keine Zeit zum reagieren hatte, bevor ich seine Kronjuwelen traf. Stöhnend ließ er von mir ab. >Was zum-< Schneller als er gucken konnte, hatte ich mit meiner Faust ausgeholt und ihm eine verpasst, sodass er zurück torkelte. Ein weiterer Tritt sollte ihn aus dem Haus befördern, doch er hielt mein Bein fest, bevor es ihn berühren konnte.
>Lass los, du Wichser!< Er dachte gar nicht daran. Während er mein Bein fest hielt, zog er mir das andere unter dem Körper weg, sodass ich äußerst unsanft auf den Boden klatschte. Ich wollte mich wieder aufrappeln, doch er war schneller als ich. Er schmiss mich auf den Bauch und setzte sich anschließend auf mich drauf, während er mich komplett bewegungsunfähig machte. Meine Beine waren zwischen seinen eingeklemmt und meine Hände hielt er mit seinen eigenen fest auf den Boden über meinen Kopf gedrückt. Sein Gewicht lastete so schwer auf mir, dass ich kaum Luft bekam.
>Das war aber nicht grad das Verhalten einer feinen Lady<, meinte er leicht außer Atem. Er verlagerte sein Gewicht etwas, sodass wieder frischer Sauerstoff in meine Lungen gelang und er nun meine beiden Hände mit einer fixierte, um die andere dazu zu benutzen meinen Kopf nach unten zu drücken.
>Leck mich<, erwiderte ich. Wieder dieses heisere Lachen.
>Ein andern Mal vielleicht< Der Druck seiner Hand auf meinen Kopf verschwand kurz, doch bevor ich mich fragen konnte, was das nun zu bedeuten hatte, spürte ich einen plötzlichen, starken Schmerz, als er, vermutlich mit der Seite seiner Hand, an meinen Hals schlug. >Träum' von mir, ja?< Vor meinen Augen wurde alles schwarz.
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Zwischen Himmel und Hölle (slow updates)
ParanormálníEngel. Wenn man dieses Wort hört, denkt man sofort an gewaltige Flügel, die Männer und Frauen, die Heerschar Gottes, durch die Lüfte tragen oder an eine schützende Hand, die über einen gehalten wird... Angel hingegen, der dieser Name mit auf den We...