Ich hatte mich mit Sicherheit nicht verhört. Das war so sicher wie, dass ich braune Haare besaß. >Ich kenne weder dich noch deinen Bruder, also warum sollte ich auch nur daran denken ihm zu helfen?<, fragte ich Mia, die anscheinend mit allem gerechnet hatte, außer damit. Sie öffnete und schloss ihren Mund mehrmals wie ein Fisch auf dem Trockenen, ohne dass auch nur ein Laut ihrer Kehle entkommen war. Nach ungefähr zwei Minuten hatte ich genug. Ich drehte mich um und ging. Gerade als ich die richtige Straße erreichte, hörte ich schnelle Schritte hinter mir. Lässt die denn nie locker? Genervt drehte ich mich zu ihr um, bevor sie auch nur ein Ton sagen konnte. Doch dann schnitt sie mir einfach das Wort ab, als wüsste sie, dass ich allmählich die Geduld verlor.
>Du bist es ihm schuldig. Er hat dir das Leben gerettet<
>Schön für ihn. Dann kann ich ja jetzt gehen<, meinte ich und drehte mich weg, doch sie war im Nu vor mir und versperrte mir den Weg.
>Was soll das denn heißen? Er hat dein Leben gerettet und jetzt braucht er deine Hilfe! Also beweg' deinen Arsch!<, schrie sie mich an. Meine einzige Reaktion waren hochgezogene Augenbrauen. Als sie das sah, schnaubte sie wütend und wollte mich wieder am Arm packen. Großer Fehler, kleine Mia. Ein sehr großer Fehler. Schneller als sie gucken konnte, hatte ich ihren Arm gepackt und auf ihrem Rücken gedreht. Sie schrie auf, während sie leicht in die Knie ging.
>Jetzt hörst du mir mal zu, kleine Mia<, flüsterte ich ihr bedrohlich leise ins Ohr. Ich konnte sehen, wie sie ihren Atem anhielt. Sie hatte Angst. Gut so. >Mir ist es scheiß egal, ob dein ach-so-toller Bruder denkt, mir das Leben gerettet zu haben. Ich bin niemanden etwas schuldig, denn ich habe nie um etwas gebeten. Ich kenne deinen Bruder nicht und er geht mir am Arsch vorbei. Genauso wie du. Also lass mich gefälligst in Ruhe< Sie fing an zu zittern, als ich meinen Griff verstärkte um das Gesagte zu unterstreichen. Dann ließ ich sie so plötzlich los, dass sie ein paar Schritte nach vorne taumelte. Ohne sie noch eines Blickes zu würdigen, machte ich mich auf den Heimweg.
Natürlich ließ sie nicht locker. Wäre ja auch zu schön gewesen. >Sag mal, tickst du noch ganz sauber?<, fragte sie mich wütend schnaubend, während sie versuchte mir auf ihren Stöckelschuhen hinterher zu laufen. Ich frag mich, wie sie auf solchen Dingern überhaupt laufen kann. >Mein Bruder wird sterben, exekutiert, weil er eine Regel gebrochen hat, deinetwegen<, redete sie weiter auf mich ein.
>Und deshalb denkst du jetzt, dass ich ihn retten muss, um diese Schuld zu begleichen<, schlussfolgerte ich, ohne auch nur daran zu denken, stehen zu bleiben oder zu ihr zu sehen.
>Natürlich!<
>Dann hast du auf die falsche gehofft. Es gibt nur zwei Momente, wo mir gerade so noch das Leben gerettet wurde. In beiden Fällen habe ich nicht darum gebeten. Folglich bin ich auch niemandem etwas schuldig, klar so weit?< Eine Hand an meinem Arm riss mich herum, sodass ich in Mias zornrotes Gesicht blickte. Tränen hatten sich in ihren Augenwinkeln gebildet, ob vor Wut, Enttäuschung oder Sorge konnte ich nicht sagen. Es kümmerte mich auch nicht.
>Er hat dir dieses Leben ermöglicht<, meinte Mia mit unterdrückter Wut. Grob wischte sie sich eine Träne weg, die sich aus ihrem Auge gelöst hatte. >Du wärst bei deiner Geburt gestorben ohne ihn. Hätte er nicht das verzweifelnde Flehen deines Vaters gehört, hättest du nicht einen einzigen Atemzug getan. Mein Bruder hat deinen Vater erhört, hat dich gerettet und dabei eine der wichtigsten Regeln gebrochen. Wenn du nicht für ihn aussagst, werden sie ihn früher oder später hinrichten<
>Ich habe nicht darum gebeten, auf diese verseuchte Erde zu kommen. Ich werde nicht für Schulden meines Vaters aufkommen. Vielleicht hast du ja bei seinen Überresten mehr Glück. Ich werde niemandem helfen. Mir hat auch niemand geholfen< Sie schüttelte fassungslos den Kopf.
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Zwischen Himmel und Hölle (slow updates)
ParanormalEngel. Wenn man dieses Wort hört, denkt man sofort an gewaltige Flügel, die Männer und Frauen, die Heerschar Gottes, durch die Lüfte tragen oder an eine schützende Hand, die über einen gehalten wird... Angel hingegen, der dieser Name mit auf den We...