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>Was genau tust du hier?<, fragte ich ihn, ohne auch nur auf die Idee zu kommen, mir mein Shirt über zu ziehen oder ihm seine Frage zu beantworten. 

>Dafür sorgen, dass dieser perverse Mistkerl dich nicht vergewaltigt?< Seine Antwort klang selbst nach einer Frage, ganz so als wollte er sicher gehen, dass ich auch den Ernst der Lage verstanden hatte. 

>Vergewaltigen? Michael? Mich?< Ich konnte nicht anders, als spöttisch eine Augenbraue zu heben. Oder besser gesagt: es müsste spöttisch ausgesehen haben. Sicher war ich mir dabei nicht, ob er wirklich dachte, ich würde ihn und seine Absicht nicht ernst nehmen. Vielleicht sah es auch so aus, als sei ich genervt. Oder als hätte ich ihn nicht verstanden. Es war wirklich verblüffend wie viele Möglichkeiten man hatte, ein einfaches Augenbraue-hochziehen zu interpretieren. Er schätze es offenbar aber richtig ein, und brummte nur zustimmend, bevor er sich neben Michael kniete, um zu überprüfen, dass alles okay mit ihm war. Was ich ehrlich gesagt nie verstehen würde. Warum sollte man sich auch dem Wohlbefinden seines eigenen Opfers  versichern? Das war doch paradox. >Michael kann keiner Fliege was zu Leide tun. Er hält sich nur für den Größten, in jeder Hinsicht. Dabei ist er nur ein erbärmliches Würstchen, das bei seinem Onkel im Café arbeitet und da die Kellnerinnen belästigt. Ich wäre mit ihm klar gekommen, mit Hilfe eines gezielten Tritts in die Kronjuwelen< Ich sah nach unten zu Michael, von wo mein Stalker mich nur kopfschüttelnd, aber grinsend ansah.

>Stimmt, das habe ich ja schon selbst zu spüren bekommen<, meinte er und erhob sich dabei wieder. 

>Was mich wieder zu meiner Frage führt: Was tust du hier?<

>Ich hatte gehofft, nochmal mit dir reden zu können< Lässig lehnte er sich mit den Händen in seinen Jackentaschen gegen den hölzernen Tisch, der mittig im Raum stand. 

>Kannst du nicht jemand anderen zu Tode nerven?<, wollte ich wissen, während ich mich wieder zu meinem Spint drehte, um mich endlich zu Ende umzuziehen. Dass dieser Typ mir dabei zu sah, war mir herzlichst egal. 

>Nein, nicht wirklich. Ich bin nämlich zu der Ansicht gekommen, dass es ziemlich amüsant ist, dich zu verfolgen< War ihm bewusst, wie falsch das klingen konnte? 

>Ach so. Schon mal auf Idee kommen, dass ich das vielleicht nicht amüsant finden könnte?< Mit Schwung knallte ich die Tür des Spints zu, nachdem ich mich fertig umgezogen hatte, sodass ich mich wieder zu ihm herum drehen konnte. Wieder einmal hatte er ein leichtes Grinsen im Gesicht. 

>Das ist ja gerade das Witzige daran<, erwiderte er schulterzuckend. 

>Du bist nicht normal. Das ist dir bewusst, oder?<

>Du ja auch nicht, also passt das doch< Darauf erwiderte ich nichts mehr, stattdessen sah ich ihn nur kurz an, bevor ich mich einfach umdrehte, um die Tür zu öffnen. >Bist du jetzt beleidigt?< 

>Nein< Anstatt mich jetzt einfach in Ruhe zu lassen, ging er mir hinterher, sodass ich ihm die Tür hätte aufhalten müssen, wenn er nicht dagegen knallen sollte. 

Tat ich aber nicht.

>Du bist nicht besonders freundlich, Angel<, meinte er, als er mich wieder eingeholt hatte. Er hatte leicht zurückspringen müssen, um der Tür zu entgehen, sodass ich einen kleinen Vorsprung hatte. 

>Warum sollte ich? Ich kenne dich doch nicht mal< Mittlerweile waren wir bereits aus dem Café raus und liefen somit auf dem Bürgersteig inmitten von weiteren Menschen, die allesamt aneinander vorbei hasteten, ohne überhaupt jemanden in ihrer Umgebung wahrzunehmen. Niemand hatte mehr einen Blick für seine Mitmenschen. Die ganze Welt war so. Was damals ein Grund mehr gewesen war, aus dieser verschwinden zu wollen.  

Eine Hand an meinem Arm verhinderte, dass ich einfach weiter zur Bushaltestelle ging. Langsam drehte ich mich um, wodurch er meinen Arm ebenfalls langsam los ließ und mich wieder mit seinem fiesen Grinsen ansah. >Verzeih. Wo hab ich nur meine Manieren?< Er verbeugte sich theatralisch und meinte dann mit leicht verstellter Stimme: >Mein Name ist Alan. Alan Satanas Aingeal<    

>Langer Name<

>Findest du? Ich finde ihn eigentlich noch recht human. Bis auf meinen Nachnamen. Da kriegt man 'nen Knoten in die Zunge, wenn man ihn richtig aussprechen will< 

>Interessant< 

>Echt?< Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, nur um sein teils verblüfftes und teils selbstzufriedenes Gesicht zu sehen. 

>Nein<, antwortete ich ihm und sah wieder nach vorn. Ich konnte bereits die Bushaltestelle etwa hundert Meter entfernt sehen. Niemand war dort.

>Du bist ganz schön fies< Unbeeindruckt warf ich Alan einen kurzen Blick zu.

>Findest du?<, wiederholte ich seine Worte und blieb neben dem Fahrplan stehen. Ein kurzer Blick zur Kirchenuhr bestätigte mir, dass mein Bus in wenigen Minuten kommen dürfte. >Ich hab dich nicht, um deine Anwesenheit gebeten, also kannst du ja gehen, wenn ich so fies zu dir bin< Ich machte mir nicht die Mühe, ihn anzusehen. Oder auf eine Antwort zu warten. Stattdessen setzte ich mich ins Bushäuschen, dessen Wände von Innen voll mit Graffiti waren. Abends vertickten auch gerne mal Dealer ihren Stoff hier. Früher gehörte ich zu den Sprayern und zu den Kunden. Nur dass ich nie genau wusste, was ich da gerade eigentlich an den Wänden verewigte, was bei den Künstlern dieser Werke bestimmt anders gewesen war, wenn man sich die Sorgfalt und die Detaildichte ansah. Ich hatte einfach immer drauf los gesprüht. Ohne Sinn und Verstand. Wobei ich mir Letzteres sowieso meistens schon weggesprengt hatte.

>Du magst andere Leute nicht besonders, oder?< Stumm hob ich meinen Blick, um ihm ins Gesicht zu sehen. Ist er da jetzt erst drauf gekommen? War das nicht offensichtlich, dass mir andere am Arsch vorbeigehen?

>Was geht's dich an? Du willst doch nur irgendeinen Namen von mir, mein Gedächtnis löschen und Schwupps bist du wieder weg<  Mit einem Grinsen auf den Lippen kam er mir näher, beugte sich unmittelbar vor mir zu mir nach unten und flüsterte dann mit rauer Stimme in mein rechtes Ohr:

>Weißt du, Angel, es ist wirklich witzig, dich zu verfolgen. Ich denke, ich werde mir dieses Mal Zeit lassen, meinen Job zu erledigen. Ich finde dich ziemlich interessant, Angel.

Ich bin ja der Meinung, dass viele Menschen Erinnerungen und Erfahrungen irgendwo vergraben, um sie entweder zu vergessen oder zu beschützen. Klingt komisch, nicht wahr?< Er richtete sich wieder auf, sodass er nun auf mich heruntersehen konnte. >Ich bin gespannt darauf, was ich wohl bei dir ausbuddeln werde< Dann ging er. Und ließ mich mit dem Gedanken zurück, dass Luzifer alles andere als erfreut sein würde, wenn er erfahren würde, dass ich mich seinen Anweisungen wiedersetzt hatte.


Hallo, alle miteinander. Ich wollte nur mal fragen, wie ihr die Story bisher so findet und ob ihr Verbesserungsvorschläge habt. Hoffe euch hat das Kapitel gefallen :)

Zwischen Himmel und Hölle (slow updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt