Mittlerweile füllte sich der Schulhof etwas und ich saß auf einem Stein, am rande des Schulhofs. Es war schrecklich kalt, doch die frische Morgenluft tat gut. Den ganzen Tag Frau Hinze, gab es etwas schöneres? Auch wenn die Situation zwischen uns vorhin etwas verkrampft war, ich freute mich dennoch total. Nachdem sie mir schrieb, ich sollte mir keine Gedanken machen, fühlte ich mich wesentlich entspannter.
"Guten Morgen.", stöhnte Frauke und lies ihre Tasche vor meinen Füßen fallen. "Man, ich habe mich so beeilt. Ich dachte, ich komm noch zu spät." Kurz warf ich einen Blick auf meine Armbanduhr und schaute sie ein wenig verwirrt an. "Wir haben noch eine viertel Stunde Zeit.", sagte ich. Sie fing an zu lachen. "Bus verpasst. Ich musste den ganzen Weg laufen." Nun lachte auch ich. "Du wohnst ein paar Minuten Fußweg entfernt, Frauke." "Trotzdem fahre ich die zwei Haltestellen lieber mit dem Bus." Sie zuckte unschuldig mit den Schultern und grinste. Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, stieß sie mich mit ihrer Elle in die Seite und sah mich fragen an. "Also. Erzähl." "Über unseren Emailaustausch habe ich dir ja alles gesagt. Vorhin traf ich sie vor dem Lehrerzimmer. Wir haben uns sogar Berührt." "Uuhh.", kam es nur von ihr. Diesmal stoß ich ihr in die Seite. "Sie hat bloß ein Klassenbuch gesucht und wir standen so dicht beieinander, dass sich unsere Arme berührten." Alleine bei dieser Erinnerung durchzog es mich vollkommen und dieses mir bekannte Kribbeln breitete sich wieder aus. "Irgendwie war es aber verklemmt. Sie wollte ihre Hand auf meine Schulter legen, zog sie aber wieder weg." Frauke sah nachdenklich aus. "Vielleicht hat sie Angst, dir Hoffnungen zu machen." Ich zuckte mit den Schultern. "Kann sein. Aber irgendwie wirkte sie auch total nervös." Nun zog sie eine Augenbraue nach oben und blickte mich eindringlich an. "Genau das meinte ich gerade mit Hoffnung." Ich musste einen Moment überlegen, was sie meinte. "Quatsch. Ich mache mir keine Hoffnungen. Aber komisch war es schon." Ein leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen, dann legte Frauke einen Arm um mich. "Ach Süße. Ich würde dir nichts mehr wünschen als das. Aber bitte interpretiere in ihre Gesten nicht all zu viel rein, ok? Ich möchte nicht, dass du nachher noch enttäuschter bist."Nachdem Klingeln liefen wir in unseren Klassenraum und setzten uns an unsere Tische. Frauke saß wieder neben mir und Frau Hinze sagte auch diesmal nichts dazu.
Frau Hinze begrüßte uns und startete dann auch sofort. "Ich weiß, 6 Stunden Mathe ist wirklich nicht das, was ihr euch erträumt. Aber ich versuche es, so angenehm wie möglich zu gestalten." 6 Stunden mit Frau Hinze. Ich hatte gerade absolut nichts dagegen. "Wir halten uns in diesen Tagen auch nicht an die geregelten Pausenzeiten, sondern legen sie uns so, wie wir sie gerade brauchen, ok?" "Super, also ich brauche jetzt erstmal Pause", rief einer meiner Mitschüler und fing an zu lachen. Doch Frau Hinze ging nicht darauf ein und fuhr fort. "Wir beginnen als erstes mit einer Gruppenarbeit, um uns langsam heran zu tasten. Findet euch bitte in vierer Gruppen zusammen und überlegt euch ein Thema in der Mathematik. Es ist nicht schlimm, wenn eine Gruppe das Thema der anderen hat. Wir werden alle noch durchgehen. Sammelt zu dem Thema alles was euch dazu einfällt und übertragt es dann auf ein Plakat. Und zwar so, dass es jemand, der keine Ahnung davon hat, verstehen würde." Sofort waren Linda, Bea, Frauke und ich uns einig, eine Gruppe zu bilden. Wir tauschten nur ein paar Blicke aus und die Sache stand fest. "Gut, wenn es keine Fragen mehr gibt, dann geht es jetzt los."
Und schon eilten Bea und Linda auch schon zu unserem Tisch, um sich gleich darauf einen Stuhl zu schnappen, auf den sie sich genau vor uns setzten. "Also Leute, welches Thema nehmen wir?", fragte Bea aufgeregt. Sie war in Mathe eine Eins und sprudelte regelrecht vor Euphorie. "Keine Ahnung. Die sind doch alle langweilig.", stöhnte Linda. "Wie wäre es denn mit Gleichungen?", fragte Bea wieder. Mir war es total egal. Da ich in Mathe kein einziges Thema verstand, gab ich mich mit allem zufrieden. "Von mir aus. Wenn du die Leitung übernimmst? Du bist vermutlich das einzige Mathegenie in unserer Runde.", sagte Frauke und schmunzelte. Linda ich mussten lachen und schoben Bea einen Notizblock und einen Stift rüber. "Dann mal los, du Ass.", kicherte ich. Doch Bea nahm es ziemlich gelassen und begann sogleich zu schreiben.
Als wir schon ein paar Ideen zu Papier gebracht haben, ließ ich meinen Blick zu Frau Hinze wandern. Ich versuchte mich so unauffällig wie möglich zu verhalten und entdeckte sie bei einer der anderen Gruppe, wie sie sich dort über einen Tisch beugte, eine Hand an einer Stuhllehne stützend. "Emily, kannst du uns schon mal ein Plakat besorgen?", riss mich Bea aus meinen Gedanken. "Ähm, ja. Klar." Ich sah mich suchend im Raum um, doch fand ich nirgends etwas, was aussah wie Plakate. "Wo sind die denn?", fragte ich in die Runde, den Blick immer noch suchend. "Keine Ahnung. Frag am besten mal Frau Hinze.", entgegnete mir Linda. Ich sollte Frau Hinze fragen? Diese saß mittlerweile wieder an ihrem Pult und schrieb irgendwas. "Soll ich gehen?", flüsterte mir Frauke zu. Was sollte denn schon passieren? Wir haben ja eigentlich alles geklärt. Außerdem waren wir nicht alleine. Also eigentlich kein Problem. "Nein, schon gut. Ich gehe schon." Frauke sah mich verunsichert an, doch ich signalisierte ihr mit einem kurzen Nicken, dass alles in Ordnung war. Langsam stand ich auf, strich mir meinen Pullover glatt und setzte einen Schritt vor den anderen. Je näher ich ihr kam, desto schneller fing mein Herz an zu schlagen. Plötzlich wurde ich furchtbar aufgeregt. Dann stand ich vor ihr, doch sie bemerkte mich nicht. "Frau Hinze?", fragte ich sie. Beinahe schon flüsternd. Sie sah zu mir auf und wirkte ein wenig überrascht. "Emily. Alles in Ordnung?", fragte sie. "Ich..ähm. Ich..also unsere Gruppe...Wir finden keine...ähm, also wo sind denn die Plakate?", stotterte ich. Oh Gott! Sie musste doch denken, ich bin total bescheuert. Ich bekam kaum ein vernünftiges Wort raus, wenn ich in diese Augen sah. Sie war mir so nah und sah mich liebevoll an. "Ach herrje. Daran habe ich gar nicht mehr Gedacht. Die sind im Kunstraum. Ich gehe sie schnell holen. Komm einfach mit, ich brauche Hilfe beim tragen." Ich sollte mit kommen? Alleine? Mit ihr? Der Kunstraum lag drüben, im anderen Gebäude. Unten im Keller. Ganz ruhig, Emily. Du schaffst du. Ihr holt doch nur Plakate, dachte ich. Frau Hinze stand auf und ging los. Schnell huschte ich hinter ihr her und lief nervös an unserem Gruppentisch vorbei. Frauke sah mich erstaunt an und ich riss die Augen etwas weiter auf, um ihr zu zeigen, dass ich nervös war. Dann verließen wir auch schon das Klassenzimmer, das Gebäude und gingen hinüber zum Kunstraum. Frau Hinze hatte einen zügigen Schritt und ihr Duft drang gezielt in meine Nase. Während ich ein kleines Stück hinter ihr lief, betrachtete ich ihren wunderschönen Körper. In ihrer engen Jeans kam ihre Figur noch mehr zur Geltung und ich musste mich wirklich zusammenreißen. Wir gingen die Treppe hinunter und blieben vor einer großen Holztür stehen. Frau Hinze zog ihren Schlüsselbund aus ihrer Hosentasche und schloss die Tür auf. "Mal sehen, wo sie sich verstecken.", scherzte sie. "Ach, da sind sie ja. Bist du so lieb und nimmst diesen Stapel schon mal? Ich nehme dann den zweiten." Sie drückte mir einen Haufen Plakate in die Hand und währenddessen berührten sich unsere Hände. Wie ein Blitz durchschoss es meinen Körper und Frau Hinze und ich sahen uns einen Moment nur in die Augen. Dann zog sie ihre Hand weg, so als hätte sie sich an etwas verbrannt. Doch für eine Millisekunde hielt ich ihren kleinen Finger mit meinem fest. Die Plakate fielen zu Boden, doch wir sahen uns noch immer an. Dann beugte sie sich nach unten und sammelte hektisch die Plakate auf. "En...Entschuldigung. Das wollte ich nicht.", sagte ich. Es war vielmehr ein schreien. Doch sie reagierte nicht darauf und so kniete ich mich ebenfalls auf den Boden, um ihr zu helfen. Doch sie hob abwehrend ihre Hände, ohne mich jedoch dabei anzusehen. "Schon gut. Geh doch mit dem anderen Stapel schon mal vor. Ich komm gleich nach.", befahl sie mir. Ihre Stimme klang unsicher und zittrig. Mir stieg der Schweiß ins Gesicht und ich tat, was sie mir sagte. Mit zitternden Händen nahm ich den zweiten Stapel und bewegte mich eilig aus dem Raum. Ich rannte die Treppen hoch, raus aus der Tür und blieb stehen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich hatte das Gefühl, das meine Beine jeden Augenblick versagen würden. Doch ohne weiter darüber nachzudenken, trugen sie mich wie von selbst zurück zu unserem Klassenzimmer. Als ich dort ankam, legte ich die Plakate auf einen freien Tisch und setzte mich still neben Frauke. Sie sah mich nur an und wusste sofort, das irgendwas nicht stimmte. Während die anderen beiden Mädchen in der Aufgabe vertieft waren, musterte Frauke mich gründlich. "Was ist passiert? Emily!" Ich wollte Frauke antworten, doch ich konnte nicht. Ich war einfach zu aufgewühlt. Sie schien es zu verstehen und nahm meine Hand. "Ich bin hier. Alles ist gut.", sagte sie leise. Nichts war gut. Da war etwas gewesen. Zwischen mir und Frau Hinze. Ich habe es doch gespürt. Dieser eine Moment, indem ich ihre Hand berührte. Indem wir uns nur in die Augen blickten. Da war etwas. Und Frau Hinze musste das doch auch gespürt haben, das wusste ich. Sowas konnte ich mir doch nicht einbilden. Oder doch? Nun kam auch Frau Hinze wieder ins Klassenzimmer und legte ihren Stapel auf meinen, den ich zuvor abgelegt hatte. Sie sah mich nicht an. Sie sah niemanden an. Ihr Weg führte geradewegs zu ihrem Pult. Auch auf die Fragen einiger Mitschüler reagierte sie nicht. Frau Hinze schien es gar nicht wahrzunehmen. Auch Frauke war es nicht entgangen. Sie zog mich an meiner Hand nach oben und schleifte mich praktisch aus dem Raum. "Ok. Emily. Erzähl mir was passiert ist." Sie klang so besorgt. Frauke hielt mich fest in ihren Armen und strich mich sanft über den Kopf. Langsam löste ich mich von ihr und sah sie an. "Ich glaube....ich glaube, da ist mehr." "Wie, mehr?", fragte mich Frauke ganz ruhig. "Wir waren im Kunstraum. Wegen der Plakate. Sie brauchte Hilfe beim tragen. Als sie mir diese gab, berührten sich unsere Hände. Es war....es war, als wäre da etwas passiert. Zwischen uns." Jetzt fing ich plötzlich an zu weinen. Doch nicht aus Traurigkeit. Nein. Ich war bloß so verwirrt und wusste nicht, was da vorhin passiert ist. Frauke nahm mich wieder in den Arm und drückte mich diesmal noch fester an sich. "Ach herrje. Süße...", flüsterte sie sanft.
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Gefährlicher Kuss (girlxgirl) #Wattys2017
RomanceEmily sah direkt in ihre Augen. Ein Stromstoß ließ ihren Körper durchzucken. Sie hatte das Gefühl, innerlich zu explodieren, als sie ihre Lehrerin sah. Nur ein Blick, eine Berührung hätten gereicht, um sie vollends dahin schmelzen zu lassen. Die Tat...