Kapitel 28

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Und dann komme ich nach Hause... Das waren die Worte, die sie damals am Telefon sagte, als ich sie im Supermarkt traf. Also doch! Sie war verheiratet. War das etwa ihr Mann? Und was war das dann.....mit mir? Mit uns? Was für ein Spiel spielte sie hier?

» Das ist unsere Lehrerin, Frau Hinze.«, erklärte Bea. » Frau Hinze! Hallo!«, schrie sie durch die Dunkelheit. Das Paar blieb stehen und Silke suchte nach der Stimme, die ihr soeben zu rief. Toll. Wirklich. Super gemacht, Bea. Ich wurde wütend. Dabei konnte sie doch nicht ahnen, was sie da gerade angerichtet hat.
Nun sah sie zu uns. Beschämt richtete ich meinen Blick zu Boden. Ich spürte plötzlich, wie sich ein Arm um mich legte. Es war Frauke, sie lächelte mir beruhigend zu.
Als ich wieder hoch sah, kamen Silke und ihre Begleitung direkt auf uns zu. 

Sie blieben vor uns stehen und für einen Augenblick glaubte ich, so etwas wie Angst in ihren Augen zu lesen. Vielleicht war sie aber auch einfach nur überrascht. » Hallo. Na? Genießt ihr eure Ferien?«, fragte Silke. Ihre Stimme klang munter. Und fröhlich. Hattest wohl einen schönen Abend. »So kann man es sagen.«, kicherte Bea. » Bernd, das sind Schülerinnen von mir.« Sie wand sich kurz diesem Mann zu und er lächelte uns freundlich zu. » Hallo. Freut mich.« Mich ganz und gar nicht. In mir kochte es. Ich war eifersüchtig. Und das nicht zu knapp. Wer war dieser Kerl. Es schien ihr ja scheinbar überhaupt nichts auszumachen.

» Genießen Sie die warme Nachtluft?«, fragte Frauke nun, mit einem leichten provokanten Ton. Doch Silke schien es gar nicht zu bemerken. Und wenn doch, ignorierte sie es gekonnt. » Wir waren gerade im Theater. Jetzt müssen wir aber auch schon weiter, sonst verpassen wir unsere letzte Bahn.« » Na, dann. Wir hoffen, Sie hatten einen schönen Abend.« Meine Augen funkelten ihr wütend zu. Doch auch darauf reagierte sie nicht. » Den hatten wir. Oder?« Silke legte ihre Hand auf Bernds Schulter und streichelte diese sanft. Er schenkte ihr dafür ein liebevolles lächeln. Sie wirkten vertraut. Sehr vertraut. Mein Magen zog sich zusammen und nachdem wir sie sich von uns verabschiedet haben und von Dannen zogen, nahm ich einen kräftigen Schluck von meinem Bier. Erst jetzt bemerkte ich, dass mich Jannis die ganze Zeit beobachtete. 

Ich zog eine Augenbraue nach oben und versuchte, ihn mit meinem Blick zu Boden zu starren. Doch es wirkte nicht. »Stehst du auf die?«, fragte er trocken und grinste dabei frech. Vor Schreck verschluckte ich mich an meinem Bier und die Röte schoss mir ins Gesicht. Wie konnte er mich das fragen? Ausgerechnet vor Frauke und Bea. Na ja, bei Frauke war es mir ja noch egal. Aber Bea? Und woher wusste er das? War es so offensichtlich? Auch Bea und Frauke hörten nun ganz interessiert zu. »Was?« Das war das einzige, was ich raus bekam. »Ob du auf die stehst. Deine Lehrerin.« Ich wollte gerade etwas sagen, da kam Frauke mir zu vor. »Was denn? Ob Emily auf Frau Hinze steht?« Auf einmal fing sie laut an zu lachen. Beas Augen wurden immer größer und sie schien sehr an einer Antwort interessiert zu sein. Was sollte das denn jetzt? Frauke würde doch nicht....oder doch? 

 » Ist doch ne ganz einfache Frage. So wie du sie vorhin angeglotzt hast. Als wärst du total scharf auf die.« In diesem Moment war ich sprachlos. Ich hatte keine Ahnung, wie ich darauf reagieren sollte. Plötzlich spürte ich den ganzen Alkohol in meinem Körper und mir wurde schlecht. » Emily? Magst du Frau Hinze?«, mischte sich nun auch Bea ein.
Meine Sprache war noch immer nicht zurück gekehrt. » Ich denke, ihr habt da beide etwas missverstanden.« Frauke lachte schon wieder. Diesmal klang es beinahe so, als würde sie sich darüber lustig machen. Dabei fand ich das alles ganz und gar nicht zum lachen. » Das denke ich nicht. Ich weiß doch, was ich gesehen habe.« Was wollte dieser Jannis? Worauf legte er es an? » Emily, ich hab es auch gesehen. Es war fast so, als wärst du in sie verliebt und hast Angst, dass es Jemand merkt.« » Keine Ahnung, was ihr meint.« Nervös nahm ich noch einen Schluck. Jannis wollte mir gerade darauf antworten, da schnitt Frauke ihm auch schon das Wort ab. » Stimmt. Sie hat Angst, dass Frau Hinze sich verquatscht.« Jetzt fing Jannis spöttisch an zu lachen. » Ich hab es doch gewusst.« Aber Frauke hob abwehrend die Hände. » Wohl kaum. Sollen wir es ihnen sagen, Emily?« Was? Was sollen wir sagen? Das Silke und ich uns geküsst haben und das ich seit Jahren in sie verliebt bin? Ich war wirklich enttäuscht von ihr. Wahrscheinlich habe ich mich die ganze Zeit in Frauke getäuscht. Ich kannte sie doch auch kaum. So viel wusste ich von ihr auch nicht. Nicht so viel, wie sie von mir. Sie wusste alles über Silke und mich. Fast alles. Nun war ich wirklich froh, ihr nicht mehr darüber erzählt zu haben. Jetzt würde sie mich verraten und nach den Ferien wird es die ganze Schule wissen. Sie würden alle über uns herziehen, Silke würde ihren Job verlieren und ich womöglich von der Schule fliegen. Wie konnte ich Frauke so falsch einschätzen?

» Emily und ich sind seit ein paar Monaten zusammen.« Hä? Jetzt verstand ich wirklich nichts mehr. » Frau Hinze weiß davon und hat versprochen, es keinem zu erzählen.« Mir fiel die Kinnlade runter. Auch Jannis und Bea waren offensichtlich überrascht und sagten kein Wort. Damit hat wohl niemand gerechnet. Und ich wusste nicht genau, ob mir das gerade gefallen sollte. Aber sie hat mich gerettet. Sie hat versucht, mir aus der Situation zu helfen. Frauke wollte mich schützen. Das sie damit nun eine riesen Lüge gestartet hat, war ihr wahrscheinlich noch nicht so richtig bewusst. Aber wie denn auch, bei dem Alkoholpegel. Frauke drückte mir nun einen Kuss auf die Wange. » Siehst du? Jetzt ist es raus. Und so schlimm war es doch gar nicht. Oder...Schatz?« Ach du Scheiße. » Ja. Ähm.«, stotterte ich. » Alles ist gut. Mach dir keine Gedanken. Oder findet ihr das schlimm?« Nun sah sie erwartungsvoll zu Bea und Jannis. Die beiden wirkten immer noch überrascht, aber Jannis fing sich zu erst. » Krass. Ihr seid also zusammen?« Frauke und ich nickten beide. Frauke jedoch weitaus überzeugter als ich. Aber was blieb mir anderes übrig, da jetzt mitzuspielen? Wenn ich das nicht tun würde, würde ich Fraukes Lüge aufdecken und bald würden alle von Silke und mir wissen. » Also...ich finde das echt toll. Aber seit wann? Man hat gar nichts bemerkt.« » Wir wollten erst sicher gehen, das es was ernstes ist, bevor wir es offiziell machen.« » Und ich hab vorhin echt gedacht, du stehst auf mich. Ich wusste ja nicht, das ihr beide vom anderen Ufer seid.«, grinste Jannis. » Tja. Tut mir Leid, das du dich da so verschätzt hast. Kommt in den besten Kreisen vor.« Jetzt musste auch ich grinsen. Frauke hat ihm gerade den Wind aus den Segeln genommen. Er hatte es verdient. Ich konnte ihn nicht leiden. 

*****

 

Nachdem wir uns von Bea und Jannis verabschiedeten, die beide in die andere Richtung mussten, verließen Frauke und ich den Bahnhof. Natürlich Hand in Hand. 
Als wir draußen standen, zündeten wir uns eine Zigarette an. 
» Ich hoffe, du bist mir nicht böse. Aber mir fiel so schnell nichts besseres ein.« Entschuldigend sah sie mich an. » Schon gut. Ich bin dir gerade einfach nur dankbar. Ich dachte erst...« Ich sprach meinen Gedanken nicht aus, doch Frauke war nicht auf den Kopf gefallen. » Was? Das ich dich verpfeife? Das hast du echt gedacht?« Jetzt wirkte sie irgendwie enttäuscht. Keine Ahnung, was ich darauf antworten sollte. Denn das habe ich tatsächlich gedacht. Doch mir tat dieser Gedanke schon wieder unendlich Leid. » Ich glaub es nicht. Du hast mir das echt zugetraut?« Nun sah ich ihr direkt in die Augen. » Nein! Das hab ich nicht. Ehrlich. Ich hatte einfach nur Angst in dem Moment.« Fraukes Gesicht entspannte sich wieder. » Tut mir Leid.« Das tat es mir wirklich. Sie überlegte nicht länger und nahm mich in den Arm. Diese ganze Anspannung machte sich plötzlich in mir bemerkbar. Tränen stiegen mir in die Augen und meine Hände fingen an zu zittern. Zwar versuchte ich, die Tränen runterzuschlucken, doch es wollte mir nicht gelingen. Sie liefen mir über das Gesicht. Und ein leises Schluchzen brachte Frauke dazu, mich noch näher an sich ran zu drücken.

Nach ein paar Minuten löste ich mich von ihr und stellte mir dann eine ganz andere Frage. Als hätte sie meine Gedanken gelesen, sprach sie sie laut aus. » Wer zum Teufel war denn dieser...Kerl?« Sie sprach das Wort Kerl aus, als wäre es irgendetwas sehr schmutziges. » Keine Ahnung. Aber sie schienen sich sehr nahe zu sein.« » Ich glaube, das war ihr Mann.« Was? Sofort schossen mir die Tränen wieder in die Augen. Meine Beine fühlten sich an wie Pudding und ich hatte das Gefühl, als würde der Boden unter mir zusammen brechen. Dann erinnerte ich mich an was. » Aber der ist doch gestorben, oder nicht?« » Wo hast du denn sowas gehört?« Der letzte funken Hoffnung zerbrach.

Gefährlicher Kuss (girlxgirl) #Wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt