Mein Wecker riss mich unsanft aus dem Schlaf. Nachdem ich etwas zu mir gekommen bin, dachte ich sofort wieder an den gestrigen Tag. An den Kuss. Frau Hinze und ich haben uns geküsst. Noch immer konnte ich es nicht so ganz glauben. Vielleicht war es ja doch nur ein Traum.
Als ich vor dem Schulgebäude stand, beschloss ich, mich noch ein paar Minuten auf die Bank zu setzen. Ihr Auto war noch nicht da und vielleicht würde ich sie vor dem Unterricht noch sehen. Ich zündete mir eine Zigarette an und schloss die Augen. Nur noch eine Woche bis zu den Sommerferien. Wie sollte ich es bloß ohne sie aushalten? Und da fiel es mir wieder ein. Sie hat dieses Angebot bekommen. Was, wenn sie es angenommen hat? Dann würde ich sie vielleicht nie wieder sehen. Was sollte dann aus uns werden? Gab es überhaupt ein 'uns'?
Auf einmal sah ich ihr Auto an mir vorbei fahren. Nachdem sie ausstieg, bemerkte sie mich und lächelte mir leicht zu. Dann ging sie genau in meine Richtung. Mein Puls beschleunigte sich sofort und mein Herz schlug mir bis zum Hals. »Guten Morgen, Emily.«, sagte sie lächelnd. »Guten Morgen, Frau Hinze.« Ohne ein weiteres Wort setzte sie sich neben mich und suchte in ihrer Jackentasche nach ihrer Zigarettenschachtel. Dabei streifte sie leicht meinen Arm und mein Körper zuckte sofort zusammen. Nachdem sie die Schachtel gefunden hat und sich eine Zigarette heraus fischte, kramte sie nach ihrem Feuerzeug. Ich reagierte sofort und hielt ihr meins hin. Doch sie dachte nicht daran, es mir aus der Hand zu nehmen. Frau Hinze beugte sich ein wenig zu mir und ich gab ihr Feuer. Dabei legte sie ihre Hände um meine, um die Flamme vor dem Wind zu schützen. Doch es war kein Wind zu spüren. Langsam zog sie an ihrer Zigarette, um den Rauch sofort wieder auszupusten. Noch immer lagen ihre Hände um meiner. Sie sah so unglaublich heiß aus, wenn sie rauchte. »Danke.«, hauchte sie und löste sich nun aus unserer Berührung. Ich räusperte mich und steckte das Feuerzeug zurück in meine Hosentasche. Oh Gott. Wie kann man nur so sexy sein? Unsere Hände lagen nun beide nebeneinander auf der Bank und unsere kleinen Finger berührten sich zart. Ich hatte absolut keine Ahnung, was ich nun tun sollte. Sollte ich etwas sagen? Oder lieber schweigen?
» Und...wie, ähm.«, ich räusperte mich. » Wie hast du..ähm, Sie. Also, haben Sie gut geschlafen?« Verdammt. Reiß dich doch mal zusammen! Frau Hinze schmunzelte leicht. » Habe ich. Und du?« » Ja, auch.« Oh man, wie peinlich. » Also, was gestern passiert ist-« » Sollten wir nicht hier besprechen.«, unterbrach sie mich und sah sich dabei vorsichtig um. Ich verstand sofort und nickte. » Komm in der ersten Pause zur Aula. Dort sind wir unter uns.« Ich nickte ihr zu und Frau Hinze stand auf. Mit ihrem Fuß trat sie auf ihre Zigarette und setzte zum gehen an. Doch bevor sie ging, drehte sie sich noch einmal zu mir. » Wir sehen uns gleich im Unterricht.« Sie zwinkerte mir zu und machte sich dann auf den Weg ins Gebäude. Nun war ich endgültig dahin geschmolzen. Wie konnte man nur so unwiderstehlich sein? Sie hat es geschafft, mich in nur 5 Minuten fix und fertig zu machen. Mein Herz beruhigte sich jedoch endlich ein wenig und ich schaffte es, mich nun ebenfalls ins Gebäude zu bewegen.Je näher ich dem Klassenzimmer kam, desto lauter wurden die Stimmen. Mittlerweile haben sich die meisten Schüler schon vor den verschlossenen Türen versammelt und ich erkannte sofort Fraukes Stimme. Als ich etwas näher kam, sah ich sie zusammen mit Bea in ein Heft schauen. Von hinten schlich ich mich an sie heran und legte dann mit einem lauten »Buh!« meine Hände um ihre Schultern. Beide erschranken sich so stark, dass das Heft zu Boden fiel und mich Frauke fast mit ihrer Hand in meinem Gesicht erwischte, als sie ihre Arme wild durch die Luft wirbelte. »Man, du hast mich erschreckt!«, schrie Frauke mir entgegen, doch sie lachte sofort drauf los. Nur Bea schien mit dem falschen Fuß aufgestanden zu sein und schüttelte verständnislos den Kopf. »Tut mir Leid. Kann ich kurz mit dir reden?«, fragte ich Frauke und zog sie sogleich an ihrem Arm. Wir gingen etwas weiter weg, zu einer Sitzgruppe. Dort war niemand mehr, denn alle warteten bereits wie hungrige Löwen vor ihren Türen, als würden sie auf die große Fütterung warten. »Was ist los?«, fragte sie mich besorgt. »Frau Hinze will mich in der Pause sprechen. Sie sagte, ich soll in der ersten Pause zur Aula kommen.« Während ich sprach, sah ich mich immer wieder verstohlen um, um sicher zu gehen, dass uns niemand hören konnte. »Das klingt doch super. Weißt du schon, worum es geht?« »Ich denke, um unseren Kuss gestern. Wir saßen vorhin zusammen auf der Bank und haben uns unterhalten. Wenn man das überhaupt so nennen kann.« Frauke sah mich gespannt an. »Ich hatte plötzlich keine Ahnung, wie ich mich verhalten soll. Sollte ich sie jetzt duzen? Ich hab total herum gedruckst.« »Wahrscheinlich solltest du erstmal das Gespräch abwarten, bevor du dir so viele Gedanken machst. Und wenn du dir unsicher bist, frag sie doch einfach.« Wie unangenehm. Frauke nahm mich in den Arm und flüsterte mir ins Ohr. »Du solltest jetzt aber erstmal tief durchatmen. Wir haben jetzt 2 Stunden Unterricht bei ihr.« Sie löste sich wieder aus unserer Umarmung und lächelte mir zu. Daran habe ich jetzt überhaupt nicht mehr gedacht. Wie sollte ich das denn jetzt überstehen? 2 Stunden Mathe und das auch noch vor unserem Gespräch. Das überstehe ich doch nie. Wir gingen wieder zurück zu den anderen, als Frau Hinze auch schon um die Ecke kam. Sie schloss die Tür auf und blieb, wie immer, draußen stehen, um uns alle zu begrüßen, während wir eintraten. Unsicher ging ich an ihr vorbei, doch ich brachte kein Wort heraus. Auch sie schien etwas verunsichert und grinste nur übers ganze Gesicht.
Frauke und ich setzten uns auf unsere Plätze, während Frau Hinze die Tür hinter sich schloss und zum Pult ging. Sie verhielt sich ganz normal und begrüßte uns alle noch einmal mit einem »Guten Morgen.«, um dann den Unterricht zu starten. Das kann ja was werden.
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Gefährlicher Kuss (girlxgirl) #Wattys2017
RomanceEmily sah direkt in ihre Augen. Ein Stromstoß ließ ihren Körper durchzucken. Sie hatte das Gefühl, innerlich zu explodieren, als sie ihre Lehrerin sah. Nur ein Blick, eine Berührung hätten gereicht, um sie vollends dahin schmelzen zu lassen. Die Tat...