Ich weiß nicht, was mich am meisten aufregt, als ich mich zu ihm umdrehe, um ihm einen Stinkefinger zu zeigen: seine muskulösen Arme, die er hinter dem Kopf verschränkt hält, sein freches Zwinkern, sein selbstgerechtes Grinsen oder sein Grübchen, das ich nicht umhin konnte zu bemerken. Aber dir Liste mit allem, was mich demütigt, wird noch länger, als ich an mir hinunterschaue. Ich weiß nicht mehr, was das Schlimmste ist: Sportschuhe zu tragen, die mir viel zu groß sind und bestimmt lächerlich aussehen, die Tatsache, dass er mich damit gesehen hat, oder einfach nur, dass ich damit nicht wegrennen kann, um seinem Blick, der auf mich gerichtet ist, zu entkommen.
Aufs Geratewohl laufe ich los, so schnell ich kann, und schicke meiner besten Freundin eine SMS, um mich mit ihr zu verabreden, egal wo, Hauptsache jetzt und sofort und an einem Ort, wo möglichst wenig Leute unterwegs sind, die meine Füße anstarren könnten. Gern hätte ich sie darum gebeten, mir ein vernünftiges Paar Schuhe mitzubringen, aber sie ist nicht zu Hause, und ich habe keine Lust zu warten, bis sie den gesamten Hin- und Rückweg zurückgelegt hat. Das war's dann wohl für heute mit einer würdevollen Fußbekleidung.
Ich treffe mich mit Bonnie am Dog Beach, einem steinigen, naturbelassenen Strand, auf dem keine Urlauber unterwegs sind, der aber dafür bei Spaziergängen mit Hunden hoch im Kurs steht, denn es ist der einzige, an dem sie zugelassen sind. Seit wir uns kennen, haben wir die Gewohnheit, uns nach dem Unterricht dorthin zurückzuziehen. Wir setzen uns immer in den trockenen Sand, beobachten die Hunde, die am Wasser entlanglaufen, und überlegen, welchen wir uns aussuchen würden, wenn unsere Eltern uns endlich erlauben würden, einen zu halten.
Was niemals geschehen ist und auch niemals geschehen wird.
„Was ist denn mit dir los?", fragt mich Bonnie und wirft mir mit der entrüsteten Miene, die sie gerne aufsetzt, einen schiefen Blick zu.
„Nichts, ich bin nur gerannt", erwiderte ich und verstecke meine Wangen, die von der Anstrengung bestimmt getötet sind.
„Ich meine nicht deine weiße Haut, die nichts aushält", gibt sie zurück und verdreht die Augen.Ach ja Bonnie ist schwarz. Afroamerikanerin, sagt man hier. Sie ist sehr stolz auf ihre Farbe, aber ganz und gar nicht auf ihren echten Vornamen, Ebony, der so viel wie „Ebenholz" bedeutet.
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Forbidden Games
FanfictionEinen Blödmann zu lieben, das ist ja an sich schon nicht leicht, aber Matteo Balsano zu lieben, das ist die ultimative Herausforderung! *** Vor drei Jahren habe ich meinen schlimmsten Feind kennengelernt. Nur dass Matteo Balsano auch noch der Sohn d...