Kapitel 9

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Der noch mehr will und ihn anfeuert. Nein, Alfred der Alligator ist kein gutes Thema für einen Liedtext. Nein, Harry der Hahn lockt niemanden hinter dem Ofen hervor. Und nein, am allerwenigsten ist Luna ein guter Name für eine Libelle. Wenn ich mir diese raue Stimme und diesen penetranten Gesang noch eine Sekunde länger anhören muss, kriege ich einen Koller. Ich schlüpfe in Baumwollshorts, stecke Handy und Schlüssel in meine Mini-Umhängetasche, nehme meine Sandalen in die Hand, um auf der Treppe keinen Lärm zu machen, und versuche, mich unbemerkt aus dem Haus zu schleichen.

Schon als ich oben auf der ersten Stufe stehe, blickt Matteo zu mir herauf, unterbricht seine Kinderreime und wandert den Text:

„Endlich geschafft, Luna hat sich aufgerafft und ihre Beinbehaarung abgeschafft", sind er zur selben Melodie, und in seiner Stimme schwingt nun auch noch ein spöttisches Grinsen mit.
„Halt für Klappe, Balsano!", rufe ich und schleudere reflexartig eine meiner Sandalen in seine Richtig, während ich gleichzeitig die Treppe hinuntersause.

Mit einer geschmeidigen Bewegung, präzise und lässig zugleich, hebt Matteo seine Gitarre schützend vors Gesicht, um das Wurfgeschoss abzuhalten, und Harrison lacht noch mehr.

Schade, ich hatte so gut gezielt...

Wenigstens ist jetzt Schluss mit der Musik.

Und, verdammter Mist, ich habe nur noch eine Sandale!

Ich pfeffere die zweite hinterher, schon aus Prinzip, und flüchte in den Eingangsraum, während Sienna von ihrem Büro aus brüllt:

„Könnt ihr nicht endlich mal aufhören mit diesen Krawall? Luna, ich hoffe für dich, dass Harrison nichts Wertvolles ruiniert hat."

Ich offen die Haustür, um zu flüchten, bevor meine Nerven mit mir durchgehen, schnappen mir, ohne nachzudenken, Matteos Sportschuhe, die er dort hat liegen lassen, schlüpfen auf einem Bein hüpfend hinein, merke, dass er Größe 42,5 hat und ich 39, binde hastig die Schnürsenkel zu, solange ich noch nicht in Blickweite bin, und setze dann meinen Sprint vor der Villa fort, und durch das Tor zu laufen. Hinter mir höre ich, wie das Wohnzimmerfenster aufgeht und mir die widerwärtige tiefe Stimme hinterherruft: „Schöne Beine, Valente! Ist besser ohne Jeans! Und hübsche Treter!"

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